
Irgendwie fühle ich mich langsam richtig schlecht, dass ich so ziemlich alle von Laura Kneidls Büchern, die in letzter Zeit erschienen sind, schlecht bewerte, aber… naja, es ist wie es ist. Warum ich trotz mehreren Enttäuschungen immer wieder zu ihren Werken greife? Berechtigte Frage. Das liegt vermutlich daran, dass ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben habe, dass mir eines ihrer Bücher gefallen könnte, immerhin fand ich ihre ersten Veröffentlichungen alle toll, aber seit »Die Krone der Dunkelheit« ging es für mich bergab. Da bildet »Someone Else« leider keine Ausnahme. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich zum Hörbuch gegriffen habe, das in meinem BookBeat Abo enthalten ist, und nicht noch extra Geld für dieses Buch ausgegeben habe, denn im Regal muss ich es nicht stehen haben.

»Someone Else« erzählt die Geschichte von Cassie und Auri, die sehr gut miteinander befreundet sind und nun den Punkt in ihrer Beziehung erreicht haben, an dem sie entscheiden müssen ob sie mehr wollen oder lieber Freunde bleiben.

Ja, diese Beschreibung zu »Someone Else« ist sehr knapp, aber ehrlich, um mehr geht es auch nicht wirklich in dem Buch. Und das war eigentlich auch so mit mein größtes Problem beim Hören. Dieses Buch ist einfach viel zu lang, dafür dass kaum etwas passiert.
Der Aufhänger ist eigentlich ein Szenario, über das ich sehr gerne lese, was auch der Hauptgrund war, weshalb ich »Someone Else« dann letztendlich doch lesen wollte. Ich mag friends-to-lovers Geschichten wirklich gerne und auch, dass Cassie und Auri beide eine sehr nerdige Seite haben, war etwas, das mir in »Someone New« schon positiv aufgefallen ist. Deshalb war mein Gedanke bevor ich angefangen habe auch: Wie schlecht kann dieses Buch schon werden?
Well…
»Someone Else« war einfach nicht mein Buch. Den Anfang fand ich noch ganz gelungen, aber je weiter ich gehört habe, desto verzweifelter wurde ich. Fand ich es auf den ersten Seiten noch toll, dass wir mit Cassie eine Protagonistin haben, die viele Situationen sehr zerdenkt und introvertiert ist, weil ich mich da irgendwie mit identifizieren konnte, so ging sie mir je weiter ich gelesen habe immer mehr auf die Nerven. Denn dafür, dass Cassie so wahnsinnig viel nachdenkt und sich (unnötige) Sorgen macht – was ich wie gesagt bis zu einem gewissen Grad durchaus nachvollziehen kann, weil ich auch oft zu viel nachdenke -, war sie auch einfach unfassbar schlecht darin sich in andere Menschen, vor allem Auri, hineinzuversetzen. Der tat mir zwischendrin echt leid, wenn Cassie wieder wegen irgendetwas sauer war, das wenn man mal fünf Minuten drüber nachdenkt aus seiner Sicht total verständlich ist. Nur Cassie steht immer wieder auf dem Schlauch und sorgt so für Drama, das in meinen Augen mehr als unnötig war und das Buch sehr in die Länge gezogen hat. Denn wie gesagt passiert sonst auch nicht sonderlich viel.
Kommunikation? Was ist das?
Ich glaube ich habe das schon öfter gesagt – und stehe damit auch nicht allein da -, aber ich sage es nochmal: Es gibt kaum etwas Schlimmeres für mich in Liebesromanen, als wenn die Figuren nicht miteinander reden. Dafür, dass Cassie und Auri so gut miteinander befreundet sind kommunizieren sie nur sehr bedürftig miteinander. So viele Konflikte hätten innerhalb von zwei Seiten gelöst werden können, wenn die beiden nicht immer gedacht hätten sie wissen was der andere denkt. Ja, es ist schwierig sich auf eine gewisse Weise bloßzustellen und über Gefühle zu sprechen, aber Cassie und Auri standen sich so nahe und es war derart offensichtlich, dass beide mehr wollen, dass ich einfach absolut nicht nachvollziehen konnte, wieso nicht einer von beiden mal Klartext gesprochen hat.
Cassie als Erzählerin ging mir also ziemlich schnell ziemlich auf die Nerven, dafür mochte ich einige der Nebenfiguren in »Someone Else« ziemlich gerne. Insbesondere Julian und Lucien haben es mir angetan. Julian und Lucien waren nämlich die einzigen, die ein paar weise Worte in diesem Buch von sich gegeben und Cassie ab und an den Kopf zurecht gerückt haben. Was Lucien angeht bin ich außerdem vor allem jetzt sehr gespannt auf seine und Alizas Geschichte, denn das was ich von den beiden bisher hier gelesen habe gefiel mir richtig gut – allerdings dachte ich das bei »Someone New« auch über Cassie und Auri, also will ich mich auch nicht zu früh freuen.
Kleine Lichtblicke
Pluspunkte gibt es irgendwie für die Themen, die Laura Kneidl hier angerissen hat, aber dabei bleibt es dann leider wieder irgendwie auch. Alles was interessant werden könnte wird meist nur kurz angesprochen. Einerseits kann ich verstehen, dass man als weiße Autorin anders über Rassismus schreibt als eine PoC, aber trotzdem ist es irgendwo so schade, dass dieses Thema eben angeschnitten, aber nicht wirklich ausgeführt wird. Ein wenig wie bei »Someone New«, wo auch nur ganz am Ende schnell eine Diskussion aufgemacht und dann wieder abgehakt wurde. Ich kann wie gesagt durchaus verstehen wieso man sich als weißer Autor vielleicht dagegen entscheidet das Thema noch weiter in den Mittelpunkt zu rücken, aber trotzdem hatte ich dadurch eben auch wieder das Gefühl es fehlte etwas. Was ich wiederum ganz gut ausgearbeitet fand war Cassie und ihre Diabetes, das wurde – na gut, immerhin liest man auch aus Cassies Sicht – relativ häufig erwähnt und war recht präsent. Trotzdem habe ich manchmal beim Lesen des Gefühl Laura Kneidl versucht einfach möglichst viele Themen in ihren Büchern unterzukriegen, um eine gewisse Diversität zu schaffen, reißt diese aber dann eben auch nur an. Mir persönlich würde es viel mehr geben, wenn sich Zeit für die angesprochenen Themen genommen wird und diese ordentlich ausgeführt werden, als wenn ich immer nur hier und da mal etwas erwähne.

