
Ein »Worum geht’s?« spare ich mir heute, da es sich bei »Chain of Iron« um den zweiten Band einer Reihe handelt und die Inhaltsangabe in meinen Augen ziemlich viel Spoilern würde – was daran liegt, dass in »Chain of Iron« gar nicht mal so viel passiert.
Wer den ersten Band nicht gelesen hat sollte hier sowieso nicht weiterlesen (außer natürlich ihr wollt für »Chain of Gold« gespoilert werden) und wer den zweiten gelesen hat/lesen will, der weiß sowieso grob was passieren wird. Ich habe mir die Inhaltsangabe, die auf dem Buch schaut, durchgelesen und bin ziemlich enttäuscht, dass einiges von dem, was dort erwähnt wird, erst nach der Hälfte des Buches passiert. Das nimmt für mich viel zu viel vorweg. Aber gut, lässt sich nicht ändern. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht was anderes hätte geschrieben werden können, denn wie gesagt passiert in »Chain of Iron« einfach nicht viel.
Ich war schon nicht der größte Fan von »Chain of Gold«, einfach weil ich finde, dass dieses Buch zur falschen Zeit veröffentlicht wurde, aber das ist nur meine Meinung. Ich denke es hätte der Reihe gut getan nach den Infernal Devices veröffentlicht zu werden und nicht erst nach den Dark Artifices. Darüber lässt sich sicher streiten, aber wie gesagt, ist nur meine Meinung.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Mein größtes Problem mit der Last Hours Reihe ist glaube ich, dass Cassandra Clare hier einfach nichts wirklich Neues schafft.
Während die Infernal Devices mir so gut wegen Will, Jem und Tessa gefallen haben und die Dark Artifices wegen der Blackthorns und Emma (und so vielen Nebenfiguren) und vor allem auch deshalb, weil sich so viele politische Parallelen zu unserer Welt ziehen ließen und weil Cassandra Clare besonders im letzten Band ein ganz neues Fass aufgemacht hat, so stechen die Merry Thieves, Lucie und Cordelia dagegen einfach nicht sonderlich heraus.
Es ist nicht so, dass ich die Figuren in den Last Hours nicht mag, aber im Vergleich zu anderen Figuren, die Cassandra Clare bereits geschrieben hat, bleiben sie doch sehr blass, vor allem unsere drei Hauptfiguren James, Cordelia und Lucie.
Blasse Protagonisten, tolle Nebenfiguren
Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass Cassandra Clare sich nicht traut ihren Hauptfiguren mehr Pfeffer zu geben, sondern einfach alte Muster reproduziert. Während ihre Nebenfiguren eigentlich allesamt queer sind und häufig verschiedene Nationalitäten oder wenigstens einige Probleme haben (looking at you, Matthew), sind ihre Hauptfiguren bis auf ein paar wenige Ausnahmen allesamt weiß und straight. Nicht falsch verstehen, ich finde toll wie divers die Nebenfiguren sind und auch, dass sie alle recht viel Raum in der Geschichte bekommen, aber gleichzeitig ist das irgendwie auch das Problem.
Wie ich oben schon geschrieben habe passiert in »Chain of Iron« nämlich nicht viel und das liegt vor allem daran, dass es so wahnsinnig viele Sichten gibt und die Figuren alle mit sich selbst und/oder ihrem Liebesleben beschäftigt sind, aber nicht so arg viel mit dem was um sie herum passiert. Die ersten mindestens 100 Seiten hat sich »Chain of Iron« mehr gelesen wie historical romance als Fantasy. Es ist wirklich nichts passiert, was die Handlung vorangetrieben hätte. Nicht, dass ich nicht trotzdem durch die Seiten geflogen bin, aber ich fand eben auch viele Szenen unnötig und wünschte Cassandra Clare hätte den Fokus anders gesetzt. Entweder eben mehr auf die Handlung als auf die Figuren und wenn schon auf die Figuren – ich mag character driven stories ja -, dann wenigstens auf die, die interessant sind. Und das sind leider nicht James und Cordelia. Beiden fehlt einfach was. Sie sind so… einfach gestrickt. Wo ist der Pfeffer? Sie sind einfach nur gut und heroisch, aber es fehlt etwas, das sie abgesehen davon ausmacht. Ich mag softe und gute Figuren, aber nicht, wenn das ihre einzigen Charaktereigenschaften sind. Man verbringt so viel Zeit mit James und Cordelia und trotzdem gehen die beiden total unter neben Matthew, Anna, Thomas, Alastair… eigentlich allen anderen Figuren in diesem Buch. Bis auf dass James Will und Tessa als Eltern hat weiß ich wirklich nicht, was ausgerechnet ihn zur Hauptperson macht. Matthew wäre so viel spannender gewesen und hätte so viel Potenzial gehabt, gerade wenn man seine Vorgeschichte aus »Ghosts of the Shadow Market« kennt. Aber nein, legen wir den Fokus lieber auf den langweiligen James.
Wir halten also fest, ich mag die Figuren, aber vor allem eben die Nebenfiguren und nicht die Protagonisten. Ich wünschte Cassandra Clare hätte sich getraut einen von den anderen zu Hauptfiguren zu machen und eben nicht James, Cordelia und Lucie. Von den dreien finde ich Lucie noch am spannendsten, aber das liegt eben auch nicht an Lucie selbst, sondern daran, dass sie einen recht interessanten Handlungsstrang zugewiesen bekommen hat. »Chain of Iron« setzt da an, wo der erste Band aufgehört hat. Lucie und Grace versuchen immer noch Jesse wieder zum Leben zu erwecken und treffen dabei unter anderem auf Malcolm Fade. Letztere ist eine spannende Figur, wenn man die Dark Artifices gelesen hat, weil man noch ein wenig mehr Hintergrund kriegt, aber irgendwie kommt der eben auch zu spät. Beziehungsweise fragt man sich wahrscheinlich, wieso man so viel über ihn erfährt, wenn man die Dark Artifices noch nicht kennt. Ich weiß nicht so recht, was Cassandra Clare sich dabei gedacht hat. Es ergibt einfach nicht wirklich viel Sinn uns Lesern jetzt noch diesen Hintergrund zu geben?
