
Friederike von Buch & Gewitter und ich haben in den letzten Wochen beide »From Blood and Ash« von Jennifer L. Armentrout gelesen und uns so viel über das Buch unterhalten, dass wir uns dachte wieso keine Rezension daraus machen? Oder eher einen Book Talk, denn wir haben quasi ein geschriebenes Gespräch über das Buch geführt.
Ich nehme schon mal gleich vorweg, dass ich »From Blood and Ash« wirklich… nicht gut fand. Das Buch wurde letztes Jahr sehr gehyped, man kam auf Instagram einfach nicht drum herum und jeder, wirklich jeder hat davon geschwärmt wie toll es ist. Meine Erwartungen an das Buch waren, weil ich schon einiges von Jennifer L. Armentrout gelesen habe, trotzdem recht gering, aber irgendwie hat »From Blood and Ash« es noch geschafft diese zu unterbieten. Muss man auch erst mal hinkriegen.
Ich kann bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, wieso so viele Leute dieses Buch lieben, denn es liefert einen gewissen Unterhaltungswert, aber das Ende fand ich wirklich äußerst problematisch und ich verstehe nicht, wieso da so wenig drüber gesprochen wird.
Den ersten Teil unseres »Gesprächs« findet ihr auf Friederikes Blog, dort haben wir generell über »From Blood and Ash« gesprochen, ohne Spoiler.
Hier geht es jetzt mit dem nicht spoilerfreien Teil weiter, vor allem nehmen wir das letzte Drittel des Buches ein wenig genauer unter die Lupe.
Wenn ihr das Buch also noch nicht gelesen habt und nicht gespoilert werden wollt, dann solltet ihr diesen Beitrag besser überspringen 🙂
K: Fangen wir mit dem an, was (mich zumindest) am meisten gestört hat? Das wäre Poppys und Hawkes Beziehung im letzten Drittel des Buches. Die fand ich nämlich äußerst problematisch.
F: Umm, yess. Gerade im letzten Drittel ist es richtig schlimm geworden. Poppy erarbeitet sich im Buch irgendwann eine gewisse Machtstellung, trifft ihre eigenen Entscheidungen und dann kommt Hawke daher und entmündigt sie. Argh! Hasse das. Mich stört auch besonders, dass nach dem ersten einvernehmlichen Sex nicht mehr nachgefragt wurde, sondern einfach gemacht. Als wenn einmal Einwilligung geben auf ewig gilt. Tut es nicht.
K: Jap jap jap, genau das! Es war einfach so unangenehm das letzte Drittel zu lesen, wo Poppy und Hawke sich dann körperlich näher kamen. Nicht nur die erste Szene, wo die beiden quasi Publikum haben, sondern auch die letzte, nachdem Hawke Poppy hintergangen hat. Was im übrigen absolut vorhersehbar gewesen ist, aber naja. Nichtsdestotrotz war die Szene im Wald danach einfach nur übel, fand ich.
F: Ja! OMG, diese Szene im Wald, mit den Wachen war einfach nur furchtbar. Sowas geht gar nicht, besonders nachdem Poppy gemeint hat, dass sie es nicht will, wenn die anderen zuhören können. Und Hawke meint noch, die hören uns nicht, nur damit man dann später lernt, dass die alle sehr wohl zuhören konnten, weil sie alle Wolven sind. Pfui. Und die letzte Sexszene im Wald, nachdem Poppy Hawke abgestochen hat, war noch etwas schlimmer, weil er sie einfach beißt und gerade, wenn das sexuelle Spannung herstellt sollte da um Erlaubnis gefragt werden. Sonst ist das für mich ziemlich nah an einer Vergewaltigung dran.
K: Sehe ich genauso. Vor allem weil Poppy eigentlich sauer auf ihn ist, er hat sie verraten, sie hat ihn abgestochen und dann will sie ihn nur, weil er sie gebissen hat und er weiß das und es ist ihm einfach egal. Argh. Ne, das ging gar nicht. Und er fragt einfach erst danach, ob sie okay ist, als sie sagt, dass sie nicht versteht, was gerade passiert ist. Wie gesagt, sehr unangenehm zu lesen.
Und dann besitzt er noch die Dreistigkeit zu bestimmen, dass sie ihn heiratet. Ganz tolles Love Interest, wirklich. Wer will so jemanden nicht?
