
Als ich Anfang Juni auf YouTube in meiner Abobox den ersten Mid Year Book Freak Out Tag des Jahres entdeckt habe, war ich ehrlich etwas verwirrt. Ja, irgendwie war mir klar, dass bereits Juni ist, aber gleichzeitig fühlt es sich auch so surreal an, dass das Jahr schon halb rum sein soll. War gestern nicht erst März?
Außerdem kleine Warnung vorweg: Ich habe 2020 schon eine Menge Bücher gelesen und dementsprechend lang wird dieser Beitrag. #sorrynotsorry
Was ist das beste Buch, das du bisher dieses Jahr gelesen hast?
Wie immer gleich die schwierigste Frage zuerst und ich werde einfach gar nicht erst versuchen mich auf ein Buch festzulegen. Die Bücher, die mir dieses Jahr am besten gefallen haben sind einfach so unterschiedlich und bedeuten mir auf verschiedene Arten etwas, weshalb ich es irgendwie unfair finden würde nur ein bestes Buch zu nennen. Kommen wir also zu den vier besten Büchern, die ich 2020 bisher gelesen habe:
Den Anfang macht Full Disclosure von Camryn Garrett. Darin geht es um Simone, die HIV positiv ist, aber gerne trotzdem ein normales Teenagerleben leben möchte, ohne dafür verurteilt zu werden, und allem würde sie sich gerne verlieben. Ich habe das Buch gleich im Januar als Hörbuch gehört und war begeistert davon zum einen etwas über HIV zu lernen, aber auch davon wie queer und sex positive dieses Buch ist. Ursprünglich hatte ich es nur mit 4 Sternen bewertet, aber jetzt, ein halbes Jahr später, ist mir das Buch immer noch nicht aus dem Kopf gegangen, weshalb ich die Bewertung angepasst habe.
Zweites Highlight Anfang des Jahres war für mich Little Women von Louisa May Alcott. Dabei rede ich ehrlich gesagt allerdings nicht nur von dem Buch, sondern auch von dem Film. Ich weiß nicht wieso, aber die Geschichte um Meg, Jo, Beth und Amy hat mich für ein paar Wochen derart in ihren Bann gezogen wie selten ein Film/Buch zuvor. Ich bin jemand der sonst nie das Bedürfnis hat zu einem Film sämtliche Interviews zu schauen, aber hier war das der Fall – Greta Gerwig und die ganzen Schauspieler sind aber auch einfach so sympathisch irgendwie – und ich habe mich gefühlt so intensiv mit Film und Buch zugleich beschäftigt, dass das irgendwie eine sehr Little Women intensive, einprägsame Zeit war, die ich sehr schön fand. Deshalb zähle ich »Little Women« jetzt auch zu meinen liebsten Klassikern.
Mein drittes liebstes Buch habe ich erst vor kurzem gelesen und dabei handelt es sich um Get A Life, Chloe Brown von Talia Hibbert. Mittlerweile gebe ich Romance Büchern nur noch sehr selten 5 Sterne, aber Chloes und Reds Geschichte hat es mir wirklich angetan. Das lag vor allem daran, dass es einfach für mich die perfekte Mischung aus ernsteren Themen, aber auch haufenweise witzigen Momenten war. Chloe leidet an Fibromyalgie, worüber ich vorher noch nie gelesen habe, was heißt, dass sie chronische Schmerzen hat und Red verarbeitet als er Chloe kennenlernt immer noch den emotionalen Missbrauch seiner letzten Beziehung. Beide Aspekte haben das Buch für mich irgendwie besonders gemacht, weniger 0815 und ich hatte das Gefühl, dass Talia Hibbert hier die Geschichten ihrer Figuren respektvoll erzählt und gleichzeitig trotzdem eine herzerwärmende Liebesgeschichte gezaubert hat. Wie so oft also: Die richtige Mischung macht’s.
