
Ich freue mich verkünden zu dürfen, dass mir nach vier Flops endlich wieder ein Laura Kneidl Buch gefiel – juhu! Ein Wunder ist geschehen. Ich hatte die Hoffnung beinahe aufgegeben.
… aber Spaß beiseite, ich bin mit gemischten Erwartungen an »Das Flüstern der Magie« herangegangen. Der Klappentext klang toll, aber sowohl die »Someone«-Reihe, als auch die »Die Krone der Dunkelheit« Reihe von der Autorin haben mir überhaupt nicht gefallen und dementsprechend skeptisch war ich, ob ihr neuestes Werk auch wieder in die Schiene fallen würde oder ob es das hält, was ich mir davon versprochen habe.

Fallon ist Archivarin und hört das Flüstern der Magie, was heißt, dass es ihr Job ist magische Gegenstände aufzuspüren und in ihrem Archiv sicher zu stellen, bevor diese den Menschen Ärger machen. Als ihr allerdings ein magisches Tarot-Set von Reed – den sie gerade erst kennengelernt hat, zu dem sie sich aber sehr hingezogen fühlt – gestohlen wird, steht ihr Job auf dem Spiel. Jetzt muss sie alles daran setzten die Karten wiederzufinden, bevor diese unwiderruflichen Schaden anrichten und sie ihr Archiv verliert.

Fangen wir erstmal mit den Dingen an, die mir an »Das Flüstern der Magie« ziemlich gut gefallen haben, bevor ich zu meinen Kritikpunkten komme. Man will ja nicht immer nur meckern.
Sehr positiv aufgefallen sind mir vor allem der Schreibstil und das Setting/die Atmosphäre in diesem Buch.
Die Geschichte spielt in Edinburgh und so, wie Laura Kneidl diese Stadt beschreibt, passt es einfach wahnsinnig gut zu den magischen Elementen der Geschichte. Man hat diese alte, schöne Stadt bildlich vor Augen und ich fand vor allem toll, dass Fallon und Reed einige Orte besuchen, die es tatsächlich gibt, denn so konnte ich mir mit einer schnellen Googlesuche ein noch besseres Bild von dem Schauplatz machen.
Neben den realen Schauplätzen mochte ich aber auch Fallons Archiv beziehungsweise ihre Wohnung als Schauplatz sehr gerne. All die magischen Gegenstände, die hier beschrieben wurden, fand ich sehr spannend und ich hätte gerne noch mehr über die Welt der Archivare gelernt, denn die Idee an sich gefiel mir einfach richtig gut.
Was mich bei Laura Kneidls aktueller Fantasy-Reihe »Die Krone der Dunkelheit« mit am meisten gestört hat, war wie gestelzt sich alles gelesen hat. Das hatte ich hier zum Glück gar nicht. »Das Flüstern der Magie« ließ sich sehr flüssig lesen, ich bin über keine seltsamen Formulierungen gestolpert und auch wenn ich persönlich kein großer Fan von Ausrufezeichen bin, welche die Autorin aber gerne zu verwenden scheint, so ist es vom Schreibstil her doch für mich eines ihrer besseren Bücher, einfach weil es sich viel natürlicher liest.
Ein Punkt, an dem ich dann allerdings etwas zwiegespalten bin, ist das Tempo der Geschichte.
Einerseits finde ich großartig, dass es keine langweiligen, zähen Momente in diesem Buch gibt. Alles passiert Schlag auf Schlag und Fallon und Reed ist kaum mal eine Pause vergönnt. Das ist auch einer der Gründe, weshalb »Das Flüstern der Magie« sich so gut weglesen ließ. Gleichzeitig hat das aber auch dafür gesorgt, dass die Figuren sehr oberflächlich blieben. Ich hätte gerne mehr Erklärungen gehabt, ein paar mehr ruhige Momente, um die Figuren richtig kennenzulernen. Besonders die Beziehung zwischen Fallon und Reed kam mir zu kurz. Die beiden kennen sich kaum und ihre Zusammenarbeit wird mit einem schlichten “ich fühlte mich komischerweise wohl bei ihm, deshalb vertraue ich ihm” abgehakt. Etwas, das Fallons Charakter insgesamt ganz gut beschreibt: Sie nimmt Dinge einfach so hin und stellt wenig Fragen. Das ist für den Leser natürlich sehr ärgerlich, denn gleich zu Beginn werden einige Fragen/Ungereimtheiten aufgedeckt, denen sie nachgehen könnte, aber Fallon wiegelt das mit einem “Glück gehabt” ab und fragt nicht weiter nach. Das hat mich beim Lesen zugegeben etwas wahnsinnig gemacht. Deshalb bin ich auch nicht so wirklich warm geworden mit unserer Protagonistin.
Etwas anderes, das mir im Bezug auf Fallon und Reed aufgefallen ist und das mich etwas gestört hat, war ihr Umgang mit Geld. Beide sind chronisch pleite, was an sich nicht schlimm oder unrealistisch wäre, aber mich hat immer wieder genervt, wie beide ihr Geld zum Fenster rauswerfen, sobald sie mal ein bisschen etwas in die Hände kriegen. Ich kann mir nicht gut vorstellen, dass Menschen die wirklich pleite sind Taxi statt Bus fahren oder Essen gehen, statt in den Supermarkt. Und schon gar nicht bestellt man sich etwas zu essen und lässt das dann liegen. Wenn, dann würde ich das doch eingepackt mitnehmen.
Solche Situationen gab es immer wieder und die haben insgesamt einfach dafür gesorgt, dass ich die Figuren nicht ernst nehmen konnte beziehungsweise ich ihnen ihr Verhalten oder ihre Worte einfach nicht abgekauft habe.
Was schließlich die Handlung angeht, fand ich schade, dass die Ereignisse, die der Klappentext erwähnt, erst recht spät passieren. Dadurch bleibt nicht viel Zeit für überraschende Momente. Auch habe ich schon recht früh vermutet, wer hinter der ganzen Misere stecken könnte und ich behielt recht. Das ist zwar irgendwo auch sehr zufriedenstellend, denn ich habe gerne recht bei sowas, aber gleichzeitig ist es eben auch etwas enttäuschend. Zumal mir das ganze Ende ohnehin etwas einfach war. Es wurde für meinen Geschmack zu schnell abgehandelt, da hätte ich gerne ein paar Seiten mehr gehabt.

»Das Flüstern der Magie« ist für mich eines von Laura Kneidls besseren Büchern, aber umgehauen hat es mich leider auch nicht. Zwar war die Handlung rasant und actionreich, aber dafür blieben der Weltenbau und die Figuren etwas flach.

Autor/in: Laura Kneidl
Seiten: 298
Verlag: Piper
Sprache: Deutsch
Reihe: –
Wertung: 3 Sterne
* Vielen Dank an den Piper Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar!