
Eigentlich hatte ich gar nicht vor »Burning Bridges« zu lesen, denn ich wusste, dass mir die Thematik des Buches nicht zusagen würde. Ich weiß, dass ich keine Bücher über Fight Clubs oder Kämpfe im Untergrund oder wie auch immer man es nennen möchte mag. Warum ich trotzdem zu »Burning Bridges« gegriffen habe? Die überaus positiven Meinungen, die mir um die Ohren geflogen sind. Ja, zwischendurch tauchen auch ein paar negativere Stimmen auf, aber insgesamt wurde BB sehr positiv aufgenommen – und ich frage mich bei bestem Willen wieso.
Da ich nicht sagen kann was mich mich an dem Buch stört ohne zumindest ein bisschen zu spoilern, fühlt euch hiermit gewarnt. Es ist kein großer Spoiler, aber ich weise trotzdem lieber darauf hin.

Ella hat sich gerade von ihrem Freund Jason getrennt und möchte von Männern eigentlich erstmal nichts wissen, als ihr Ches begegnet. Das Zusammentreffen der zwei ist etwas ungewöhnlich, aber die Chemie stimmt sofort und sorgt dafür, dass Ellas Leben mit einem Mal ordentlich durcheinander geworfen wird – Ches hat nämlich ein düsteres Geheimnis, in das Ella mit hineingezogen wird.