Und dann kommen wir auch schon zu meinem letzten liebsten Buch, das eine richtige Überraschung für mich war: Felix Ever After von Kacen Callender. Auch hier habe ich zum Hörbuch gegriffen und es innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Am Anfang war ich zunächst zwar begeistert von der Repräsentation – Felix ist trans, POC und gay und hat dadurch das Gefühl mindestens eine Minderheit zu viel zu sein, um liebenswert zu sein (was einem das Herz bricht) -, mochte aber viele der Dinge, die Felix getan und gedacht hat nicht unbedingt. Er trifft manchmal wirklich dumme Entscheidungen und ich habe mich gefragt, wieso alle dieses Buch so lieben, wenn die Hauptfigur manchmal so… argh… war. Ich hatte das Gefühl genau zu wissen, in welche Richtung dieses Buch gehen würde und war, gelinde gesagt, nicht begeistert. Im letzten Drittel hat der Autor dann allerdings nochmal das Ruder für mich echt herumreißen können. Ich fand Felix’ Entwicklung im Laufe der Geschichte genial und war sehr zufrieden damit, wie am Ende das love triangle – wovon ich eigentlich nämlich echt kein Fan bin – aufgelöst wurde. »Felix Ever After« konnte mich wirklich positiv überraschen gegen Ende, womit ich überhaupt nicht mehr gerechnet hatte, aber jetzt bin ich umso froher, dass ich dieses Buch genauso mag wie gefühlt jeder andere Account, dem ich auf Instagram, Twitter und BookTube folge.
Welches Buch war die beste Fortsetzung?
Ich habe dieses Jahr bisher kaum Fortsetzungen gelesen, aber in denen die ich gelesen habe, erkenne ich ein Muster. Es handelt sich bei allen dreien, die ich toll fand, um YA Mysteries.
The Hand on the Wall war eines meiner am meisten herbeigesehnten Bücher dieses Jahr und der dritte Band der »Truly Devious« Reihe von Maureen Johnson hat nicht enttäuscht. Kam er an den ersten Band ran? Für mich nicht. Aber trotzdem hat die Geschichte hier ein zufriedenstellendes Ende gefunden und mehr wollte ich gar nicht. Ich liebe die Reihe als solche einfach sehr, weil ich Stevie so relatable finde, von daher musste ich »The Hand on the Wall« hier einfach erwähnen.
Als nächstes dann zwei Bücher, bei denen ich eigentlich nach dem ersten Band nicht unbedingt eine Fortsetzung erwartet hatte, aber sowohl One Of Us Is Next von Karen M. McManus, als auch Good Girl, Bad Blood von Holly Jackson haben mir wieder wahnsinnig gut gefallen. Ich mag YA Mysteries einfach und hatte nicht das Gefühl, dass diese Fortsetzungen unnötig waren, sondern habe sie regelrecht verschlungen. Ich glaube ich habe bei beiden Büchern nur jeweils einen Tag zum Lesen gebraucht, weil ich so gehyped war.
Auf welche Neuerscheinung hast du total hingefiebert, sie aber noch nicht gelesen?
Eigentlich war ich dieses Jahr bisher richtig gut darin die Bücher, auf die ich hingefiebert habe, auch gleich zu lesen, aber bisher liegen geblieben sind The Fascinators von Andrew Elipolous und He Started It von Samantha Downing. Beides sind allerdings Bücher, auf die ich mich zwar gefreut habe, die aber auch nicht ganz oben auf meiner Muss-ich-unebdingt-lesen-sobald-es-erscheint-Liste standen. Von daher, mal schauen wann ich diese beiden Bücher lesen werde, denn ich habe noch so viele Bücher auf dem SuB (und Neuerscheinungen auf dem Plan), die mich mehr interessieren momentan.
Auf welche Neuerscheinungen freust du dich am meisten in der zweiten Jahreshälfte?
Eine Menge. Am meisten wohl auf Loveless von Alice Oseman, das im Juli ENDLICH erscheint. Alice Oseman ist letztes Jahr zu einer meiner liebsten Autorinnen geworden und in »Loveless« ist die Protagonistin ace und aro und ahhh, I just can’t wait! Ich zähle literally die Tage bis dieses Buch erscheint.
