
Ich stehe Sarah J. Maas’ Büchern mittlerweile mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber und ich hatte gehofft, dass mich ihr neuestes Werk »House of Earth and Blood« wieder überzeugen würde, aber… ich weiß auch nicht so recht was ich von diesem Buch halten soll. Wenn ich es in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das Chaos.

Bryce Quinlan ist auf den ersten Blick nur ein Party-Girl, aber das mehr in ihr steckt beweist sie spätestens, als sie beauftragt wird zusammen mit dem gefallenen Engel Hunt Athalar den Mord an ihrer besten Freundin Danika aufzuklären und den Schuldigen zu finden. Zusammen machen sich Bryce und Hunt auf die Suche nach Antworten und stoßen dabei nach und nach auf Ungereimtheiten Danikas Tod betreffend, die ihre Welt auf den Kopf stellen.

Weltenbau = Chaos pur
Wie gesagt war »House of Earth and Blood« vor allem eines und zwar chaotisch. Das hängt vor allem mit dem World Building zusammen, bei dem ich mich immer wieder gefragt habe, wieso Sarah J. Maas die Entscheidungen getroffen hat, die sie in der Hinsicht eben getroffen hat, denn diese ganze Welt ist nur schwer greifbar, sehr unübersichtlich und wirkt insgesamt einfach nur zusammengewürfelt. Das fängt damit an, dass es gefühlt alles an Fabelwesen gibt, was man sich vorstellen kann. Von Fae über Engel über Vampire und Gestaltwandler und noch viel, viel mehr sind in diesem Buch keine Grenzen gesetzt worden. Das fand ich irgendwo ganz spannend, weil es interessant war zu sehen, wie die verschiedenen Spezies zusammenleben, aber gleichzeitig war es auch überwältigend viel. Was ich aber viel nerviger fand, war dass sich unterschiedlichster Mythologien bedient wurde, deren Zusammenspiel einfach nicht stimmig wirkte. Es gibt eindeutig einen nordischen Einfluss, da immer wieder von Midgard gesprochen wird und gleichzeitig werden die Sklaven in dieser Welt mit SPQM markiert, was auf SPQR anspielt, also haben wir auch einen römischen Einfluss, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Gefühlt hat die Autorin sich einfach viel Inspiration aus vielen verschiedenen Quellen gesucht und diese zusammengemischt und herauskam Crescent City. Eine Welt, die herzlich wenig Sinn ergibt. Das fand ich sehr ärgerlich, denn das hat dafür gesorgt, dass es sehr sehr lange gedauert hat, bis ich mit diesem Buch warm wurde, weil – und damit komme ich zu meinem nächsten Punkt – Bryce und Hunt haben es für mich auch nicht so wirklich getan.
Leichtes Déjà-vu
Ich habe mittlerweile das Gefühl Sarah J. Maas schreibt ihre eigenen Bücher immer nochmal, nur anders. Mir fehlt ein wenig die Abwechslung, denn ich habe das Gefühl immer wieder über die gleichen Figuren zu lesen, mit ähnlichen Problemen und Charakterzügen. Hunt unterscheidet sich von seiner Art gefühlt nicht wirklich von Rowan oder Rhys aus ihren anderen Reihen und auch Bryce erinnert irgendwie an eine Mischung aus Aelin und Feyre.
Irgendwie kommt es mir falsch vor darüber zu meckern, weil ich diese Reihen für diese Figuren irgendwo sehr mochte und jemand der diese Reihen nicht kennt wird dieses Problem beim Lesen logischerweise auch nicht haben, aber mich hat es enorm gestört. Einerseits mag ich an dem Buch, dass es so typisch Sarah J. Maas ist, aber gleichzeitig ist das auch mit mein größtes Problem, weil ich keine Lust auf dieses Déjà-vu-Gefühl habe.
Die Figuren
Ich konnte also sehr lange mit Bryce und Hunt nicht wirklich etwas anfangen. Ihre Kabbeleien am Anfang haben mich mehr genervt als unterhalten und lieber mochte ich die beiden erst, als sie anfingen miteinander zu reden und zusammenzuarbeiten, anstatt sich gegenseitig das Leben unnötig schwer zu machen.
Was mich bei Bryce vor allem gestört hat, war dass sie viel zu perfekt war. Wird einem am Anfang noch eine Figur vorgesetzt die Fehler hat und die ich gerade dafür hätte mögen können, so wird gefühlt alles was Bryce “negativ” ausmachen könnte im Laufe des Buches in etwas Positives umgewandelt. Der Leser wird immer wieder an der Nase herumgeführt um zu zeigen wie absolut toll Bryce eigentlich ist und das hat mich irgendwann wahnsinnig genervt.
Und Bryce und Hunt zusammen… waren ehrlich gesagt nicht mehr als bloß okay. Die Chemie zwischen ihnen hat einfach nicht gestimmt, beziehungsweise würde ich mir tatsächlich wünschen die Beziehung zwischen den beiden wäre rein platonisch geblieben und nicht in etwas romantisches umgeschlagen. Dafür hängt Hunt noch viel zu sehr seiner ersten großen Liebe hinterher und auch bei Bryce hatte ich eigentlich nicht das Gefühl, dass sie bereit für eine neue Beziehung ist.
Ich mocht bei Bryce und Hunt jeweils, dass sie bereits einiges mit sich herumschleppen, aber das war eben irgendwie auch leider das einzige, was sie etwas greifbarer, etwas dreidimensionaler gemacht hat. Ansonsten blieben die Figuren ziemlich flach und stereotypisch und eben typisch Sarah J. Maas. Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber es hat mich echt genervt, dass ich derart das Gefühl hatte genau diese Figuren schonmal gelesen zu haben.
Neben Bryce und Hunt steht aber vor allem auch Bryces beste Freundin Danika im Mittelpunkt dieser Geschichte, immerhin gilt es ihren Tod aufzuklären. Ich weiß, dass viele Danika sehr gerne mochten, ich hatte allerdings beim Lesen immer ein leicht ungutes Gefühl was die Freundschaft der beiden anging. Ich weiß nicht ob ich da stellenweise zu viel reingelesen habe, aber ich hatte immer wieder das Gefühl Danika wäre eigentlich nicht gut für Bryce gewesen, auch wenn Bryce ihre Freundin natürlich immer in den Himmel lobt.
Die Handlung
Was die Geschwindigkeit der Geschichte angeht, so ist diese am Anfang auch einfach nur chaotisch. Man bekommt gefühlt einen ewig langen Prolog vorgesetzt, der eindeutig kürzer hätte sein können, und wird anschließend folgt so viel info dumping, dass ich nach zweihundert Seiten eigentlich keine Lust mehr hatte weiterzulesen und mich schon geärgert habe 20€ für das Buch ausgegeben zu haben, als die Handlung endlich etwas an Fahrt aufnahm. Danach ging es für mich bergauf.
So schleppend ich den Anfang auch fand, ich mag diese Art von Geschichte grundsätzlich richtig gerne, wo die Figuren quasi einen Fall lösen müssen und nach und nach Hinweisen nachgehen oder neue finden müssen. Ja, das Buch hätte bestimmt nicht 800 Seiten lang sein müssen, denn es gab einige Szenen bei denen ich mir dachte, dass sie nicht nötig gewesen wären, aber gleichzeitig waren es auch die Szenen, in denen es ruhiger war, die mir mit am besten gefallen haben. Es gibt einige Szenen wie Hunt und Bryce total normale Dinge tun wie kochen oder fernsehen oder Selfies schießen und das fand ich irgendwie sehr angenehm.
Richtig spannend wurde es dann allerdings erst auf die letzten gut zweihundert Seiten und das war dann auch endlich der Punkt, an dem ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und den Rest in einem Rutsch gelesen habe. Das Ende war super actionreich und dramatisch und erstaunlicherweise ziemlich in sich abgeschlossen. Zwar gibt der Epilog ein wenig Aussicht auf den nächsten Teil, allerdings habe ich nach dem Ende nicht zwingend das Bedürfnis weiterzulesen.
Der Schreibstil
Auch hier gab es wieder einiges, was mich gestört hat, allen voran die Wortwahl an vielen Stellen. Ich wünschte Sarah J. Maas hätte noch andere Wörter zum Fluchen verwendet als “fuck”. Beziehungsweise kommt dieses Wort einfach so unfassbar oft vor, teilweise mehrfach auf einer Seite, dass es zum einen einfach komplett an Bedeutung verliert und zum anderen hat es einfach enorm genervt. Ich hatte das Gefühl das einzige, was dieses Buch “erwachsener” gemacht hat, denn dieses Mal wurde es immerhin als adult vermarktet, war wie oft die Figuren fluchen und über Sex gesprochen wird. Ansonsten unterscheidet sich praktisch nichts von Sarah J. Maas’ anderen Reihen.

Mich konnte »House of Earth and Blood« nur so mittelmäßig begeistern. Die Figuren waren wie gesagt nichts, was ich nicht schon einmal von der Autorin gelesen habe und besonders das World Building war halt echt eine Katastrophe. Dafür konnte das Ende mich erstaunlicherweise dann doch mitreißen, was an der Bewertung für mich einiges rausgerissen hat. Mir fiel es super schwer das Buch zu bewerten, denn dem Anfang hätte ich 1-2 Sterne gegeben, dem Ende so 3-4 Sterne. Ich bin schließlich genau in der Mitte bei 2,5 zu 3 aufgerundeten Sternen gelandet, weil das Buch insgesamt eben nicht super schlecht, aber eben auch nicht toll war. Mittelfeld eben. Und so toll das Buch im Regal auch aussieht, ich wünschte ein wenig ich hätte mir bloß das eBook gekauft und Geld gespart…

Autor/in: Sarah J. Maas
Seiten: 804
Verlag: Bloomsbury
Sprache: Englisch
Reihe: Crescent City #1
Wertung: 2,5 Sterne
Huhu!
Tolle Rezension, die mir aus der Seele spricht. Ich kann dir einfach nur zustimmen. Wenn ich an das Buch zurückdenke, dann empfinde ich vor allem eins: Enttäuschung. Ich hatte mir einfach mehr erwartet, vor allem was World Building und Charaktere betrifft, denn SJM kann es ja eigentlich… Ich weiß noch nicht, ob ich den nächsten Band der Reihe überhaupt lesen werde.
Liebste Grüße
Kat