

In “Loveless” begleitet man grob gesagt Georgia und ihre Freunde Pip, Jason und ihre Mitbewohnerin Rooney während ihres ersten Semesters an der Durham University.
Georgia liebt zwar alles, was mit Romantik zu tun hat, war aber selbst noch nie verliebt. Etwas, wobei sie sich nie wirklich großartig etwas bei gedacht hat, bis sie merkt, dass es allen um sie herum verdammt leicht fällt sich auf Beziehungen einzulassen. Georgia dagegen fühlt sich eigentlich zu niemandem hingezogen. Als sie in ihrem Freundeskreis zum ersten Mal mit den Begriffen asexuell und aromantisch konfrontiert wird macht es dann quasi Klick bei ihr.

Ich glaube es ist kein Geheimnis, dass ich seit letztem Jahr großer Fan von Alice Oseman bin und ich lese eigentlich alles, was ich von der Autorin in die Finger kriegen kann. Jedes ihrer Bücher haut mich immer wieder um, weil sie sich so ehrlich und wichtig anfühlen, so viele Dinge ansprechen, die ich denke, aber nie so in Worte fassen könnte.
Meine Erwartungen an “Loveless” waren also hoch, gerade weil das Buch aufgrund der Thematik für mich persönlich einfach irgendwie wichtig ist. Ich habe bisher auf dem Blog gar nicht – und generell kaum – drüber gesprochen, aber ich identifiziere mich als asexuell. Irgendwo auf dem ace Spektrum bewege ich mich, auch wenn ich nicht ganz sicher bin wo, aber darum soll es auch gar nicht gehen. Ich wollte nur kurz erklären, wieso “Loveless” deshalb ein für mich so wichtiges Buch für mich ist. Ich liebe alle Bücher von Alice Oseman (außer vielleicht Solitaire, das müsste ich mal rereaden), aber “Loveless” liegt mir einfach besonders am Herzen, weil ich mich in so vielen Punkten in Georgia wiederfinden konnte. Natürlich nicht in jeglicher Hinsicht, denn Georgia ist asexuell und aromantisch, aber über Figuren zu lesen, denen es ähnlich geht wie einem selbst lässt mein Herz immer höher schlagen.
Bevor ich damit anfange zu versuchen in Worte zu fassen, weshalb ich “Loveless” so, so gerne mochte – abgesehen davon, dass ich mich in Georgia so oft wiedergefunden habe, auch wenn das ein großer Teil ist -, möchte ich ein paar meiner liebsten Zitate teilen. Ich habe wahnsinnig viel in dem Buch markiert, aber ich glaube diese Zitate hier funktionieren ohne Kontext am besten und geben einen ganz guten Einblick, was einen in “Loveless” erwartet:
»Asexuality means I’m not sexually attracted to any gender. So I don’t look at men, or women, or anyone, and think, wow, I want to do sexy stuff with them.« This made me snort. »Does anyone actually think stuff like that?« Sunil smiled, but it was a sad smile. »Maybe not those exact worts, but yes, most people think stuff like that.« This shook me. »Oh.«
– Loveless, Alice Oseman (eBook p. 167)
I genuinely thought she was joking. »I thought that was just a movie thing. You really just… look at abs and that does it for you?«
Loveless, Alice Oseman (eBook p. 183)
»I mean… yeah.« Rooney looked a bit put out. »What, is that not normal?«
»But why are, like, most teen movies focused around the face that teenagers feel like they’re going to die if they don’t lose their virginity?« I asked, then almost immediately figured out what the answer was. »Oh. This is an asexual thing.« I laughed at myself. »I forgot other people are obsessed with having sex. Wow. That’s really funny.«
Loveless, Alice Oseman (eBook p. 194)
“Loveless” dreht sich hauptsächlich um Georgia und darum, wie sie lernt, dass mit ihr nichts falsch läuft und lernt zu akzeptieren, dass das Leben, was sie sich immer vorgestellt hat – Partner, Kinder etc. – nicht das ist, was am besten zu ihr passt, einfach weil sie sich weder sexuell noch romantisch zu irgendjemandem hingezogen fühlt.
Aber neben Georgia gibt es in “Loveless” auch noch haufenweise Nebenfiguren, die mir ebenfalls das Herz gestohlen haben. Da wären zum einen Pip und Jason, Georgias beste Freunde aus der Schule, aber auch ihre Mitbewohnerin Rooney und Sunil, den Georgia über die Pride Society kennenlernt.
Alle waren unfassbar sympathisch und so, so tolle Freunde für Georgia. Zwar sorgen Georgias Probleme, herauszufinden, wie sie sich identifiziert dafür, dass die Freundschaft zwischen allen zeitweise auf die Probe gestellt wird, aber es war auch so schön zu lesen, wie sie diese Hürde überwunden haben. Gerade weil Georgia asexuell und aromatisch ist sind ihr logischerweise ihre Freundschaften umso wichtiger und zu lesen, dass in einem Jugendbuch nicht nur romantische Beziehungen einen hohen Stellenwert haben, sondern dass Freundschaften genauso wichtig sein können… hach, das war schön und etwas, das ich viel mehr lesen möchte.
Deshalb gefiel mir auch besonders die Beziehung zwischen Georgia und Rooney so, so gut. Obwohl Rooney gegen Ende eine romantische Beziehung eingeht steht Georgia immer noch mit an erster Stelle der wichtigsten Menschen in ihrem Leben. So oft liest man in Jugendbüchern, wie die besten Freunde in den Hintergrund rücken, sobald eine Figur einen Partner findet, was immer so schade ist. Und “Loveless” zeigt eben, dass Freundschaften genauso erfüllend sein können wie romantische Beziehungen. Halleluja.
Typisch Alice Oseman ist »Loveless« außerdem super divers. Georgia ist wie gesagt asexuell und aromantisch, Pip lesbisch, Sunil nonbinary und asexuell und Rooney outet sich im Laufe der Geschichte als pansexuell. Dabei liest sich die ganze Repräsentation so natürlich und ungezwungen, dass dieses Buch zu lesen einfach nur die reinste Freude ist. Es geht mit diesen Themen so sensibel um und besonders, dass es was die aroace Repräsentation angeht Own Voices ist merkt man. Es gab einige Szenen, bei denen ich das Buch einen Moment zuschlagen musste, weil sie so nahe gingen, in der Hinsicht, dass ich dachte Genau so fühle ich mich (manchmal). Georgia dabei zu begleiten, wie sie das Gefühl hat mit ihr stimmt etwas nicht hat mich beim Lesen super emotional gemacht, weil ich diese Gedanken so ähnlich auch hatte und obwohl ich (jetzt) weiß, dass dem nicht so ist, wollte ich Georgia da am liebsten in den Arm nehmen. Es war einfach so relatable und ich wünschte ich hätte dieses Buch vor ein paar Jahren gehabt. Meinem jüngeren Ich hätte es glaube ich sehr gut getan.
Aber jetzt rede ich schon wieder ganz viel über Georgia, eigentlich wollte ich doch davon schwärmen, wie toll ihre Freunde sind.
Pip und Rooney waren nämlich definitiv ein Highlight in »Loveless«, die Chemie zwischen den beiden war… argh! So gut! Slow Burn hoch zehn und ich liebe es. Dass ihre gegenseitige Anziehung ein Großteil des Buches quasi die Definition von “Was sich liebt, das neckt sich” ist, war so unterhaltsam und ich habe ganz schön mitgefiebert, ob die beiden es irgendwann hinkriegen sich ihre Gefühle einzugestehen. Ich meine, eigentlich war von Anfang an klar, dass zwischen den beiden etwas ist, aber der Weg dahin war einfach super. Pip und Rooney sind beide nämlich richtige Dickköpfe und sehr willensstarke Figuren und ihre Gespräche waren großartig. Vor allem konnte ich beide einfach so gut verstehen. Und sie sind Georgia so gute Freundinnen, dafür musste ich sie auch einfach lieben.
Dann wäre da noch Jason, der so ein guter Kerl ist, dass man ihn einfach mögen muss. Ich für meinen Teil habe jedenfalls immer etwas übrig für die Figuren, die einfach nur soft und nett auf die bestmöglichste Art und Weise sind. Die Beziehung zwischen Jason und Georgia ist etwas komplizierter, aber auch hier fand ich wieder so schön, dass am Ende vor allem ihre Freundschaft im Vordergrund steht.
Und schließlich Sunil, der Georgia weiterhilft, wo ihre Freunde es nicht können/sie diese nicht lässt.
Die Gruppendynamik zwischen all diesen Figuren hat einfach so gut funktioniert und ich liebe die fünf. Alle sind so unterschiedlich, aber funktionieren als Freunde so gut, gerade weil sie sich ergänzen.
Neben den tollen Figuren ist die Handlung für mich dann tatsächlich etwas in den Hintergrund gerückt. Zwar mochte ich das ganze Drumherum mit den Theaterstücken – irgendwie habe ich jetzt richtig Lust Shakespeare zu lesen – und die Durham University ist ein richtig charmantes Setting, aber »Loveless« ist definitiv ein Buch, das von den Figuren und deren Entwicklung lebt. Ich liebe so sehr, dass man zwischen der Georgia vom Anfang und Georgia am Ende einen so deutlichen Unterschied sieht, dass sie sich selbst gefunden und akzeptiert hat.