Ich habe versucht aufgeschlossen und ohne bestimmte Erwartungen an das Buch heranzugehen, da ich in gewisser Weise wusste was mich erwartet. Mir war im Vorfeld klar, dass das Buch nicht unbedingt realistisch wird und ich war fest entschlossen das einfach so hinzunehmen und manche Sachen einfach als gegebene anzusehen. Das hat am Anfang auch ganz gut funktioniert, insbesondere weil Ella selbst sagt, dass die Situation in der sie sich befindet etwas ungewöhnlich und seltsam ist, aber im Mittelteil… sagen wir so, ich habe einen ganzen Haufen Sprachnachrichten an eine Freundin geschickt, in der ich mich aufgeregt habe.
Ach, Ella…
Was mich an BB vor allem gereizt hat, war, dass ich in einer Rezension gelesen habe, dass ein Teil des Buches sich damit befasst, dass Ella eine gerade beendete Beziehung aufarbeitet und das fand ich sehr spannend. Nur kam mir der Teil leider etwas kurz, aber okay. Damit hätte ich leben können, wenn ich Ella nicht stellenweise wirklich doof gefunden hätte. Ich habe öfter gelesen, dass sie wahnsinnig naiv ist, aber… wow. Teilweise verhält sie sich wirklich einfach nur dämlich, begibt sich unnötig in Gefahr und was ich das schlimmste daran fand, war, dass im Nachhinein nicht einmal ordentlich darüber gesprochen wird. Ella ist in diesem Buch in mindestens drei Situationen, in denen es für sie wirklich gefährlich wird. In denen sie angegriffen oder unter Drogen gesetzt und bedrängt wird und kurz darauf wird einfach kein Wort mehr darüber verloren. Ja, vielleicht verdrängt Ella das alles einfach nur, aber mir ist es etwas sauer aufgestoßen, dass diese Dinge nicht einmal ein wenig angerissen wurden. Ich hätte echt Angst, wenn mir sowas passieren würde und könnte das sicher nicht so leicht abhaken wie Ella, die einfach weiter macht als wäre nichts gewesen. Okay, ihr Leben steht ohnehin schon Kopf, aber ich finde wenn man so knapp brenzligen Situationen entkommt, in denen man beinahe körperlich Schaden genommen hätte, dann denkt man da doch mindestens mehr als einmal drüber nach oder? Und macht verdammt nochmal nicht die gleichen Fehler noch einmal. Gerade bei der Szene wo Ella etwas in den Drink gemischt bekommt war ich wirklich sauer, denn wer geht bitte in einen Club, lässt sich von einem Wildfremden etwas ausgeben und geht dann mit diesem mit ohne den Freundinnen Bescheid zu geben? So oft wurde die Freundesgruppe um Ella gelobt und gefeiert und im Endeffekt mochte ich Ellas Freunde meistbietend auch, aber wer lässt denn bitte eine Freundin so allein? Wenn einem der Club in dem man sich befindet ohnehin schon zwielichtig vorkam? Entschuldigung, aber das war einfach nur dämlich von den Figuren – und führt natürlich dazu, dass die Handlung ins Rollen gerät und in eine Richtung abdriftet, die ich wie gesagt nicht mochte, aber mit der ich hätte leben können, wenn Ella sich teilweise einfach nicht so aufgeführt hätte, wie sie es nun einmal getan hat.
Ich fand gut, dass Ella sich von Ches nicht herumkommandieren lässt und ihren eigenen Kopf hat, Ella 2.0 ist, wie sie es immer nennt, aber leider hat sie ihm für mich manchmal in den falschen Momenten die Stirn geboten, nämlich dann, wenn er sie aus einer gefährlichen Situation entfernt. Allgemein musste Ella irgendwie überdurchschnittlich oft gerettet werden in diesem Buch, aber okay.
Wir halten also fest: Ich hätte glaube ich mit der ganzen Fight Club Sache leben können, wenn Ella nicht so unfassbar fahrlässig gehandelt hätte und sich so immer wieder in Situationen gebracht hat, die gefährlich für sie und Ches waren. Es waren teilweise wirklich Dinge, wo einem schon der gesunde Menschenverstand sagt, dass man das nicht tun sollte, wie eben ohne dass die Freundinnen es wissen, wenn man sich viel zu betrunken fühlt, mit einem Fremden mitgehen oder jemanden bei sich einziehen zu lassen, den man eigentlich gar nicht kennt und der immer verprügelt aussieht und in zwielichtigen Clubs rumhängt.
Aber ich habe mich jetzt genug über Ella aufgeregt und möchte auch noch ein paar positivere Worte zu ihr verlieren. Sie ging mir nämlich nicht nur auf den Keks, sondern stellenweise fand ich sie eigentlich ganz sympathisch. Es hat meistens Spaß gemacht aus ihrer Sicht zu lesen, ihre Gedanken fand ich oft sehr unterhaltsam, auch, wenn sie vielleicht etwas oft über Ches muskulöse Gestalt nachgedacht hat. Insgesamt mochte ich Ella glaube ich vor allem dann, wenn sie mit ihrer Familie und ihren Freunden interagiert, denn die ganze Sache mit Ches war einfach seltsam und ging viel zu fix. Ich kann mir bis zum Ende nicht erklären wo die Gefühle zwischen den beiden herkamen. Nichtsdestotrotz hat die Chemie zwischen den beiden für mich irgendwie gestimmt, sodass ich gerne über Ella und Ches gelesen habe, so seltsam ihr Kennenlernen auch war.
Wie gesagt habe ich im Vorfeld sehr viel Gutes über Ella Freundesgruppe gehört, was etwas ist, dem ich auch nur bedingt zustimmen kann. Am liebsten hatte ich denke ich Creed, Carla und Lenny. Savannah und Mitch mochte ich auch, aber Summer ging mir manchmal ähnlich auf die Nerven wie Ella. Vor allem, weil es sie gefühlt nur interessiert ob Ella und Ches endlich miteinander geschlafen haben, als könnte man jemanden nicht mögen ohne gleich mit ihm in die Kiste zu springen. Trotzdem sind Summer und Savannah immer für Ella da, wenn sie sie nicht gerade in einem Club nicht merken, dass sie verschwindet, was ich schön fand.
Und sonst…
…war BB leider halt genau das, was ich befürchtet hatte. Es war absolut übertrieben, einige Dinge ergeben einfach keinen Sinn – ich frage mich die ganze Zeit warum eine Kleinstadt Mittelpunkt dieser Kämpfer-Szene ist – und andere Sachen waren nicht unproblematisch, wie ich finde.
Ich kann nachvollziehen, dass man BB mag, weil es mal etwas anderes ist, aber das heißt eben nicht, dass es gut ist. Zumindest nicht für mich. Dafür fand ich Ellas Verhalten viel zu bedenklich. Ich denke das ist auch mein größter Kritikpunkt. Wenn man aufgeschlossen an die Sache heran geht und hinnimmt, dass diese ganze Sache mit dem Untergrund vielleicht nicht unbedingt realitätsnah ist, dann könnte BB ein wirklich unterhaltsames Buch sein, wenn Ella halt nicht teilweise so absolut dämliche Entscheidungen getroffen hätte. Die haben mich wirklich aus der Bahn geworfen. Es ist das eine darüber hinwegzusehen, dass ein Buch nicht immer vom echten Leben erzählt und sich Freiheiten nimmt, das finde ich absolut in Ordnung, aber wenn die Protagonistin sich immer wieder in Situationen manövriert, die für sie gefährlich sind und sie das weder reflektiert noch einsieht, dann… kann ich nur den Kopf schütteln.

Obwohl mir BB also eher mittelmäßig gut gefallen hat – trotz, dass ich viele Kritikpunkte hatte, habe ich mich auch einen Großteil des Buches einfach gut unterhalten gefühlt – werde ich wohl trotzdem zum Folgeband Sinking Ships greifen. Auch hier sind meine Erwartungen nicht gigantisch, aber ich mochte Carla und Mitch in diesem Buch und habe das Gefühl ich kann jetzt noch etwas besser einschätzen, was mich erwarten könnte.

Autor/in: Tami Fischer
Seiten: 396
Verlag: Knaur
Sprache: Deutsch
Reihe: Fletcher University #1
Wertung: 2 Sterne