
»New Beginnings« ist ein wunderbares Beispiel, warum ich lieber auf Empfehlungen von anderen Menschen höre, als auf Cover oder Klappentext eines Buches zu achten – anfangs hatte ich mich nämlich etwas gesträubt zu diesem Buch zu greifen. Das Cover? Sieht aus wie gerade gefühlt jedes Cover eines New Adult Romans. Der Klappentext? Schon zehn Mal was ähnliches gelesen. Titel? Passt zwar zum Buch, aber eben auch nicht das Rad neu erfunden.
Nichtsdestotrotz haben mich die positiven Worte von Janika und Yvonne zu »New Beginnings« zumindest schon mal zu der Leseprobe greifen lassen. Und was soll ich sagen, ich war noch nach dem ersten Kapitel total angefixt und wollte unbedingt weiterlesen.

Nachdem Lena auch das zweite Studium hinschmeißt muss ein neuer Plan her, um ihre Eltern, die ihr nur Unverständnis entgegenbringen, zu besänftigen. Um sich überhaupt erstmal darüber klar zu werden, was sie eigentlich möchte, bewirbt Lena sich also als Au-Pair und landet bei den Coopers in Colorado, im schönen Green Valley mitten in den Rocky Mountains. Nicht ganz das, was Lena als Großstadtmädchen erwartet hat, aber schon bald verliebt sie sich in den Ort und auch mit Ryan, dem jüngeren Bruder ihres Gastvaters, der immer zu allen unfreundlich ist, lernt sie langsam aber sicher umzugehen und schafft es einen Blick hinter seine nörgelige Fassade zu werfen.

Hach, dieses Buch war wirklich schön! Ich freue mich richtig die Geschichte um Lena und Ryan für mich entdeckt zu haben, denn ich zähle sie jetzt zu einem meiner liebsten New Adult Romane. Das Buch war nicht perfekt, aber für mich hat es einfach sehr viel richtig gemacht und die richtigen Knöpfe gedrückt.
Die Kulisse
»New Beginnings« spielt in Green Valley, Colorado und die Stadt ist mindestens so malerisch wie der Name vermuten lässt. Die Beschreibungen der Landschaft und des Ortes haben mir so, so gut gefallen
Green Valley ist dabei genau die Art von Kleinstadt über die ich richtig gerne lese – malerisch und heimelig, mit ein paar Klischees versetzt, aber so, dass man sich dort genauso schnell wie Lena wohl fühlt. Ich für meinen Teil hätte gerne noch mehr Zeit in diesem Ort gebracht und freue mich demnächst mit dem zweiten Band dorthin zurückzukehren.
Green Valley ist die Art von Kleinstadt, bei der jeder jeden kennt und sich untereinander viel geholfen wird. Die Menschen waren füreinander da, eine richtige Gemeinschaft und hach, das war irgendwie so schön zu lesen und hat einfach nur gute Laune gemacht. Dabei fand ich besonders angenehm, dass hier zwar einige Kleinstadtklischees bedient werden, diese allerdings doch eher subtil sind und nicht so plakativ, wie ich es auch schon häufiger gelesen habe, was mir dann meist etwas zu viel ist. So war Green Valley für mich praktisch perfekt. Die Menschen, die Feste, einfach das Gefühl, welches diese Stadt vermittelt – so schön. (Schön scheint mein Lieblingswort in dieser Rezension zu sein #sorrynotsorry)
Neben den Menschen und dem Ort an sich wurde aber natürlich auch die Landschaft nicht außer Acht gelassen. Gefühlt wohnen die Coopers irgendwo im nirgendwo und zusammen mit Lena und Ryan erkundet man nach und nach auch ein wenig die Natur, die so schön bildlich beschrieben wurde, dass man sich zusammen mit Lena in die Rocky Mountains verlieben konnte. Ich für meinen Teil habe jedenfalls richtig Lust bekommen auch mal wandern zu gehen oder Ski zu fahren, auch wenn ich in letzterem mindestens so schlecht wie Lena bin.