Außerdem freue ich mich riesig auf diese Bücher:
The Silvered Serpents von Roshani Chokshi (das Ende von »The Gilded Wolves« hat mich fertig gemacht)*, BreakAway von Anabelle Stehl (weil ich Anabelle jetzt schon so lange auf Social Media folge und dementsprechend einfach sehr gespannt auf ihr Debüt bin), Little Black Bird von Anna Kirchner (wieder ace rep und auch hier folge ich Anna schon einige Zeit auf Instagram und lerne einfach wahnsinnig viel durch ihren Account, also ganz große Folge-Empfehlung)*, Crazy Stupid Bromance von Lyssa Kay Adams (weil ich friends to lovers als trope einfach liebe und die ersten beiden Bromance Book Club Bücher schon grandios fand) und schließlich I Killed Zoe Spanos von Kit Frick (weil wir haben ja schon festgestellt, dass ich YA Mysteries liebe).
* Seit ich angefangen habe diesen Beitrag zu tippen habe ich diese Bücher beide schon gelesen. »The Silvered Serpents« habe ich über Netgalley als eARC erhalten und ist ein neues Highlight für mich. Ich freue mich schon mir im September die Ausgabe fürs Regal zuzulegen. »Little Black Bird« habe ich im Juni im Urlaub verschlungen und es hat mir ziemlich gut gefallen. Hat mich nicht ganz so umgehauen wie erhofft, aber kann ich durchaus empfehlen.
Welches Buch war die größte Enttäuschung?
Uff, da gab es ein paar. The Girl in 6E von A. E. Torre und My Little Eye von Stephanie Marland waren zwei der langweiligsten Thriller, die ich je gelesen habe, was mich arg enttäuscht hat. Bei The Girl in 6E sind die Bewertungen nämlich ziemlich gut und ich dachte das Buch wäre mit Sicherheit etwas für mich und bei My Little Eye fand ich den Aufhänger der Geschichte richtig spannend, die Umsetzung hat für mich dann aber gar nicht funktioniert. Leider.
Außerdem war ich von Aurora Burning von Jay Kristoff und Amie Kaufman sehr enttäuscht, denn ich mochte den ersten Band der Reihe und auch die Illuminae Files Reihe des Autoren-Duos sehr, aber Aurora Burning ging mir vor allem wegen der Figuren und immer gleichen Plot Twists auf die Nerven.
Welches Buch hat dich positiv überrascht?
Auch hier kann ich mich nicht nur auf ein Buch festlegen. Zum einen wäre da nämlich Dance. Love. Learn. Repeat. von Tom Ellen und Lucy Ivison, das ich vor etlichen Monaten schon einmal angefangen hatte. Damals hatte der Anfang mich nicht zum Weiterlesen animieren können, aber als ich es dieses Jahr erneut zur Hand genommen habe, habe ich das Buch innerhalb weniger Stunden inhaliert und es ist eines dieser Bücher, von denen ich gerne mehr auf dem Buchmarkt sehen würde. Es war so witzig und ehrlich und New Adult ohne strikt Romance zu sein. Ich fand es einfach großartig und denke immer noch über dieses Buch nach.
Und dann ist da noch Get A Life, Chloe Brown von Talia Hibbert, das ich ganz lange nicht lesen wollte, weil… keine Ahnung? Irgendwie hat es mich. nie sonderlich angesprochen, bis eine meiner liebsten Booktuberinnen darüber geschwärmt hat und als ich gesehen habe, dass das eBook günstig ist, musste ich einfach zuschlagen und dem Buch eine Chance geben – und ich habe es nicht bereut. In der Reihe um die Brown Schwestern schafft Talia Hibbert für mich einfach genau die richtige Mischung an Liebesroman. Witzig, steamy und stellenweise werden auch ernste Themen behandelt, ohne dass es zu dramatisch wird oder einen runterzieht und dafür liebe ich Get A Life, Chloe Brown.
Gibt es einen neuen Lieblingsautor?
Ich glaube Talia Hibbert könnte eine neue Lieblings-Romance-Autorin für mich werden. Nach Get A Life, Chloe Brown und Take A Hint, Dani Brown möchte ich auf jeden Fall noch mehr von der Autorin lesen!
Und einen neuen Lieblingscharakter?
Gute Frage. Ich habe mir darüber jetzt ziemlich lange den Kopf zerbrochen, aber so wirklich einen neuen Lieblingscharakter habe ich nicht. Ich habe viele Bücher gelesen mit Figuren die ich mochte – obviously -, aber sonderlich herausgestochen ist irgendwie keine glaube ich. Im Moment lese ich allerdings die Daevabad Trilogie von S. A. Chakraborty und ich finde die Charaktere dort alle so spannend und vielschichtig, dass sie durchaus zu Lieblingscharakteren werden könnten. Im Moment bin ich erst beim zweiten Band, also will ich mich noch nicht festlegen, aber ich finde die Figuren in den Büchern sehr sehr spannend.
