
»Truly« war mein erstes Buch von Ava Reed – oder zumindest das erste, was ich von der Autorin beendet habe – und… ich bin mit gemischten Gefühlen in dieses Buch rein und raus gegangen. Nachdem mir eines ihrer Jugendbücher nicht so gefallen hatte, war ich wahnsinnig gespannt auf das New Adult Debüt von Ava Reed, auch wenn mir die Leseprobe nicht sonderlich gefallen hat. Zu viel Drama gleich zu Beginn für meinen Geschmack. Die vielen positiven Stimmen auf Social Media haben dann aber doch dafür gesorgt, dass ich das Buch lesen wollte.
Einerseits wäre es wohl besser gewesen, wenn ich auf mein Bauchgefühl gehört hätte, aber andererseits bereue ich es auch nicht wirklich »Truly« gelesen zu haben, also alles nur halb so schlimm. Und bevor ich jetzt noch mehr vorwegnehme, erstmal kurz:

Als Andie in Seattle ankommt, um ihr Studium anzutreten, läuft erstmal alles drunter und drüber. Bei ihrer besten Freundin June kann sie nicht länger als ein paar Nächte bleiben und so stolpert sie mehr oder weniger freiwillig in einen Job als Barkeeperin – irgendwo muss sie ja schließlich das Geld für ein Zimmer hernehmen. Und während Andie sich mit den meisten ihrer Kollegen super versteht ist da auch noch Cooper, der es trotz seiner mürrischen Art irgendwie schafft ihr unter die Haut zu gehen.

Wie gesagt habe ich bei »Truly« erstmal zu der Leseprobe gegriffen und die hat mich ehrlich gesagt etwas abgeschreckt. Es geht nämlich ganz schön dramatisch los und das mag ich eigentlich gar nicht. Die Autorin führt einen hier absichtlich etwas in die Irre und so bin ich mit einem nicht ganz so guten Gefühl in das Buch gestartet. (Und als man später im Buch zu der Szene kam empfand ich Andies Reaktion auch als etwas übertrieben, weshalb ich den Prolog als noch unpassender empfand.)
Dementsprechend habe ich auch einige Zeit gebraucht um mit Andie und ihrer Geschichte warm zu werden, was vor allem am Schreibstil lag. Der war mir stellenweise einfach zu detailliert, zu dramatisch mit zu vielen Metaphern. Ich weiß, dass viele Ava Reeds Bücher gerade dafür mögen, aber meins war es nicht. Deshalb war ich auch froh, als ich Mitte des Buches feststellen konnte, dass mich der Schreibstil weniger stört. Entweder bin ich einfach mit der Art warm geworden oder zwischenzeitlich wurde es tatsächlich weniger dramatisch, das weiß ich nicht genau, aber ich habe mich gefreut, dass »Truly« mich nach dieser Startschwierigkeit wenigstens in der Hinsicht doch noch überzeugen konnte. Ich habe nämlich leider noch ein paar weitere Kritikpunkte, aber zu denen komme ich später, zumal sie teilweise etwas spoilern.
Erstmal möchte ich jetzt über Protagonistin Andie reden, von der eine Illustration im Buch steckte, was ich toll fand. Ich mag sowas immer richtig gerne, denn dadurch hatte ich gleich ein Bild von Andie vor Augen. Und irgendwie fand ich es super cool, dass Andie eine Brille trägt, denn das tun einfach so wenig Figuren in Büchern. Es sind die kleinen Dinge.
Außerdem fand ich herrlich, wie Andie immer wieder in peinliche Situationen stolpert, das war als Leser schon sehr unterhaltsam, auch wenn ich nicht mit ihr tauschen wollen würde.
War ich Andie gegenüber anfangs etwas skeptisch, weil sie in vielerlei Hinsicht – besonders in Kontrast zu June – einfach eine typische New-Adult-Protagonistin ist, so fand ich sie später sehr relatable. Andie macht sich sehr viele Gedanken, teilweise um Dinge, um die man sich vermutlich gar nicht sorgen müsste, aber ich bin selbst so und konnte das von daher sehr gut nachvollziehen. Ebenfalls fand ich Andie richtig stark, wenn sie sich von Cooper nicht hat herumschubsen lassen, sondern ihm eine klare Ansage gemacht hat. Davon hätte ich gerne noch mehr gesehen, denn irgendwie war die Chemie zwischen Andie und Cooper für mich einfach nicht da. Was vor allem an Cooper lag, den ich nicht wirklich mochte. Das hatte mehrere Gründe:
Cooper taucht relativ spät erst auf – was ich positiv fand, denn so konnte man Andie in Ruhe kennenlernen, bevor eine zweite Sicht dazukam – und kommt anfangs wie ein typischer Αlpha Male rüber. Er ist Andie gegenüber sehr harsch, möchte sie aber gleichzeitig beschützen, wie man aus seiner Sicht erfährt. Soweit so gut, damit hätte ich vielleicht leben können, wenn Cooper sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt hätte. Tut er aber eben nicht. Gefühlt starren Andie und Cooper sich das ganze Buch nur an, glauben zu wissen was der andere denkt und führen gefühlt drei Gespräche. Die Kommunikation zwischen den beiden war wirklich katastrophal. Keine Ahnung, wie die beiden eine Beziehung führen wollen, so wenig wie sie miteinander reden. Körperliche Anziehung mag da gewesen sein, aber das reicht mir für einen Liebesroman nicht, schon gar nicht, wenn eben am Ende davon gesprochen wird, dass die beiden einander viel bedeuten. Denn als Leser saß ich am Ende vorm Buch und dachte mir »Aha und was genau findet ihr jetzt aneinander?«
Ebenfalls etwas seltsam in Bezug auf Cooper fand ich, dass er Andie mehrfach mit seiner Schwester vergleicht, beziehungsweise sagt er, dass Andie ihn an seine Schwester erinnert. In Anbetracht dessen, dass er sich zu Andie hingezogen fühlt, fand ich das etwas merkwürdig.
Also ja, die Beziehung zwischen Andie und Cooper war für mich eine kleine Katastrophe. Dieses Buch ist quasi die Definition von Slow Burn Romance, was ich manchmal ganz gerne lese, aber wenn die Chemie zwischen den Figuren halt nicht stimmt, dann fiebere ich auch nicht mit, ob sie einander am Ende kriegen oder nicht.
Und wo wir gerade beim Ende sind, kommen wir doch zu meinem größten Kritikpunkt, abgesehen von Cooper generell. Die letzten Kapitel waren nämlich etwas ungewöhnlich und ich wünschte Ava Reed hätte ein ein wenig anderes Ende gewählt.
Neben Andie und Cooper gibt es in »Truly« aber auch noch einige Nebenfiguren, denen ich mit gemischten Gefühlen gegenüberstehe.
Ich weiß, dass viele Andies beste Freundin June mögen, aber ich fand sie einfach nur super nervig. June ist quasi das Gegenteil von Andie, sie ist nicht auf den Mund gefallen und scheut keine Konfrontation, sei es mit ihrer Mitbewohnerin – ich war übrigens voll bei der Mitbewohnerin, was die Streitpunkte angeht -, fremden Typen in einem Club oder Mason, der Andies Boss und ihr ein guter Freund wird. Gerade die Kabbeleien zwischen Mason und June gingen mir auf den Keks, denn so wunderbar ich Mason als Andies Freund und Boss fand, so kindisch war er, sobald June aufgetaucht ist. Das zwischen den beiden sollte wohl in Richtung “was sich neckt das liebt sich” gehen, aber ich fand es einfach nur nervig, wie June Mason immer wieder abgewiesen und dieser just nicht locker lassen wollte. Deshalb werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht den nächsten Band lesen. Was so schade ist, weil ich Mason als Andies Freund eben richtig gerne mochte. Er war für mich eine der sympathischsten Figuren in diesem Buch, neben Jack, einem weiteren von Andies Kollegen.