Lena und Ryan
Und apropos verlieben, kommen wir zu den Charakteren. Lena gefiel mir gleich von Seite eins an als Erzählerin richtig gut. Obwohl sie in einer völlig anderen Lebenssituation steckt als ich fand ich sie herrlich relatable und mochte sie unfassbar gerne! Trotz, dass sie nicht so wirklich weiß, was sie mit ihrem Leben anstellen soll, lässt sie sich nicht herumschubsen und kann ordentlich Kontra geben, wenn jemand ihr blöd kommt – was Ryan gerade zu Anfang immer wieder tut.
Ryan wird im originalen Klappentext als Bad Boy bezeichnet, was ich als schlechtes Marketing empfinde, denn Ryan ist kein Bad Boy. Eher das Gegenteil. Er ist gerade zu Anfang sehr launisch und lässt seine miese Stimmung an Lena und seiner Familie aus und seine doofe Art ist nicht zu rechtfertigen, aber ich kann ihn verstehen. Ryan war nämlich sehr erfolgreicher Skifahrer, musste nach einer Verletzung aber seine Karriere an den Nagel hängen und hat also praktisch das gleiche Problem wie Lena: Er weiß nicht so recht wohin mit sich selbst. Es dauert ein wenig bis Ryan Lena an sich heran lässt, aber die Chemie von den beiden hat von Anfang an gestimmt, wie ich fand. Die Gespräche zwischen den beiden waren großartig, ich musste mehrmals lachen, vor allem auch weil Lena sich immer wieder in unmögliche Situationen manövriert. Die beiden zusammen waren jedenfalls sehr unterhaltsam und wie gesagt, ich fand die Chemie stimmte einfach. So blöd Ryan sich Lena gegenüber teilweise auch verhalten hat, ich hatte eigentlich nie das Gefühl, dass die beiden nicht auf Augenhöhe miteinander kommunizieren; Lena wusste nämlich sehr wohl mit einem schlecht gelaunten Ryan umzugehen.
Als die beiden sich dann nach und nach näher kamen fing ich an richtig mitzufiebern; da kriegt man fast selbst ein wenig Herzklopfen.
Was ich dabei am schönsten fand, war, dass dieses Buch verhältnismäßig undramatisch war, sondern sich für mich sehr realistisch angefühlt hat, was die Beziehung zwischen Lena und Ryan angeht. Es gibt Auf’s und Ab’s und die beiden waren weiß Gott nicht perfekt, aber sie hatten eine wirklich angenehme Dynamik. Gerade Ryan hatte mit seiner Verletzung sein Päckchen zu tragen, aber das war es auch an tragischen Hintergrundgeschichten, was ich wirklich angenehm fand. Man braucht eben nicht immer eine schlimme Vergangenheit, damit sich eine schöne Liebesgeschichte ergibt. Lena und Ryan haben es auch ganz ohne viel Drama geschafft, dass ich mit ihnen mitgefiebert habe.
Die Nebencharaktere
Neben Lena und Ryan sind mir aber auch die Nebencharaktere schnell ans Herz gewachsen, allen voran Lenas Gastfamilie, die Coopers. Amy und Jack waren super sympathisch und ihr Sohn Liam einfach ein richtiges Goldstück, der auch für einige Lacher sorgt – typisch Kind eben. Amy und Jack hatten es nicht unbedingt immer leicht mit Ryan, aber auch hier fand ich wieder schön, dass der Grundton doch harmonisch war. Auch wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt haben sich alle lieb und es war einfach schön über ein vollkommen unproblematisches Familienverhältnis zu lesen; über eine Familie, die sich höchstens mit Alltagssorgen herumschlägt, die jeder nachvollziehen kann.
