
Ich weiß gar nicht mehr genau wann mir Sally Rooneys Bücher zum ersten Mal aufgefallen sind, aber Tatsache ist, dass ich dieses Jahr einfach nicht an ihnen vorbei kam. Eines ihrer Bücher wurde gefühlt immer von irgendjemandem in die Kamera gehalten und so wurde ich sehr neugierig, was zugegeben auch ein wenig an den tollen Covern dieser Bücher liegt.
Gefühlt gibt es ausschließlich Positives über Rooneys Werke zu sagen, allein schon wenn man sich die ersten Seiten anschaut, die lauter lobende Worte vieler Autoren oder Zeitungen wiedergeben und so noch einmal mehr mein Interesse geweckt haben. Sind diese Bücher wirklich so genial wie alle sagen? Ich meine, irgendwie können so viele Leute sich ja auch nicht irren, aber Geschmäcker sind ja bekanntermaßen unterschiedlich und Meinungen können sehr auseinander gehen.
Ich wusste nicht so wirklich was ich erwarten sollte, als ich im September mit »Conversation with Friends« angefangen habe. Ich hatte das Buch so lange im Auge, womit ja immer eine gewisse Erwartungshaltung an ein Werk einhergeht, einfach weil man sich schon ein paar Gedanken dazu gemacht hat. Ich hatte gehofft, dass es mir gut gefallen würde und das hat es auch, aber…
Kennt ihr das, wenn ihr einen Klassiker lest und euch fragt weshalb ausgerechnet dieses Buch die Jahrzehnte überdauert hat? Weil ihr euch nicht so ganz sicher seid, was ihr daraus mitnehmen sollt? Sally Rooneys Bücher werden als zukünftige Klassiker bezeichnet, was ich irgendwie ganz treffend finde, denn ich bin mit einem ähnlichen Gefühl insbesondere aus »Conversation mit Friends« herausgegangen, wie ich es häufig bei Klassikern habe. Ein wenig so, als hätte ich nicht ganz verstanden worum es geht. Was soll ich aus diesem Buch mitnehmen?
Bei »Normal People« fiel es mir etwas leichter einen Zugang zu den Figuren zu finden und herauszufiltern, was die Autorin mir mit dem Verhalten von Marianne und Connell sagen wollte. Frances, Nick, Bobbi und Melissa wiederum sind für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Im Klappentext steht, dass Frances sich durch ihre Beziehung zu Nick zum ersten Mal mit ihrer Verwundbarkeit im Hinblick auf ihre Gefühle auseinandersetzen muss, was etwas ist, das ich beim Lesen nicht so wirklich gemerkt habe, was vor allem an der kaum vorhandenen Kommunikation zwischen den Figuren liegt.
Das ist im übrigen etwas, das mir in beiden von Rooneys Werken aufgefallen ist. Alle ihre Figuren behalten wahnsinnig viel für sich und glauben immer zu wissen, was der andere denkt, ohne, dass dieser es ausspricht. Diese fehlende Kommunikation ist etwas, das mich sonst immer sehr stört, was ich hier allerdings sehr spannend fand, denn irgendwie zeichnet es doch ein sehr passendes Bild meiner Generation.
Obwohl ich also teilweise nicht so recht wusste, was ich mit Sally Rooneys Büchern anfangen soll, kann ich auch nicht sagen, dass sie nicht doch Eindruck hinterlassen haben und ich kann durchaus nachvollziehen, warum diese Autorin so in den Himmel gelobt wird.
Was mir besonders gut sowohl an »Conversation with Friends«, als auch an »Normal People« gefallen hat, war der Schreibstil beziehungsweise Rooneys Art eine Geschichte zu erzählen. Die Autorin schreibt auf gewisse Art sehr simpel und schmucklos, dafür hat man das Gefühl, dass jedes Wort sitzt. Die Bücher sind beide nicht sonderlich lang und enden auf eine Art, bei der ich mir gewünscht hätte sie wären länger und es würde einen zweiten Band geben und gleichzeitig ist es so passend, dass die Geschichten so aufhören wie sie anfangen: mitten im Leben. Trotzdem hätte ich gerade bei »Normal People« ein paar Seiten mehr gehabt, um Mariannes Familie besser verstehen zu können und weshalb sie sie behandeln, wie sie sie nun mal behandeln.
Was zunächst etwas gewöhnungsbedürftig war, letztendlich aber denke ich enorm zu der Sogwirkung beigetragen hat, die Sally Rooneys Bücher auf mich hatten, war, dass die Autorin keine Anführungszeichen für ihre wörtliche Rede verwendet. Ich dachte erst das würde mich stören, hat es aber überhaupt nicht. Auch ohne die Anführungszeichen war immer klar wer gerade spricht und was wörtliche Rede ist und was nicht. Außerdem hat es einen auf Trab gehalten, weil man eben ein wenig mitdenken musste, was gesagt wird und was gedacht. So kommt man gar nicht erst in Versuchung sich von diesen Büchern einfach nur berieseln zu lassen, sondern achtet stattdessen auf jedes Wort. Zumindest ging es mir so beim Lesen.

Kann ich den Hype um Sally Rooney auf gewisse Weise nachvollziehen?