Ich wiederhole: Und täglich grüßt das Murmeltier
Aber egal, zurück zu Lucie. Die ist wie gesagt eigentlich nur interessant, weil Jesse interessant ist. Viel mehr Rolle als für seine Auferstehung zu sorgen hat sie auch nicht wirklich. Zwar wird immer wieder erzählt, dass sie gerne schreibt und so gut mit Cordelia befreundet ist, aber auch hier wieder: das sind so ziemlich ihre einzigen Charaktereigenschaften. Viel mehr weiß man über Lucie nicht, außer eben, dass sie sich in Jesse verliebt hat. Den Handlungsstrang fand ich recht charmant, weil es eben diese angsty sie können nicht zusammen sein Stimmung gibt. Ich mag sowas total und fand Lucies Kapitel dementsprechend so mit die interessantesten.
Ansonsten ist – ich weiß, ich wiederhole mich -, nicht sonderlich viel passiert. Im Klappentext wird ein Mörder erwähnt, der es auf Schattenjäger abgesehen hat, aber ehrlich? Das Ganze war ziemlich lahm. Erst hat es ewig gedauert, dass überhaupt was passierte und dann konnte man sich irgendwann seinen Teil denken.
Cassandra Clare macht in »Chain of Iron« nichts, was ich nicht schon einmal von ihr gelesen hätte. Eine Sache mit Cordelia finde ich ganz interessant und bin gespannt, was im nächsten Band daraus gemacht wird, aber sonst? Ein paar Kämpfe gegen Dämonen hier und da, aber auch eher wenig, ein wenig Ermittlungsarbeit, aber auch das nicht so wirklich. Eigentlich war »Chain of Iron« wirklich größtenteils über die Figuren und ihr Liebesleben. Was ich okay finden würde, wenn das Buch nicht so wahnsinnig lang wäre. Beziehungsweise, wenn die “Probleme”, die James und Cordelia haben, nicht einfach daraus bestehen würden, dass sie nicht miteinander reden und glauben zu wissen, was der andere denkt/fühlt. Man hat es am Ende wieder gesehen; das Buch endet zwar irgendwie mit einem Cliffhanger, aber eher für das Privatleben von James und Cordelia, aufgrund eines Missverständnisses, das absolut vermeidbar gewesen wäre. Eigentlich wirkte es sogar arg konstruiert und ich ärgere mich sehr, dass man so sitzen gelassen wurde und jetzt ein Jahr oder so warten muss, bis es weitergeht. Weil es einfach nicht nötig gewesen wäre. Es hätte genug andere Konflikte gegeben, aber nope.
Ich bin der Meinung, dass es der Last Hours Reihe gut getan hätte, wenn Cassandra Clare sie vor den Dark Artifices veröffentlicht/geschrieben hätte. Ich habe das Gefühl diese Reihe wäre nicht nötig gewesen, was die Handlung angeht, weil es eben kaum Handlung gibt. Vielmehr liest es sich, als wollte Cassandra Clare eben gerne über die Figuren schreiben. Vielleicht hätte sie dann aber besser bei Kurzgeschichten bleiben sollen, statt ihnen eine Trilogie ohne wirklichen Plot zu geben. Wenn man noch nicht viel von der Autorin gelesen hat kann »Chain of Iron« einen sicherlich mehr mitreißen – oder man versteht nichts, weil die Reihen alle derart miteinander verknüpft sind -, aber so war es einfach sehr repetitiv. Ich werde sicherlich den letzten Band lesen, weil ich dafür einfach viel zu sehr in dieser Welt drin stecke, aber die Last Hours sind definitiv nicht Cassandra Clares beste Reihe. Irgendwann sollte sie sich möglicherweise doch mal von ihren Schattenjägern verabschieden.
Hey!
Ich warte schon seit mehr als einer Woche darauf, dass meine Lieblingsbooktuber und -blogger ihre Booktalks bzw. Reviews hochladen, und du bist erst die zweite. ^^
Ich verstehe definitiv, was du an James auszusetzen hast, er steht von allen männlichen Protagonisten der vier Reihen für mich an letzter Stelle. Nicht, dass ich was gegen ihn habe, ich mag ihn sogar, aber, wie du schon sagtest, fehlt bei ihm das, was Jace, Will und Julian so großartig macht.
Zustimmen muss ich dir auch darin, dass diese Trilogie im Vergleich zu den anderen gemächlicher ist, dort wurde man immer sofort in die Action reingeworfen, hier dauert das eine Weile. Trotzdem würde ich nicht so weit gehen zu sagen, dass es keinen Plot gibt, die Sache mit Belial ist schließlich auch noch da und wird im letzten Band höchstwahrscheinlich explodieren. Und dass sich die Reihen so miteinander verweben, ist meiner Meinung nach einer der schönsten Aspekte daran 😉
Letzten Endes fand ich Chain of Gold aber um Welten besser als Chain of Iron, weil Letzteres so unglaublich frustrierend war. Die ganze Zeit. Die Frustration hat einen Großteil meiner Leseerfahrung ausgemacht. Und jetzt, da ich wieder mit dem Schattenjäger-Universum up to date bin, muss ich wohl oder übel mit dem Rest der Fandom ein quälendes Jahr lang warten …