Welches Buch hat dich glücklich gemacht?
Das ist einfach und wird eine kurze Antwort: Mich macht der Heartstopper Comic von Alice Oseman immer sehr glücklich <3
Und welches zum Weinen gebracht?
Ich weine gerade nicht mehr sonderlich oft beim Lesen, aber das Ende von Felix Ever After hat mir ein paar Tränchen entlockt, weil es schön und irgendwie emotional war.
Welche Buch zu Film Adaption hat dir am besten gefallen?
Ich habe kaum bis keine geguckt glaube ich? Habe aber vor ganz ganz bald endlich The Hate U Give zu schauen (und lesen) und denke, dass mir die Verfilmung gut gefallen wird.
Welche Rezension hast du am liebsten geschrieben?
Hm. Eigentlich schreibe ich nur Rezensionen – oder versuche es zumindest so zu halten – wenn ich das Gefühl habe wirklich etwas zu einem Buch sagen zu können und dann schreibe ich sie alle gerne. Zuletzt mochte ich aber
Was ist das schönste Buch, das du dieses Jahr gekauft hast?
Ich mag das Cover von City of Brass von S. A. Chakraborty wirklich gerne. Es ist recht schlicht, passt aber so gut zur Geschichte und ich mag die Farben einfach sehr.
Welche Bücher möchtest du bis Ende des Jahres noch lesen?
Eine Menge. Mein SuB umfasst momentan rund 150 Bücher und es kommen in der zweiten Jahreshälfte auch noch einige tolle Neuerscheinungen heraus, also… würde das hier echt den Rahmen sprengen. Außerdem denke ich meist gar nicht so weit und lese worauf ich gerade Lust habe, was schon bei Monatsleselisten nicht immer hinhaut, weil sich meine Stimmung so schnell ändern kann. Was ich aber auf jeden Fall versuchen werde ist meine 20 Bücher für 2020 Liste zu beenden, denn da habe ich noch einige Bücher nicht abgehakt.
Ich weiß, das ist mal wieder ziemlich lang geworden, aber ein paar letzte Worte will ich noch loswerden.
Als Anfang Juni zum einen der Pride Month los ging, aber auch die ganze Black Lives Matter Bewegung wieder sehr viel mediale Aufmerksamkeit bekommen hat, habe ich mir mal meine bisher 2020 gelesenen Bücher angeschaut um zu gucken wie divers ich eigentlich lese. Das Ergebnis war dann sehr, sehr ernüchternd. Vor allem in Anbetracht dessen, dass ich eigentlich das Gefühl hatte doch ab und an zu Büchern von BIPoC Autoren oder mit LGBTQ+ Themen zu greifen. Aber da ist definitiv noch Luft nach oben, wie diese Kuchendiagramme zeigen:


Dementsprechend bin ich im Juni in einen kleinen Kaufrausch verfallen und habe ganz viele Bücher gekauft, die ich schon lange auf dem Wunschzettel hatte, die ich mir aber irgendwie nie zugelegt habe. Außerdem habe ich mir eine Liste mit “diversen” Büchern angelegt, damit ich nicht aus den Augen verliere, was ich eigentlich alles noch lesen möchte. Ich habe den Juni und bisherigen Juli versucht möglichst divers zu lesen und vermehrt zu nicht weißen, nicht hetero Büchern zu greifen – wenn man das so sagen kann – und irgendwie habe ich gerade einfach wieder richtig viel Freude am Lesen und habe das Gefühl nur zu guten Büchern zu greifen. Ich hoffe dieses Gefühl bleibt noch ein wenig, denn ich hatte schon länger nicht mehr so viel Freude Bücher zur Hand zu nehmen. Das einzig Blöde ist, dass mein SuB etwas liegen bleibt. Aber das ist eben wie es ist.
Jedenfalls bin ich gespannt wie diese Statistik dann am Jahresende aussieht, denn ich möchte in Zukunft einfach mehr darauf achten was ich lese und meine Bücher etwas sorgfältiger auswählen.