Mein Buch war »Truly« leider nicht. Obwohl ich Andie oft sehr mochte und »Truly« mich gerade im Mittelteil gut unterhalten konnte, Cooper war mir letztendlich einfach zu unsympathisch mit seiner Art gegenüber Andie. Die Beziehung zwischen Andie und Cooper ergab für mich einfach keinen Sinn, weil die beiden hauptsächlich mit Blicken und nicht Worten kommuniziert haben und praktisch nur auf körperliche Anziehung basiert.
Letztendlich war »Truly« ein großes Auf und Ab für mich. Mit dem Anfang hatte ich hier und da meine Probleme, den Mittelteil fand ich dann stärker und das Ende, darüber habe ich mich im Spoiler Teil genug ausgelassen.

Autor/in: Ava Reed
Seiten: 384
Verlag: LYX
Sprache: Deutsch
Reihe: In Love #1
Wertung: 2,5 Sterne
Hallöchen,
wie du habe ich am Anfang echt nur positive Stimmen über das Buch gehört. Nach und nach kommen jetzt so ein paar nicht ganz so begeisterte Rezensionen. Mich hat der Klappentext auch nicht so angesprochen, aber neugierig darauf, wie das Buch ankommt, bin ich trotzdem.
Nach deiner Rezension und einer anderen nicht begeisterten werde ich das Buch definitiv nicht lesen.
Aber ich finde es interessant, dass einige die Protagonisten auch nicht mochten, dafür aber total auf Mason und June als Paar stehen. Du aber die beiden in der Kombi auch nicht toll findest 😀 So sieht man mal, wie verschieden Geschmäcker sind.
Jedenfalls ist deine Rezension superinformativ und nachvollziehbar. Danke dafür 🙂
Liebste Grüße, Kate