
Ich bin jemand, der ein totaler Stimmungs-Leser ist, was damit gleichzusetzen ist, dass ich zu unterschiedlichen Jahreszeiten unterschiedliche Genres lesen mag. Während ich den Frühling und Sommer über beinahe nur Contemporary und sehr wenig Fantasy gelesen habe (so ist zumindest mein Gefühl, das müsste ich tatsächlich mal auf Goodreads nachgucken), so kommt im Herbst und Winter vielmehr die Lust Fantasy zu lesen wieder, gerne auch etwas düsterer und passend zum Wetter. Vielleicht werden auch endlich mal ein paar Krimis von meinem SuB erlöst.
Ich freue mich jedenfalls einerseits sehr über den Herbst, schließlich hatten wir einen tollen Sommer und ich habe so viele schöne Pullover für den Herbst und Winter, die bald angezogen werden können und gleichzeitig habe ich jetzt schon keine Lust demnächst wieder mit dem Fahrrad durch den Regen fahren zu dürfen, wenn das Semester wieder losgeht. Denn ehrlich, ich schwöre, letzten Herbst/Winter hat es jedes verdammte Mal angefangen zu regnen, sobald ich einkaufen gehen wollte. Jedes. Mal. Irgendwas hat das Wetter gegen mich.
Aber wie auch immer, es soll jetzt weniger um’s Wetter gehen, als um ein paar Bücher, die ich euch vorstellen möchte, weil diese sechs Geschichten finde ich besonders gut zum Herbst passen:
Fangen wir mal mit den Fantasybüchern an, die mir als erstes eingefallen sind:
1. Harry Potter und der Stein der Weisen von J. K. Rowling
Ich nenne hier stellvertretend für die ganze Reihe mal den ersten Teil, aber eigentlich sind alle Harry-Potter-Bände gemeint. Worum es geht spare ich mir an dieser Stelle mal aus offensichtlichen Gründen.
Der Grund, weshalb Harry Potter auf dieser Liste gelandet ist, ist, dass ich mit der Reihe einfach Kindheit und eine gewisse Beständigkeit und auch Gemütlichkeit verbinde, weshalb die Bücher finde ich ganz wunderbar zum Herbst passen. Gerade die ersten Bände sind noch auf diese leichte Art magisch, die einen staunen und träumen lässt, während die späteren Bände eher düsterer werden. Außerdem fängt das Schuljahr im September an, weshalb ich die Bücher ohnehin immer grob mit der Jahreszeit verbinde.
2. Nach dem Sommer von Maggie Stiefvater
Eines meiner absoluten Lieblingsbücher und einfach perfekt für den Herbst/Winter, denn der Name ist Programm.
Grace wartet jedes Jahr sehnsüchtig darauf, dass der Winter kommt und damit die Wölfe zurück nach Mercy Falls, denn sie wartet auf einen ganz bestimmten Wolf. Ihren Wolf, mit den gelben Augen, der sie damals gerettet hat. Was sie nicht weiß, ist, dass ihr Wolf gar kein Wolf ist. Zumindest nicht nur. Jedes Jahr, wenn es draußen kalt wird verwandelt Sam sich in einen Wolf, bis der Sommer wiederkehrt, ihm die Wärme seine menschliche Gestalt zurückgibt. Er lebt ein zerrissenes Leben, weder ganz Mensch noch Wolf und als Sam und Grace sich schließlich kennenlernen wird aus Graces sehnsüchtigem Warten ein Bangen auf die kalten Tage, die ihr Sam wieder nehmen.
Nach dem Sommer war nicht nur eines der ersten Jugendbücher, die ich gelesen habe, es war auch eines der ersten, die mich so berührt haben, dass ich weinen musste. Grace’ und Sams Geschichte ist so wunderschön wie tragisch, gepaart mit Maggie Stiefvaters schönem Schreibstil ein absolutes Highlight. Die Geschichte ist nicht actionreich, sondern langsam und gemächlich, konzentriert sich auf die Charaktere und nimmt einen schließlich doch vollkommen gefangen.
Ich liebe Nach dem Sommer und habe das Buch zuletzt vor einer halben Ewigkeit gelesen, aber ich denke diesen Herbst ist es definitiv noch einmal fällig, denn ich spiele jetzt schon länger mit dem Gedanken noch einmal in die Welt von Mercy Falls zurückkehren zu wollen.
3. Six of Crows von Leigh Bardugo
Ich denke auch hier kann ich mir einen Klappentext eigentlich sparen, denn bitte, wer hat das Buch bisher nicht gelesen oder zumindest davon gehört? Wenn ihr eine der wenigen Ausnahmen seid, dann tut euch einfach den Gefallen und lest dieses Buch, denn Six of Crows ist eine wunderbar düstere Fantasygeschichte, die genau deshalb so gut in den Herbst passt. Bei Six of Crows weiß man nie wer Held und wer Bösewicht ist, alle Personen sind eine wunderbare Mischung aus guten und nicht so guten Eigenschaften, es gibt kein schwarz und weiß, sondern nur Charaktere, die vom Leben und insbesondere dem Leben in Ketterdam geprägt wurden. Dazu ein spannender Plot und zack hat man doch das passende Buch für einen kuscheligen Abend auf der Couch, oder nicht?
So, wir wechseln jetzt mal das Genre und weiter geht es mit drei wunderbaren Contemporary Büchern:
4. Das verborgene Spiel von M. L. Rio
Da ich das Buch selbst nicht besser zusammenfassen könnte hier einmal der offizielle Klappentext:
Oliver Marks bekommt immer nur die Nebenrollen. Trotzdem ist der junge Schauspieler glücklich am renommierten Dellecher College, einer abgeschiedenen Welt mit flackernden Kaminfeuern und ledergebundenen Büchern. Die sieben Studenten seines Jahrgangs sind eine eingeschworene Gemeinschaft, besessen von der Schauspielerei und von Shakespeare. Die Typen, die sie auf der Bühne verkörpern, legen sie auch privat nicht ab: Mitläufer, Verführerin, Held. Der charismatische Richard gibt die unberechenbaren Tyrannen. Doch eines Tages treibt einer der Freunde tot im Collegesee. Die anderen stehen vor einer schwierigen Wahl: Sollen sie der Wahrheit ins Auge sehen oder weiter gegen sie anspielen?
Man liest es ja schon in der Beschreibung: Ledergebundene Bücher, ein abgeschiedenes College, flackernde Kaminfeuer… wer denkt da denn nicht an die dunkle Jahreszeit? Das verborgene Spiel hat mich letztes Jahr total vom Hocker gehauen. Die Autorin hat einen wirklich schönen Schreibstil, der einfach so ein bestimmtes Gefühl beim Lesen vermittelt, das mich begeistern konnte. Die Geschichte geht unter die Haut, man wird ein wenig in die Irre geführt, weiß eigentlich worauf das alles hinausläuft und wird dennoch überrascht. Die Spannung und unbehagliche Stimmung machen Das verborgene Spiel für mich perfekt für den Herbst und ich spiele mit dem Gedanken mir das Buch noch einmal im Original zu holen, denn ich habe es auf deutsch gelesen und mich würde wahnsinnig interessieren wie viel meiner Begeisterung an der Übersetzung hängt oder ob mir das Buch im Original vielleicht sogar noch besser gefallen könnte. Wer etwas spannendes für die dunkle Jahreszeit braucht, das kein Krimi oder Thriller ist, der ist mit Das verborgene Spiel jedenfalls sehr gut bedient, ich kann euch das Buch nur ans Herz legen.
5. 125 Tage Leben von Tina Köpke
Als nächstes auf meiner Liste steht 125 Tage Leben und darum gehts:
Harper hat 125 Tage lang Zeit ihren Eltern zu zeigen, dass sie in einer fremden Stadt nicht vollkommen verloren ist. Ganz neu in Little Springs, Colorado, ist sie fest entschlossen ihr Leben in den Griff zu kriegen und Gras über die Vergangenheit wachsen zu lassen. Allerdings hat sie dabei die Rechnung ohne Liam gemacht, dem sie gleich an ihrem ersten Tag begegnet. Obwohl er genau das ist, was sie an Jungs eigentlich nicht leiden kann, kommt sie nicht umhin ihn besser kennenzulernen, denn die beiden sind Zimmernachbarn. Und ziemlich bald muss Harper sich eingestehen, dass in Liam vielleicht doch mehr steckt als sie zunächst dachte, genauso wie sie einsehen muss, dass man vor der eigenen Vergangenheit nicht weglaufen kann.
Bei 125 Tage Leben denke ich vor allem an den Herbst, weil Tina Köpke für ihre Dilogie (der zweite Band 175 Tage mit dir ist gerade erschienen und den kann ich euch ebenfalls sehr ans Herz legen!) eine zauberhafte Kleinstadt geschaffen hat, in die man sich einfach verlieben muss. Little Springs ist unglaublich malerisch, fast schon zu schön und vermittelt einfach ein Gefühl von Gemütlichkeit und Geborgenheit, was genau das ist, was man im Herbst gut gebrauchen kann.
6. Redwood Love von Kelly Moran
Und kommen wir auch schon zu meinem letzten Herbstbuch, beziehungsweise Büchern. Bisher sind die ersten beiden Bände der Redwood Love Trilogie von Kelly Moran auf deutsch erschienen, der dritte und letzte Teil folgt im Oktober. Jeder Band erzählt die Geschichte eines der O’Grady Brüder, allesamt Tierärzte und die begehrtesten Junggesellen von Redwood, einer malerischen Kleinstadt, die an den Klamath Mountains gelegen ist.
Im ersten Band geht es um Avery und Cade, den jüngsten Bruder. Avery ist neu in Redwood und obwohl das erste aufeinander Treffen mit Cade eher suboptimal ist, hat der Neuzugang es ihm ziemlich schnell angetan. Allerdings zögert Avery damit sich auf Cade einzulassen, da sie zum einen gerade erst geschieden ist und eine autistische Tochter hat, die für sie immer an erster Stelle steht.
Der zweite Band wiederum handelt von Cades Bruder Flynn, der taub ist. Weshalb er umso glücklicher ist Gabby zu haben, die ihm das Leben um einiges leichter macht, nicht nur weil sie am laufenden Band alles für ihn übersetzt, damit er sich nicht ausgeschlossen fühlt, sondern auch mit ihrer jahrzehntelangen Freundschaft. Dass er schon ewig lange nicht ganz so freundschaftliche Gefühle für sie hegt möchte er sich lieber nicht eingestehen, insbesondere, weil die beiden zusammen arbeiten. Nichtsdestotrotz kommt schließlich auch Gabby an den Punkt, an dem sie anfängt mehr in Flynn zu sehen, als nur einen guten Freund. Aber kann wirklich mehr aus ihnen werden?
Redwood Love ist für mich aus dem gleichen Grund so wunderbar für den Herbst geeignet wie auch 125 Tage Leben. Ich habe es ja schon in der Beschreibung gesagt, aber Redwood ist einfach eine zauberhafte Kleinstadt, wie sie (wortwörtlich) im Buche steht. Eine Kleinstadt im Sinne von jeder kennt jeden und stadteigenen Festen und Veranstaltungen und dem typischen Klatsch und Tratsch, der unseren Hauptpersonen zum Teil das Leben schwer macht – und sie in die richtige Richtung schubst. Man sieht ja auch schon an den Covern (und Buchrücken), die sehr herbstlich aufgemacht sind mit den Farben, wie gut die Reihe zu dieser Jahreszeit passt und der Eindruck trügt definitiv nicht. Redwood Love erzählt schöne Liebesgeschichten, nicht zu kitschig, nicht zu dramatisch, sondern genau richtig. Ich werde die Bücher jedenfalls nicht zum letzten Mal gelesen habe und freue mich schon auf den letzten Band, der Ende diesen Monats erscheint.