
Kennt ihr diese Bücher bei denen man schon während des Lesens einfach dauernd denkt »Dieses Buch ist so gut!«? So ging es mir mit »Neon Birds«. Aber irgendwie habe ich auch nichts anderes erwartet, nachdem ich Anfang des Jahres »Die Schöpfer der Wolken« von der Autorin gelesen habe und auch da schon restlos begeistert war von ihrem Schreibstil und der Welt, die sie geschaffen hat. Macht euch also bereit für ganz viel Schwärmerei zu diesem Buch.

Neon Birds spielt im Jahr 2101 und zeigt eine Welt, die mit unserer heutigen nicht mehr viel gemein hat. Nicht nur, dass es natürlich erhebliche technische Fortschritte gab, sondern die künstliche Intelligenz KAMI hat einen Großteil der Menschen zu sogenannten Moja gemacht, die körperlich dem Menschen überlegen, allerdings vollkommen gefühllos sind. Während einige KAMI als Gottheit verehren kämpft der Rest gegen die Moja und versucht sie in Schach zu halten. In Neon Birds folgen wir vier verschiedenen Erzählern, die alle auf unterschiedliche Arten ihren Teil zur Bekämpfung von KAMI beitragen.

Wie schon gesagt: Dieses Buch war einfach wahnsinnig gut.
»Neon Birds« fesselt praktisch von der ersten Seite an, beziehungsweise ab dem erstens richtigen Kapitel, denn beim Prolog war ich ehrlich gesagt noch etwas verwirrt. Dann steigt man allerdings sehr rasant in die Geschichte ein, es wird sofort actionreich und spannend und obwohl mich die vielen neuen Begriffe zunächst etwas überfordert haben, so war ich gleichzeitig sehr beeindruckt vom World Building. Ich liebe es wie detailreich diese zukünftige Welt geschildert wird, wie man sowohl zu Politik, als auch Religion oder gesellschaftlichen Themen richtig viel erfährt. Man merkt beim Lesen einfach, dass diese Welt wirklich gut durchdacht ist und Sinn ergibt und durch die vielen Beschreibungen fühlt man sich als wäre man mittendrin und würde mit den Figuren durchs Jahr 2101 spazieren.
So toll ich das World Building allerdings auch finde, muss ich auch sagen, dass die Handlung an sich hat mich in diesem ersten Band noch nicht umgehauen hat. Besonders das Ende war recht vorhersehbar und es gab für mich praktisch keine überraschenden Momente, aber das war auch gar nicht schlimm, denn für mich lebt dieses Buch von seinen Figuren und fehlende Plot Twists – die gut und gerne noch in Folgebänden kommen können, ich habe nämlich das Gefühl man kratzt erst an der Oberfläche dieser Geschichte – haben mir kein bisschen den Spaß, den ich mit diesem Buch hatte, genommen.
In »Neon Birds« folgt man vier Erzählern: Luke, Flover, Okijen und Andra. Ich war anfangs etwas skeptisch bei so vielen Charakteren, aus deren Sicht man liest, plus die ganzen Nebencharaktere, plus eine neue Welt, die es zu erkunden und verstehen gilt – aber meine Sorge war unbegründet.
Weder war es schwierig dem was die Figuren erzählen zu folgen, noch habe ich aus einer bestimmten Perspektive am liebsten gelesen bzw. eine gar nicht gemocht, wie es ja öfter bei so vielen Figuren vorkommt.
Ich finde Marie Graßhoff hat das ganz geschickt gemacht, dass sie zwar vier Erzähler hat, dabei sind jedoch Flover und Luke jeweils (meist) an einem Ort und verfolgen einen Handlungsstrang, während Okijen und Andra in eine andere Richtung gehen. So hat man zwar vier Sichten, folgt aber gefühlt nur zwei Handlungssträngen, sodass die Geschichte gut voran gekommen ist und man nicht überfordert war mit dem was passierte. Obwohl man also vier verschiedenen Erzählern folgt wird recht schnell klar, dass alle irgendwie zusammenhängen, was es wie gesagt sehr einfach gemacht hat sich in ihren Sichten zurechtzufinden.
Positiv überrascht war ich auch von dem Schreibstil von Marie Graßhoff. Ich habe das Gefühl in »Neon Birds« hat sie sich ein bisschen zurückgehalten was komplizierte Floskeln, die gleichzeitig wunderschöne Sätze sind, angeht. In »Die Schöpfer der Wolken« musste ich einige Passagen mehrmals lesen, weil sie zwar schön geschrieben waren, ich aber nicht sofort wusste, was damit gesagt werden sollte. Das hatte ich hier weniger, wodurch »Neon Birds« sich sehr zügig und flüssig lesen ließ. Das kann man finden wie man möchte, denn »Die Schöpfer der Wolken« hat dieser sehr verspielte Schreibstil irgendwie ausgemacht, zu »Neon Birds« passte eine etwas klarere Sprache allerdings finde ich besser, weshalb das für mich durchaus positiv war.
Das Ende schließlich lässt einen ziemlich gemein hängen, sodass ich sofort weiterlesen wollte. Wie gesagt hatte ich das Gefühl dieser erste Band war ein recht seichter Einstieg von dem was passiert ist und hat wunderbar in diese Welt eingeführt, allerdings glaube ich, dass der nächste Band noch viel viel besser werden wird, wenn man noch mehr erfährt und Dinge die jetzt nur angeschnitten oder ins Rollen gebracht wurden richtig ausgebreitet werden. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten bald weiterzulesen und bin richtig froh, dass der zweite Band schon im März erscheint.

»Neon Birds« war – und ich weiß, ich wiederhole mich, aber so ist es nun Mal – ein richtig tolles Buch. Für mich haben vor allem die Figuren es zu dem gemacht was es ist, aber eben auch die Welt, in der sie leben. Der einzige klitzekleine Schwachpunkt war für mich die Handlung, die für mich noch ein wenig mehr hätte voranschreiten können, aber gleichzeitig macht genau das eben auch so neugierig auf die Folgebände. Meine Erwartungen an die sind jetzt übrigens gigantisch.

Autor/in: Marie Graßhoff
Seiten: 464
Verlag: Bastei Lübbe
Sprache: Deutsch
Reihe: Neon Birds #1
Wertung: 4,5 Sterne
Liebe Katharina,
ich bin ja nicht sooo der Sci-Fi-Fan, aber Neon Birds fiel mir schon öfter ins Auge.
Wenn Charaktere einen überzeugen, das Worldbuilding im Kopf fesselt, kann man manchmal Abstriche im Plot machen.
Ich bin gespannt, was du zum 2. Band sagen wirst und ob er deine Erwartungen erfüllen wird.
Liebe Grüße
Tina
Liebe Tina,
ich kann Neon Birds wirklich nur empfehlen. Ich finde es fühlt sich gar nicht wie Sci-Fi an, eher wie eine Dystopie, obwohl es wohl als Sci-Fi eingeordnet wird 😀
Alles Liebe,
Katharina