
Die »Stalking Jack the Ripper« Reihe war das Reinste Auf und Ab für mich – und nicht auf eine gute Art und Weise.
Ich habe den ersten Band 2017 gelesen und fand ihn okay, aber er hat mich nicht so umgehauen wie viele andere. 2019 habe ich dann den zweiten Band als Hörbuch gehört und ich mochte ihn so gerne, dass ich mir gleich das eBook zum dritten Teil gekauft habe – nur, damit es dann knapp zwei Jahre ungelesen herumlag.
Nachdem ich diesen Januar allerdings »These Violent Delights« von Chloe Gong gelesen habe, war ich so in der Stimmung für YA Historical Fiction, dass ich endlich »Escaping from Houdini« gelesen habe, sowie die Kurzgeschichte »Becoming the Dark Prince«. Schließlich habe ich dann vor ein paar Tagen »Capturing the Devil« beendet, den letzten Teil der Reihe. Und ich bin echt froh, dass ich sie jetzt fertig gelesen habe. So gut wie der zweite Band haben mir die letzten 2,5 Bücher der Reihe nämlich leider nicht gefallen. Eher im Gegenteil.
Escaping from Houdini
Man liest in den Rezensionen zu »Escaping from Houdini« des Öfteren, dass Audrey Rose sich sehr out of character verhält. Das ist etwas, was ich nicht wirklich beurteilen kann, weil dafür meine Lektüre der ersten beiden Bände einfach schon zu lange her ist, aber Tatasche ist, dass ich sie im dritten Band sehr nervig fand.
In »Escaping from Houdini« befinden Audrey Rose und Thomas sich auf einem Schiff auf dem Weg nach New York, als während des abendlichen Unterhaltungsprogramms ein Mord passiert. Natürlich ermitteln die beiden zusammen mit Audrey Roses Onkel. Soweit so gut, bis Schlag auf Schlag weitere Morde passieren, die alle mit dem Zirkus an Bord zusammenzuhängen scheinen. Audrey Rose möchte der Sache auf den Grund gehen und lässt sich auf ein Spiel mit Mephistopheles, quasi dem Chef des Zirkus’, ein, was ihre Beziehung zu Thomas belastet.
Gerade letzteres war es, was mich so an »Escaping from Houdini« gestört hat. Wofür lese ich die Reihe? Für die Mordfälle, die Ermittlungen, die Spannung! Was bekomme ich? Beziehungsdrama. Genauer gesagt, absolut unnötiges Beziehungsdrama, weil miteinander zu reden wäre ja zu einfach. Ich fand Audrey Roses Zweifel nur so mäßig nachvollziehbar und mich hat echt arg gestört, wie viel Raum diese in der Handlung letztendlich eingenommen haben.
Das Buch ging ziemlich rasant los, gleich in den ersten Kapiteln geht es zur Sache, was ich toll fand. So steckte man gleich mittendrin und es kam keine Langeweile auf. Die kam dann später.
Ich fand die Handlung leider sehr repetitiv. Am laufenden Band tauchen neue Opfer auf und gefühlt ist Audrey Rose nur am hin und her laufen zwischen Mephistopheles/dem Zirkus und Thomas und ihrem Onkel. Und das ungefähr 400 Seiten lang. Ich wünschte das Buch wäre im Mittelteil ein wenig mehr auf Zack gewesen, denn den fand ich wirklich zäh.
Das Ende konnte mich dann allerdings wieder etwas versöhnlicher stimmen. Es war dramatisch – vielleicht etwas zu dramatisch – und actionreich und hat mir auf jeden Fall Lust auf den vierten Band gemacht, denn ein bisschen was war schließlich noch offen.
Capturing the Devil
Der vierte Band setzt quasi da an, wo der dritte aufgehört hat, was das Weiterlesen sehr leicht gemacht hat.
Ich hatte große Hoffnungen, dass mir dieses Buch besser gefallen würde als sein Vorgänger, aber nope. Fand ich am Anfang noch ganz nett, dass man recht viel über Audrey Rose und Thomas gelesen hat, ein bisschen fluff ist immer schön, wurden dann aber unnötige – absolut, absolut unnötige! – Komplikationen eingebaut, die, ich weiß, ich wiederhole mich, einfach nicht nötig gewesen wären. Gefühlt (oder vielleicht auch tatsächlich) 2/3 des Buches waren Audrey Rose und Thomas mit sich selbst beschäftigt und haben kaum an dem Fall gearbeitet. Aber bin ich hier für dramatische Liebesgeschichten? Nein! Ich bin hier für den Mord! Argh!