Ich liebe liebe liebe »Loveless« unfassbar doll. Es war eines dieser Bücher, bei dem ich die letzte Seite umgeblättert habe und sofort einen Reread starten wollte. Ich glaube »Loveless« ist nämlich eines dieser Bücher, das beim ersten Mal schon ins Schwarze getroffen hat, bei dem ich aber jedes Mal, wenn ich es nochmal lese, noch etwas Neues finden werde, das mich begeistern kann und das ich letztes Mal übersehen habe.
Ich habe mich selten in einem Buch so gesehen gefühlt wie bei »Loveless« und allein dafür bin ich Alice Oseman sehr dankbar. Es tut manchmal einfach so unfassbar gut ein Buch zu lesen, in dem man sich selbst repräsentiert sieht.
Für mich ist »Loveless«, falls das nicht offensichtlich ist, jedenfalls ein neues Lieblingsbuch. Ich würde es einfach am liebsten jedem in die Hand drücken und sagen “Lies und liebe es!”.

Autor/in: Alice Oseman
Seiten: 320
Verlag: Harper Collins UK
Sprache: Englisch
Reihe: –
Wertung: 5 Sterne (und hundert Herzen)
Huhu 🙂
Freut mich sehr, dass dir das Buch so gut gefallen hat und du dich darin wiedergefunden hast <3 Ich werde das Buch heute endlich, endlich anfangen und freue mich so darauf 😀 Bisher habe ich alle von Alice Osemans Büchern geliebt, aus den selben Gründen wie du 🙂
Schöne Rezension <3
Liebste Grüße & schönes Wochenende
Kat
Ich wünsche dir ganz viel Spaß mit dem Buch! Und bin dann schon sehr gespannt auf deine Meinung 💜