Was mich an der Stelle dann auch gestört hat, ist die Age Gap zwischen den beiden. Hawke ist… keine Ahnung, mehrere hundert Jahre? Und Poppy 18 Jahre und super behütet aufgewachsen. Abgesehen von dem Machtunterschied zwischen den beiden, der schon nicht unproblematisch ist, passt das halt einfach auch von der Lebenserfahrung nicht.
F: Eben! Es liest sich halt, als wenn Hawke Poppy im Wald für sich beanspruchen würde und von da an über ihr Leben bestimmen – zusätzlich davon untermauert, dass sie zur Hälfte Atlantian ist. Und die Age Gap stört mich in Fantasy sonst eher weniger, aber hier ist es echt auch das Machtgefüge zwischen ihnen, das so ungerecht ist und das hat in anderen Büchern die Age Gap für mich ausgeglichen, aber da das hier nicht passiert- sondern Hawke Poppy unglaublich overpowered – ist es einfach nur schlimm. Hawke ist körperlich und von den Fähigkeiten her einfach viel stärker als Poppy, zusätzlich älter und erfahrener, hat seine Anhänger und Poppy hat nix – außer gerade das erste Mal Sex.
K: Ich finde aber auch einfach so seltsam, wie Poppy sich am Ende verhält. Wobei, vielleicht nicht seltsam, das ist das falsche Wort, aber es ist schon problematisch, dass sie sich direkt nach dieser Szene sorgt, ob Hawke dadurch, dass sie versucht hat ihn zu töten, eigentlich zu Schaden gekommen ist. Sie steht eindeutig zu sehr unter seinem Bann. Und es wird halt als in Ordnung dargestellt. Ich würde mir wünschen, dass JLA hier einen auf Sarah J. Maas mit der ACOTAR Reihe machen würde, aber von dem, was ich über den zweiten Band bisher gehört habe, bezweifle ich sehr, dass sie anspricht, wie problematisch das Verhalten ihrer Figuren am Ende ist.
F: Ich finde es auch richtig schlimm, dass Poppy um Hawkes körperliches Wohlergehen besorgt ist, nachdem sie erfahren hat, dass ihm das Null ausmacht und eben nicht Augenmerk darauf gelegt wird, was eigentlich mit Poppy passiert ist – was emotional und körperlich nämlich eigentlich viel schlimmer ist. Mich stört dieser Fokus auf die männlichen Figuren, wenn die weiblichen eigentlich viel mehr leiden.
Ich gehe auch nicht davon aus, dass in irgendeiner Form angesprochen wird, wie problematisch das Verhalten der Figuren ist. Ich gehe eher davon aus, dass es schlimmer wird. Besonders wenn ich daran denke, dass Hawke kein Problem damit hätte, wenn Poppy erneut versuchen würde ihn umzubringen. Es schon fast von ihr erwartet. Und er scheinbar immer noch mit ihr Sex haben will? Ich meine – What the F***?
K: Ich fand generell unnormal, wie sehr in diesem Buch einfach alles sexualisiert wurde. Poppy und Hawke denken gefühlt beide nur an das eine. Ihr Zuhause wird angegriffen? Aber Poppy sieht doch so heiß aus!
F: Uff, ja. Da ich das auf englisch gelesen habe, habe ich es gar nicht so gemerkt, aber hast recht. Es war einfach immer ein sexueller Unterton vorhanden. Und! Poppy ist so klein und zart? Ich finde es irgendwie nicht gut, dass sie auch körperlich so „machtlos“ gemacht wird – in jeder möglichen Sparte ist Poppy ihm unterlegen.
K: Ja, absolut. Da hilft einfach gar nicht, dass sie immer so als special snowflake dargestellt wird.
F: Wollen wir mal noch kurz über die Wolven, Craven, Altantians, Descendet etc reden?
K: Ja gerne. Ich fand den Weltenbau ja wie gesagt sehr billig, was mit den Namen der Figuren anfängt. Die meisten sind nur ein Buchstabe davon entfernt „normale“ Namen zu sein. Bei den Ländernamen ähnlich. Atlantia und Masadonia ist jetzt nicht die Höhe der Kreativität, aber okay. Mich hat eher gestört, dass das hier praktisch ein 0815 Werwolf-Vampir Roman ist, aber Gott bewahre wir nennen die Gestalten so. Das sind Wolven, Craven und Vamprys. Und nein, ich habe mich beim letzten Wort nicht verschrieben.