Neben den Coopers sind ansonsten noch Izzy und Will sehr präsent. Izzy wird zu Lenas bester Freundin in Green Valley und Will ist Izzys bester Freund, der seinen Ruf als Frauenaufreißer weg hat. Die beiden waren nicht weniger sympathisch als der Rest der Truppe und ich bin schon sehr gespannt auf ihre Geschichte im zweiten Band »New Promises« (auch, weil ich hoffe Lena und Ryan dort als Nebencharaktere wiederzusehen).
Der Schreibstil
Und schließlich möchte ich noch ganz kurz den Schreibstil ansprechen, der mir äußerst gut gefallen hat. Wie gesagt habe ich Lena als sehr relatable empfunden, was unter anderem sicher dem Schreibstil zuzuschreiben ist. Die Dialoge fühlten sich sehr natürlich an, aber auch Lenas Gedanken. Oft habe ich bei Jugendbüchern und New Adult das Gefühl als würden AutorInnen, die schon nicht mehr im Alter ihrer Protagonistinnen sind, so schreiben, wie sie glauben, dass jüngere Menschen sprechen oder denken. Das fühlt sich für mich öfter mal etwas gestelzt an, aber das hatte ich hier überhaupt nicht. Deshalb freue ich mich jetzt umso mehr darauf noch weitere Bücher von Lilly Lucas zu lesen, in der Hoffnung, dass es mir bei ihren zukünftigen Werken genauso gehen wird. Für mich hat sie in »New Beginnings« einfach genau den richtigen Ton getroffen.

Ich kann euch »New Beginnings« nur ans Herz legen. Für mich war es die perfekte Mischung aus Mona Kastens »Begin Again« und Tina Köpkes »One of a Kind«. Das Kleinstadtfeeling ist schön heimelig und macht gute Laune, die Dynamik zwischen Lena und Ryan war toll und auch die Nebencharaktere wachsen einem gleich ans Herz. Jetzt Mal ehrlich, was will man mehr?

Autor/in: Lilly Lucas
Seiten: 336
Verlag: Knaur
Sprache: Deutsch
Übersetzung: /
Reihe: Green Valley #1
Wertung: 4 Sterne
Liebe Katharina,
es freut mich sehr, dass dir das Buch so gut gefallen hat. Ich kann mich deinen genannten Punkten nur anschließen. Ich hatte so viel Spaß mit den Figuren und wie du empfinde ich Ryan und Lena auf einer Höhe, Ryan nicht als Bad Boy und auch das wenige Drama als sehr angenehm. Ich denke auch, »New Beginnings« hätte gut und gerne komplett auf Drama verzichten können. Die Figuren sind so stark, die Geschichte hätte das Hin und Her zum Schluss irgendwie nicht gebraucht. Es hat mich auch etwas wütend gemacht, dass die Autorin tatsächlich noch diese Kehrtwendung einbaut. Ich kann zwar verstehen, wieso sie das getan hat, aber es wäre in meinen Augen nicht notwendig gewesen. Aber gut 🙂
Mir ging es zu Beginn übrigens ganz ähnlich wie dir. Ich fand das Cover nicht umwerfend und auch generell dachte ich, ich lass die Finger lieber von dem Buch, weil es einfach tausend Geschichten gibt, die dem Klappentext entsprechen. Ich habe »New Beginnings« auch nur gekauft, weil andere Blogger, deren Meinung ich sehr schätze, das Buch so gelobt haben und wie kann man bei dieser Geschichte auch anderer Meinung sein.
Ich möchte heute oder morgen mit »New Promises« anfangen und freue mich schon unglaublich darauf, Green Valley ein weiteres Mal zu besuchen 🙂
Liebe Janika,
bei dem Punkt, dass das Drama am Ende nicht hätte sein müssen stimme ich dir zu. Mich hat es nicht groß gestört, aber die Geschichte hätte auch gut ohne auskommen können.
Und dann wünsche ich dir ganz viel Spaß mit »New Promises« und bin gespannt auf deine Meinung!
Alles Liebe,
Katharina