Dass der Fokus der Geschichte so sehr auf der Beziehung von Audrey Rose und Thomas lag hat mich wirklich arg genervt. Dadurch ging einiges verloren. Das Buch ist mit 448 Seiten schon nicht besonders kurz und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es gerne noch 100 Seiten länger hätte sein dürfen, einfach damit der Fall mehr Raum bekommt.
Ich fand eigentlich ziemlich gut, dass der vierte Band an den ersten und dritten anknüpft, denn es waren ja gerade nach dem Ende von »Escaping from Houdini« noch ein paar Fragen offen, was neue Ripper Morde angeht. Das wurde in »Capturing the Devil« wieder aufgegriffen, wenn es halt auch etwas unterging, neben dem Desaster, das Audrey Roses und Thomas’ Liebesleben ist. Es wurde das ganze Buch über so viel angeteasert und hochgepuscht, dass das Ende einfach sehr antiklimaktisch war. Es fühlte sich an, als würde die Autorin das Buch jetzt einfach beenden wollen und durch das Finale einfach durch rauschen, damit das Buch endlich vorbei ist. Ich war so gespannt auf die Auflösung, aber dann war sie so… nichtssagend. Das mag vielleicht auch ein wenig an mir gelegen haben, weil der Mörder auf einer realen historischen Person beruht, die ich nicht kannte, was im Nachwort aber nochmal aufgegriffen wird. Letztendlich fand ich die Entscheidung, die die Autorin was die Auflösung getroffen hat, sinnvoll und stimmig, das Nachwort hat mir echt gut gefallen, es kam nur einfach im Buch nicht für mich rüber. Leider.
Abgesehen davon, hatte ich am Ende auch Kerri Maniscalcos Schreibstil wirklich über, beziehungsweise ihre Wortwahl. Wenn ich “depraved” und “devil” noch öfter hätte lesen müssen, ich hätte schreien können.
Es lässt sich also festhalten, dass die letzten beiden Bände der »Stalking Jack the Ripper« Reihe für mich nicht an den zweiten Band, eigentlich nicht mal an den ersten herankamen. Dafür wurden die Mordfälle, um die es eigentlich im Fokus gehen sollte, einfach zu sehr von Audrey Roses und Thomas’ Liebesleben überschattet, das voller unnötiger Hürden war. Ehrlich, ich hätte es so cool gefunden, wenn die beiden im letzten Band einfach in ihren Flitterwochen den Mörder hätten dingfest machen müssen. Das wäre sehr viel unterhaltsamer gewesen, als dass ihnen schon wieder Steine in den Weg gelegt wurden.
Die Frage in deinem Titel stelle ich mir in Bezug auf manche Reihen auch oft. Leider. Keine Ahnung, warum manche Autoren das Verlangen verspüren, eine tolle Reihe kaputtzumachen. Das ist mir erst letzten Monat mit einer Reihe passiert, die wirklich fantastisch angefangen hatte, aber dann hat, wie bei dir, unnötiges Beziehungsdrama alles niedergerissen. Richtig schlimm.
Und jetzt bin ich mir wieder nicht sicher, ob es sich überhaupt lohnt, die Stalking Jack the Ripper-Reihe zu lesen, wenn man sich am Ende nur ärgert. Mal sehen, es eilt ja gerade nicht …
Ich hatte beim dritten Band halt noch gehofft, dass es einfach dieses typische Mitte einer Reihe Buch ist, das meist nicht so gut wie der Anfang oder das Ende ist, aber der vierte hat mich dann echt enttäuscht. 🙈
Welche Reihe war es bei dir denn, die auch so doof geendet hat? ☺️
Also ich finde man muss die Reihe nicht unbedingt lesen, wobei die ersten beiden Bände doch ganz solide waren, besonders der zweite. Aber ist definitiv kein must read in meinen Augen 😬
Ugh, das hört sich ja nicht so berauschend an. Ich war ja vom ersten Teil der Reihe schon nicht so begeistert. Der wurde ja überall so gehypt und ich hab da soooo viel mehr erwartet. Ich habe mir zwar überlegt, den zweiten Teil trotzdem zu lesen aber wenn ich mir so anschaue, was danach kommt, dann kann ich das auch genauso gut lassen. Auf Beziehungsdrama habe ich nur so mäßig (gar keine) Lust 😀 Da lese ich lieber etwas, wo ich mir sicherer bin, dass es mir gefällt 🙂
Liebste Grüße
Kat
Ich war von dem ersten damals auch etwas enttäuscht, nachdem alle da so von geschwärmt hatten. 🙈 Ich würde auch eher sagen, man muss die Reihe nicht unbedingt lesen 😬