Letztendlich war es vor allem Protagonistin Cassie, die es mir so schwer gemacht hat. Ich war irgendwann an dem Punkt, wo ich sie einfach nur noch unsympathisch fand und mir Auri fast leid tat. Für mich hätte das Buch um einiges kürzer sein können, denn eigentlich alle Konflikte wurden für mein Empfinden unnötig in die Länge gezogen. Ich glaube ich hätte es tatsächlich ganz schön gefunden, wenn Cassie und Auri kein ganzes Buch, sondern vielleicht nur eine Kurzgeschichte als Ergänzung zu »Someone New« bekommen hätten. Mir hätte das jedenfalls gereicht.

Autor/in: Laura Kneidl
Seiten: 432
Verlag: LYX
Sprache: Deutsch
Reihe: Someone #2
Wertung: 2 Sterne
Hallöchen,
“Someone New” mochte ich leider so überhaupt nicht, deshalb bin ich sehr neugierig darauf, wie der zweite Band ankommt. Bei dir ja offensichtlich nicht so gut.
Das mit der Länge kann ich mir gut vorstellen, denn ehrlich gesagt, fand ich auch den ersten Band schon viel zu lange.
Eine Protagonistin, die immer wieder unnötig sauer wird? Das kommt mir irgendwie auch sehr bekannt aus dem Vorgänger vor.
Deine Rezension bestärkt mich darin, um diese “ach so wichtige” Reihe weiterhin einen Bogen zu machen.
Danke für deine Meinung! ♥
Liebste Grüße, Kate
Liebe Kate,
freut mich sehr, dass meine Rezension hilfreich war und dich in deiner Meinung noch bestärkt hat 🙂
Wenn man den ersten Teil nicht mochte wird man denke ich auf jeden Fall die gleichen Probleme mit dem zweiten Band haben, von daher… hoffe ich jetzt auf den dritten Teil, auch wenn die Hoffnung da sehr gering ist 😀
Alles Liebe,
Katharina
Hallöchen,
liest du die Reihe wirklich noch weiter? Mir fällt so ein Abschied von einer ganzen Reihe ja auch immer eher schwer. Irgendwie ist da immer die Hoffnung, dass es noch besser werden könnte. Aber wenn mir auch der zweite Band nicht so wirklich zusagt, verabschiede ich mich doch recht schnell 😀
Liebste Grüße, Kate
Wahrscheinlich schon. Ich mag Laura Kneidl als Autorin für mich irgendwie noch nicht aufgeben, weil ich ihre früheren Bücher eigentlich echt gerne mochte. Nur alles was sie jetzt schreibt mag ich irgendwie gar nicht, aber trotzdem ist jedes Mal die Hoffnung da, dass nochmal sowas wie früher dabei raus kommt 😀