F: Mich stört das halt gar nicht – ich meine, ja, im Prinzip ist es das, aber für mich haben diese Namen funktioniert. Es liest sich fast wie eine alte Legende der Vampire und Werwölfe und für mich hätte das Buch eben gar nicht funktioniert, wenn diese bekannten Begriffe verwendet worden wären, weil das für mich schon viel zu sehr mit Urban Fantasy verschränkt ist und dann die Illusion gebrochen hätte. So konnte ich mich ganz gut in die Welt fallen lassen, auch wenn sie im Weltenbau nicht mit meinen Lieblingsreihen mithalten kann. Und ich finde auch diese Untergruppen irgendwie cool, mit den Craven und dem Nebel, den die immer mitbringen. Das hebt es ein winziges bisschen ab.
K: Ja, das stimmt schon irgendwie, dass es dann zu sehr nach Urban Fantasy geklungen hätte, aber gleichzeitig hat es das eben auch unnötig kompliziert gemacht für mich. Ich habe das Buch Ende Dezember gelesen und habe schon wieder total vergessen was der Unterschied zwischen den Ascended und Descended war bzw. wer wer war.
F: Es ist halt irreführend, wie diese Namen vergeben wurden, weil die Descendet sind eine politische Gruppe, klingen aber als gehören sie zu den Descended, die eine magische Gattung sind. Atlantians erinnert mich zu sehr an Atlantis und irgendwie ist einfach die Belegung der Namen zu unterschiedlich zum bereits existierenden Wissen im Kopf der Leser:innen.
K: Das stimme ich dir total zu. Andere Sache: hast du eigentlich eine Vorstellung von der Welt? Also wo Länder liegen etc. Weil ich so gar nicht.
F: Nee, eigentlich nicht. Ich hatte schon vorher eine Karte gesehen, aber ohne wäre ich völlig aufgeschmissen.
K: Ja, so ging es mir eben. Ich habe die Karte nicht gesehen und war arg verwirrt. Was wieder das mangelnde Worldbuilding untermauert.
F: Jepp. Es liest sich halt – basierend auf dem was wir bisher gesprochen haben – eher wie eine Romantasy-Geschichte als High Fantasy, weil der Fokus eben sehr auf Poppys und Hawkes Beziehung liegt und weniger tatsächlich auf der Welt.
K: Genau. Das finde ich prinzipiell auch nicht schlimm, ich hatte gar nicht diesen Anspruch an das Buch, dass es total ausgefeilte High Fantasy sein muss, aber wenigstens so ein bisschen mehr wäre halt schön gewesen, damit man sich zurecht finden kann. Ich mochte das Buch wirklich nicht sonderlich, aber ich kann durchaus nachvollziehen, warum man es unterhaltsam findet, zumindest zu einem Großteil. Dass das letzte Drittel nicht in Ordnung ist haben wir glaube ich deutlich gemacht, aber alles davor… fand ich nicht toll, aber kann ich durchaus nachvollziehen wieso man es mag. Poppy und Hawke haben schon einen gewissen Unterhaltungswert.
F: Für mich kam der Unterhaltungswert eben auch nur in der ständigen sexuellen Spannung zwischen Hawke und Poppy durch, das war es was mich am weiterlesen gehalten hat, der Rest war mir praktisch egal. Und das ist für mich eben nicht genug für eine ordentliche High Fantasy Geschichte. Wenn sich Spannung und Handlung nur über die Liebesbeziehung generiert. Unterhaltsam, ja, aber irgendwie nicht mehr. Außer Problematisch.
So, das war der zweite Teil unseres Book Talks. Ich hoffe euch hat das Format gefallen, mir persönlich hat es nämlich sehr viel Spaß gemacht mit Friederike über »From Blood and Ash« zu reden und diesen Beitrag zu tippen.
(Und wisst ihr was das Schlimmste ist? Ich habe das Bedürfnis den zweiten Band zu lesen, einfach nur um zu schauen, ob es entweder noch schlimmer wird oder JLA irgendwie die Kurve gekriegt hat. Was ich bezweifle, aber ich würde es irgendwie trotzdem gerne herausfinden. 🙈)
Die Idee, das so zu besprechen und aufzuschreiben finde ich super cool, das liest sich auch gut 🙂 Ich muss mal noch Teil 1 lesen 😀 Aber ich hab sowieso kein Bedürfnis das Buch zu lesen, deshalb kann ich mich hier ja auch fröhlich spoilern 😀