
Ich hatte »What If We Drown« so gar nicht auf dem Schirm, bis auf Instagram dann auf einmal alle während der online Buchmesse diesen Oktober am ausflippen waren und sich das signierte Buch mit den illustrierten Postkarten bestellt haben. Man könnte also sagen, ich wurde total geinfluenced, was dieses Buch angeht – aber ich freue mich total, dass ich dadurch darauf aufmerksam wurde, denn »What If We Drown« hat mir richtig gut gefallen. 💛

Laurie ist nach dem Tod ihres Bruders am Boden zerstört, weshalb sie für ihr Medizinstudium nach Vancouver zieht, um ein wenig Abstand zu gewinnen und ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Dort trifft sie auf Sam und die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen, denn anscheinend hat auch Sam sein Päckchen zu tragen und in der Vergangenheit einiges durchgemacht. Als Laurie dann herausfindet, dass Sam möglicherweise in den Tod ihres Bruders verwickelt ist, steckt sie in einem Dilemma zwischen ihren aufkeimenden Gefühlen für Sam und dem Drang wissen zu wollen, was in der Nacht in der ihr Bruder starb wirklich geschah.

Sarah Sprinzs toller Schreibstil hat mich gleich von der ersten Seite an um den kleinen Finger gewickelt, sodass ich die Geschichte um Sam und Laurie in Rekordgeschwindigkeit durchgesuchtet habe – ich musste einfach wissen, was mit ihnen geschieht. Obwohl ich gerade Laurie nicht in jeder Szene sympathisch fand, so ist sie mir doch ans Herz gewachsen, denn ihr Dilemma war wunderbar nachvollziehbar beschrieben.
Ich mochte den Schreibstil einfach wahnsinnig gerne, jung und locker, aber auch mit “tiefgründigeren” Momenten, die mich sehr emotional werden ließen. Schon länger habe ich ein Romance Buch nicht mehr wegen des Schreibstils toll gefunden, aber hier war das definitiv etwas, das mir aufgefallen ist. Da hat es irgendwie Klick gemacht.
Einzig die Mischung aus deutsch und englisch zwischendrin, wenn die Figuren sich miteinander unterhalten haben, mochte ich nicht so, aber das ist einfach so ein Ding von mir. Ich mag Denglisch in geschriebener Sprache nicht so gerne, aber das waren nur Kleinigkeiten und ein paar wenige Stellen, wo mir das aufgefallen ist. Ansonsten habe ich den Schreibstil wie gesagt sehr geliebt und freue mich jetzt schon mehr von der Autorin zu lesen. Die nächsten beiden Bände der Reihe klingen nämlich auch toll und ich bin sehr gespannt, ob diese mir genauso gut gefallen werden wie dieser Teil hier.
Was ihr, wenn ihr das Buch auf Instagram oder so schonmal gesehen habt, wahrscheinlich bereits gelesen habt, ist, dass es an Greys Anatomy erinnert. Und ja, das tut es irgendwie, wobei man jetzt darüber streiten könnte, ob es Greys Anatomy generell oder jede amerikanische Arzt-Serie ist. Es hat einfach das gleiche Feeling.
Das lag daran, dass man sehr viel von Lauries Studium mitbekommt, was ich sehr spannend fand. Man merkt beim Lesen total, dass die Autorin selbst Medizin studiert, ich habe nämlich selten Hauptfiguren so viel und realistisch über ihr Studium reden hören. Dieses Stück Authentizität gefiel mir wahnsinnig gut und ich bin sehr gespannt, ob sich das in den nächsten Bänden wiederfindet, immerhin haben die Hauptfiguren dort andere Studiengänge.
Was die Handlung angeht, so war ich sehr positiv überrascht davon, wie früh Laurie bereits erfährt, wer Sam ist. Und nein, das ist kein Spoiler, es wird quasi im Klappentext bereits erwähnt. Das habe ich nicht kommen sehen, da ich dieses Trope schon mehrfach gelesen habe und meist kam dann erst gegen Ende das große Geheimnis raus.
Ich fand hier richtig schön, dass die Rollen quasi vertauscht waren. Laurie wusste, wer Sam war, er aber nicht, wer sie ist. Das sorgt natürlich für Schwierigkeiten, gerade für Laurie, die zwischen Schuldgefühlen gegenüber ihrem Bruder und ihren Gefühlen für Sam hin und her schwankt. Dieses hin und her und zwiegespalten sein wurde richtig toll beschrieben, sehr nachvollziehbar und emotional. Zwar wollte ich Laurie manchmal auch gerne schütteln, weil Sam einfach so ein softer Charakter ist und er mir stellenweise echt leid tat, aber trotzdem waren Lauries Handlungen immer nachvollziehbar. Und die Chemie zwischen den beiden hat einfach gestimmt. Ich wollte so sehr, dass die beiden zusammenfinden. Das Meet Cute am Anfang war sehr, naja, süß eben und auch wenn es mir danach etwas fix ging – Liebe/Anziehung auf den ersten Blick ist etwas, das ich persönlich einfach nicht so gut nachvollziehen kann, aber es war trotzdem gut geschrieben; dennoch bin ich eher jemand der Slow Burn Romance mag – habe ich Laurie und Sam doch sehr schnell sehr gerne gehabt und mit ihnen mitgefiebert. Es klingt so doof, wenn ich sage, dass die beiden so anders waren, weil es sicherlich Bücher gibt, wo es genau diese Rollenverteilung zwischen den Figuren gibt, aber für mich haben Sam und Laurie zusammen sich irgendwie erfrischend neu angefühlt. Eine Geschichte, die ich irgendwie schon mal gelesen habe, aber irgendwie eben auch nicht.
Großes Thema in dem Buch ist Alkohol und der Missbrauch davon. Lauries Bruder ist an einer Alkoholvergiftung gestorben, weshalb sie dementsprechend negativ gegenüber Alkohol eingestellt ist – durchaus nachvollziehbar. Und an sich finde ich toll, dass hier viel Wert auf den Umgang mit Alkohol gelegt wurde. Lauries und Sams Freunde geben sich allesamt gerne mal die Kante und übertreiben es. Das kommt natürlich oft vor, gerade unter Studenten, aber ich fand trotzdem etwas schade, dass es irgendwie nur zwei Extreme zu geben schien: keinen Alkohol trinken oder sich total abschießen. Nichtsdestotrotz fand ich toll, dass das Thema hier angesprochen wurde. Wieder etwas, das ich so noch nicht gelesen habe in dieser Form (glaube ich).

Obwohl »What If We Drown« in vielerlei Hinsicht genretypisch ist, so hat es sich doch erfrischend anders angefühlt. Das lag vor allem daran, dass die Autorin den Fokus sehr auf das Studium von Sam und Laurie gesetzt hat und die Handlung von daher nicht komplett nach Schema F abläuft.
Was Themen wie Trauer und Schuld angeht wurde finde ich mit sehr viel Fingerspitzengefühl geschrieben; sehr emotional und mitreißend. Ich habe hier und da vielleicht das ein oder andere Tränchen weg blinzeln müssen.
Würde ich das Buch also empfehlen? Auf jeden Fall. Es ist jetzt ein paar Tage her, dass ich es gelesen habe, aber trotzdem denke ich immer noch mal wieder darüber nach, was es in meinen Augen zu so einem tollen Buch macht, das habe ich nämlich nicht immer, selbst wenn mir ein Buch gut gefällt.