
»Everland« ist eines dieser Bücher, das ich unbedingt lesen wollte, als ich es entdeckt habe, das dann aber doch knapp zwei Jahre auf meinem SuB eingestaubt ist. Einmal habe ich reingelesen, war aber überfordert mit den vielen Figuren und habe das Buch wieder beiseite gelegt, um es später nochmal zu versuchen. Und wie sagt man so schön? Besser spät als nie, denn »Everland« hält durchaus was es verspricht.

Everland ist eine Insel in der Antarktis, die noch sehr unerforscht ist. Die Geschichte folgt zwei Expeditionen auf die Insel, einmal 1913 und einmal gut hundert Jahre später, nämlich 2012. Der Klappentext bezeichnet das Buch als Abenteuergeschichte, spannenden Thriller und psychologisches Drama in einem und besser kann ich es auch nicht beschreiben.

Mich hat vor allem die Beschreibung »Abenteuergeschichte, spannender Thriller und psychologisches Drama« neugierig gemacht, denn das klang für mich ehrlich gesagt nach der perfekten Mischung für ein Buch.
Der Einstieg fiel mir, als ich das Buch vor zwei Jahren schon einmal angelesen habe, schwer, einfach weil man zu Beginn mit relativ vielen neuen Figuren konfrontiert wird, wovon letztendlich nur sechs wirklich wichtig sind, was mir da aber eben noch nicht klar war. Als ich das Buch jetzt vor ein paar Tagen ein zweites Mal begonnen habe fiel mir der Einstieg etwas leichter und ich weiß nicht ob das daran liegt, dass ich mich noch etwas an die Namen erinnert habe, oder ob ich einfach mehr in Stimmung für das Buch war. So oder so, ich bin froh, dass ich dieses Mal über den Anfang hinweg gekommen bin, denn danach wurde »Everland« ziemlich schnell ziemlich spannend.
Dabei besticht »Everland« allerdings nicht durch die Art von Spannung, die man aus Thrillern gewohnt ist, wo es rasant zugeht. Vielmehr empfand ich »Everland« und die Gefahren, die die Insel birgt, als unterschwellig spannend. Denn was die Handlung angeht, so passiert letztendlich nicht sonderlich viel. Der Fokus liegt eindeutig auf den Figuren und wie sie mit den Situationen auf Everland umgehen. Dabei war es besonders spannend zu beobachten, welche Parallelen sich auftun, wenn man die beiden Expeditionen miteinander vergleicht. Obwohl sie in vielerlei Hinsicht sehr unterschiedlich verlaufen, so hat die Autorin doch auch immer wieder Vergangenheit und Gegenwart verknüpft und dabei ein Händchen dafür gehabt den Leser an den richtigen Stellen in der Gegenwart mit Informationen über die Vergangenheit zu füttern. Das was über die Expedition 1913 bekannt ist und was dann in den Vergangenheits-Kapiteln tatsächlich passiert ist nämlich nicht immer übereinstimmend, was das Ganze natürlich umso interessanter gemacht hat.
Rebecca Hunt hat mit »Everland« einen sehr atmosphärischen Roman geschrieben, der zum einen darstellt wie Geschichte durch diejenigen, die sie erzählen verzerrt werden kann und in dem zum anderen Menschen an den Abgrund getrieben werden und die beiden Expeditionen als Leser zu begleiten lässt einen mit einem seltsamen Gefühl zurück, weil es sich so realistisch liest. Ich musste mir beim Lesen immer wieder vor Augen führen, dass diese Expeditionen fiktiv sind, denn »Everland« fühlte sich einfach sehr real an.
So spannend und interessant ich »Everland« aber auch fand, am Anfang und im Mittelteil gab es für mich immer wieder ein paar Längen, bei denen ich mich gefragt habe, wieso ich dieses Buch überhaupt lese, wieso ich mich für das Schicksal der Figuren interessieren soll. Richtig angefixt war ich erst in der zweiten Hälfte, als man gemerkt hat, dass die Situation sich zuspitzt und brenzliger wird.

»Everland« hält durchaus was der Klappentext verspricht und ich war insbesondere die letzten hundert Seiten sehr fasziniert von der Geschichte, von den Parallelen der Expeditionen, die hundert Jahre auseinander liegen, den Unterschieden und den Entscheidungen, die Menschen in Not treffen.
Hat das Buch mich so umgehauen wie erhofft? Das nicht. Ich kann nicht genau sagen wieso es nicht ganz das Buch für mich war, aber das heißt nicht, dass ich es nicht trotzdem empfehlen würde, wenn man sich von dem Aufhänger dieser Geschichte angesprochen fühlt.

Autor/in: Rebecca Hunt
Seiten: 416
Verlag: Luchterhand
Sprache: Deutsch
Übersetzung: pocacio
Reihe: –
Wertung: 3,5 Sterne
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