Jein, denn ihre Bücher haben mich ebenfalls ziemlich süchtig gemacht und ich mochte sie auch gar nicht aus der Hand legen. Ich mag den Schreibstil der Autorin unfassbar gerne und freue mich auf zukünftige Werke, zu denen ich mit Sicherheit greifen werde. Aber ich glaube mir fehlte das, was so viele an diesen Büchern loben: Die Figuren waren für mich persönlich einfach nicht relatable. Was keine wirkliche Kritik ist, denn ich konnte ihre Handlungen und Gefühle meistbietend nachvollziehen, aber ich habe mich nicht wirklich in ihnen wiedergefunden. Nicht so, wie ich es erwartet hatte. Sowohl Marianne als auch Frances sind in vielerlei Hinsicht einfach so anders als ich, dass ich nicht sagen kann ich habe mich groß in ihnen wiedergefunden, aber dennoch fand ich ihre Gedankengänge immer wieder sehr spannend und aufschlussreich, falls das Sinn ergibt.
Worauf ich eigentlich die ganze Zeit hinaus wollte: Ich bin ein wenig hin und her gerissen. »Conversation with Friends« und Normal People« waren nicht, was ich erwartet habe. Aber ich mochte die Bücher. Irgendwie. Es ist nicht richtig von »mögen« zu sprechen, denn die Bücher machen nicht im üblichen Sinne Spaß, aber sowohl Frances als auch Mariannes Geschichte hatte definitiv etwas. Auch, wenn ich teilweise nicht so genau weiß, was ich daraus mitnehmen soll. Was irgendwie nach einem Reread schreit, insbesondere von »Conversation with Friends.«
Ich habe das Gefühl ich rede nur noch wirres Zeug, deshalb werde ich diesen Book Talk an dieser Stelle beenden.
Wie habt ihr die Bücher der Autorin empfunden, wenn ihr eines oder beide gelesen habt? Ich habe irgendwie ziemlich lange gebraucht, bis ich in Worte fassen konnte, wie ich zu diesen Büchern stehe und eine Rezension hätte ich glaube ich nicht zustande gebracht, deshalb hier etwas allgemeiner und lockerer ein paar Gedanken, denn die wollten dann doch getippt werden.
Hallo Katharina,
ich habe noch kein Buch von ihr gelesen, weil ich auch immer skeptisch bin, ob diese so hoch gelobten Bücher etwas für mich sind. Nächstes Jahr möchte ich sie aber schon ausprobieren, mal gucken!
Deinen Beitrag kann ich auf alle Fälle gut nachvollziehen, auch wenn ich noch nichts von ihr gelesen habe. So geht es mir mit anderen Autoren auch.
Liebe Grüße
Yvonne 🙂
Liebe Yvonne,
ich war auch erst skeptisch, weil ja wirklich jeder diese Bücher liebt, aber nachdem ich sie gelesen habe kann doch ganz gut nachvollziehen weshalb diese Bücher so gelobt werden. Ich bin dann jedenfalls gespannt wie du sie finden solltest, wenn du mal was von Sally Rooney liest! 🙂
Alles Liebe,
Katharina
Liebe Katharina,
ich bin froh, dass ich mit dir jemandem begegne, der diese Wankelmütigkeit in Bezug auf Sally Rooney ebenso verspürt wie ich. Ich habe zwar nur das Buch “normal people” gelesen, kann deine Sichtweisen aber vollends verstehen.
Auch ich bin mir nicht sicher, ob ich ihren Schreibstil mag oder aufgrund von ihm das Buch vor Ärger nicht lieber in die Ecke werfen möchte. Dieses Unausgesprochene hat oft seinen Reiz, doch in diesem Fall fand ich es zu stark dominierend.
Und dennoch hat mir das Buch auf unerklärliche Weise gefallen, wenn auch nicht zu 100%.
Vermutlich ärgern mich einfach die Handlungen der Protagonisten, dieses mangelnde Ergreifen von Taten, die deren Leben einen positiveren Flair geben würden.
Ich freue mich auf einen etwaigen Austausch mit dir und bin gespannt auf deine Rückmeldung. 🙂
Alles Liebe,
Magdalena
Liebe Magdalena,
ach, das ist schön zu hören, wenn es jemand anderem genauso ging mit einem Buch/Büchern! 😀
Ich habe das Gefühl Sally Rooney wird entweder sehr gefeiert oder ihre Bücher werden gar nicht gemocht, aber was dazwischen sehe ich eher selten?
Ich habe jetzt vor die Bücher beide nochmal zu lesen, gerade weil ich Normale Menschen nun auch auf deutsch im Regal stehen habe. Irgendwie habe ich die Hoffnung, dass es mir in meiner Muttersprache mehr zusagen könnte, weil ich beim Englischen halt irgendwie das Gefühl habe was verpasst zu haben? Ich fand es unfassbar schwer da zwischen den Zeilen zu lesen. Wie du gesagt hast, es ist schön, wenn einem ein Autor nicht alles auf die Nase bindet, aber ein bisschen mehr hätte ich doch gebraucht, um das Buch richtig genießen zu können. 😅
Hast du die Serie zu Normal People geschaut? Ich noch nicht, aber ich bin sehr gespannt auf die Umsetzung.
Alles Liebe,
Katharina