
Nachdem ich letztes Jahr »Fawkes« von Nadine Brandes gehört habe, habe ich mich riesig gefreut, als rauskam, dass es ein weiteres historisches Retelling geben wird und dann auch noch eines, das zu so einer spannenden Zeit spielt. Außerdem finde ich es immer super spannend wenn es mal ein anderes Setting gibt als die USA/England und Russland ist ein Land, das ich ohnehin wahnsinnig interessant finde, von daher hatte »Romanov« bei mir da schon von vornherein ein paar Pluspunkte gesammelt.

»Romanov« erzählt die Geschichte von Anastasia Romanov im Jahre 1918, nach der Oktoberrevolution und den Folgen derer für die Zarenfamilie. Allerdings gibt es einen magischen Twist: Anastasia hat die Aufgabe bekommen einen Zauberspruch von Sibirien nach Jekaterinenburg zu schmuggeln, der ihrer Familie das Leben retten könnte. Unterstützung erhält Anastasia dabei von dem Bolschewiken Zash, der eigentlich ihr Feind ist – und zu dem sie sich dennoch hingezogen fühlt. Und Nastya kann jede Hilfe gebrauchen, denn es sind einige Leute hinter dem Zauberspruch her, in einer Zeit, zu der jeder Atemzug ihr letzter sein könnte.

Ich oute mich gleich mal zu Anfang: Den Zeichentrick Film Anastasia kenne ich nicht. Mit der Geschichte um die Romanows war ich eher nur am Rande vertraut, aber nichtsdestotrotz wollte ich dieses Buch unbedingt lesen, denn schon in »Fawkes« hat mir so gut gefallen, wie die Autorin historische Ereignisse mit magischen Elementen verwebt und zwar so, dass es sich total natürlich anfühlte. Als wäre die Vergangenheit wirklich magisch. Das war etwas, das ich gehofft hatte in »Romanov« wiederzufinden und ich wurde nicht enttäuscht.
In »Romanov« gibt es sogenannte Spellmaster, die mit magischer Tinte Zaubersprüche kreieren können. Nastya wäre gerne ein solcher Spellmaster, aber es gibt niemanden, der sie unterrichten kann, da die Bolschewiken gegen Magie sind.
Wie gesagt wusste ich im Vorfeld nicht allzu viel über die Exekution der Romanows, lediglich, dass diese 1918 stattfand. Ich will nicht sagen es war gut, dass ich so wenig darüber wusste, denn ich glaube, dass die Geschichte auch spannend ist wenn man das Datum kennt, an dem die Familie hingerichtet wird, aber so wusste ich es sehr zu schätzen, dass immer wieder Daten bei den Kapitelüberschriften auftauchten und ich eben nicht wusste, wann es soweit ist. So überkam mich nämlich das Gefühl die Zeit würde für die Romanows ablaufen und das war stellenweise ganz schön bedrückend zu lesen, vor allem, weil die Charaktere einem doch recht schnell ans Herz wachsen.
Trotz der prekären Lage in der sich die Familie befindet ist Nastya immer noch eine recht hoffnungsvolle Erzählerin und lässt sich nicht unterkriegen, was ich beeindruckend fand. Obwohl die Stimmung des Buches gerade in der ersten Hälfte sehr bedrückend ist habe ich gerne aus Nastyas Sicht gelesen und fand vor allem spannend, was alles passiert ist und habe ganz schön mit den Romanows mitgefiebert – trotz, dass ich wusste, wie für den Großteil der Familie alles ausgehen wird, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Zwar gibt es mehrere Romanow-Kinder, aber im Fokus stehen eindeutig Nastya und ihr kleiner Bruder Alexei, der krank ist und um den Nastya sich hingebungsvoll kümmert, so gut sie kann. Die Beziehung zwischen den beiden – beziehungsweise zwischen der gesamten Familie – war so schön zu lesen und ich fand es toll, dass dies ein großer Teil der Geschichte war.
Was für mich wiederum nicht unbedingt hätte sein müssen, war die Liebesgeschichte. Nastya verguckt sich relativ schnell in Zash, einen der Bolschewiken, die die Romanows bewachen. Dass hinter Zash mehr steckt und auch er Geheimnisse hat merkt man recht schnell, allerdings bleibt er auch sehr lange ein undurchsichtiger Charakter. Dafür, dass Nastya so viel über ihn nachdenkt und anfängt Gefühle für ihn zu entwickeln weiß man als Leser wirklich wenig über ihn.
Ich habe deshalb etwas gebraucht, um mich mit Zash als Charakter anzufreunden und weiß auch nach dem Lesen noch nicht so ganz, was ich von ihm halte, obwohl eigentlich alles was er tut nachvollziehbar ist. Und trotzdem ist da irgendwie ein klitzekleines Störgefühl geblieben, von dem ich nicht weiß wo es herkommt.
Während die erste Hälfte des Buches sich sehr an den tatsächlichen historischen Ereignissen orientiert, wird es in der zweiten Hälfte dann noch einmal magischer und vor allem richtig spannend. Ich hatte keine Ahnung wohin diese Geschichte führen soll, was toll war und ich habe mich gerne überraschen lassen. Es gab einige Charaktere in diesem Buch, die ich richtig gerne gehasst habe, weil sie Nastya das Leben schwer gemacht haben, und zu sehen wie sie dagegen ankämpft und alles tut, was sie tun muss, war wirklich schön. Nastya ist ein unglaublich starker Charakter, wie ich finde, was gerade das Ende noch einmal beweist. Ich glaube »Romanov« ist ein Buch, das mir so schnell nicht aus dem Kopf gehen wird und vor allem habe ich jetzt das Bedürfnis noch viel mehr über die Zeit zu lesen, zu der die Geschichte spielt.

Autor/in: Nadine Brandes
Seiten: 352
Verlag: Thomas Nelson
Sprache: Englisch
Reihe: –
Wertung: 4 Sterne
*Vielen Dank an Netgalley und den Thomas Nelson Verlag für das Rezensionsexemplar!