
Manno man war das eine schwere Geburt mit diesem Buch. Ich habe bereits letztes Jahr um diese Zeit »Emily Bones« angefangen, es aber nach etwa einem Drittel zur Seite gelegt. Das Buch konnte mich einfach nicht fesseln und so lag es jetzt ein Jahr lang auf dem SuB, da ich es unbedingt nochmal im Herbst damit versuchen wollte. Das Cover versprüht so schöne Halloween-Stimmung, dass es mir einfach falsch vorgekommen wäre das Buch zu einer anderen Zeit zu lesen.

Als Emily sich eines Nachts in einem Grab wiederfindet glaubt sie zunächst an einen schlechten Scherz. Allerdings muss sie dann feststellen, dass ihr Aufenthalt auf dem Friedhof keinesfalls ein Spaß, sondern sehr Ernst ist. Todernst quasi. Denn Emily ist genau das. Tot. Von nun an muss sie als Geist auf dem Friedhof Père Lachaise herumspuken und sich an die Regeln der Geistergesellschaft dort halten – so zumindest deren Vorstellung, aber Emily denkt ja gar nicht dran. Sie wird ihren Tod, der sich als Mord herausstellt, keinesfalls einfach so hinnehmen und so begibt sie sich auf die gefährliche Suche nach ihrem Mörder.

Ich war ein bisschen nervös diesem Buch noch eine Chance zu geben, nachdem es mich letztes Jahr regelrecht gelangweilt hat, aber da mir schön häufiger Bücher beim zweiten Anlesen besser gefallen haben wollte ich es irgendwie auch unbedingt nochmal versuchen.
Nachdem ich die ersten Kapitel gelesen hatte, war ich zunächst einmal positiv überrascht. Man wacht quasi zusammen mit Emily auf dem Friedhof auf, was ich als Einstieg sehr gelungen fand, denn so kann man gemeinsam mit ihr die Anderwelt und den Friedhof Père Lachaise kennenlernen. Das Setting fand ich im Übrigen richtig schön gewählt, sehr stimmungsvoll und mal etwas anderes. Dass das Buch in Paris angesiedelt ist gefällt mir eigentlich richtig gut, allerdings hätte man für meinen Geschmack gerne auch noch mehr davon mitbekommen können.
Nichtsdestotrotz war ich zunächst begeistert von der Anderwelt und den Figuren, die Emily dort kennenlernt. Viele der Nebenfiguren sind etwas schrullig, haben aber eine charmante Art, weshalb ich gerne mehr über sie gelesen hatte. Aber auch hier wieder: einige Figuren kamen mir eindeutig zu kurz, aber dazu gleich mehr.
Kommen wir erstmal zu unserer Protagonistin, Emily Bones. Ich hatte nämlich hier und da so ein paar Probleme mit ihr.
Emily ist dreizehn Jahre, als sie getötet wird und kann damit nicht ganz so gut umgehen. So weit so gut, das finde ich vollkommen verständlich. Dass sie sich ihr Leben zurückholen will finde ich sehr nachvollziehbar, allerdings hat mich arg gestört wie Emily Sachen angeht. Sie ist wahnsinnig naiv und stur und glaubt, dass sie die Weisheit mit Löffeln gegessen hat. Einerseits ist es natürlich gut, wenn sich jemand nicht unterkriegen lässt und für das kämpft, was er möchte, aber Emilys Art hat mich mit der Zeit einfach wahnsinnig aufgeregt. Sie ist neu auf dem Friedhof und anstatt erstmal ihr neues Leben als Geist zu navigieren und sich etwas einzuleben beschließt sie so ziemlich alle Regeln zu brechen. Zugegeben, Regeln, die einem als Leser auch nicht immer schlüssig erscheinen, aber trotzdem. Und dieses Verhalten zieht sich durch das ganze Buch. Emily weiß immer alles besser und ist sowieso auch in allem ganz toll. Gefühlt hat sie keine Fehler, was sie für mich einfach nicht sehr greifbar gemacht hat. Emily blieb in der Hinsicht sehr eindimensional. Zusammen mit Balthasar, einem mächtigen Vampir, bereitet sie sich darauf vor sich ihr Leben zurückzuholen. Dabei fängt Emily von Null an, hat keine Ahnung von nichts, macht aber innerhalb kürzester Zeit die größten Fortschritte, was ich einfach nicht realistisch fand. Es passte einfach nicht so wirklich zu dem, was einem sonst in diesem Buch vermittelt wurde. Ich hätte Emily gerne öfter scheitern sehen, ein bisschen mehr kämpfen um das zu erreichen, was sie will.

Neben Emily gibt es wie gesagt einen ganzen Haufen Friedhofbewohner, die allerdings alle ähnlich eindimensional bleiben wie Emily, ausgenommen vielleicht Balthasar. Dabei waren gerade Cosimo und Raphael, zwei Bewohner des Père Lachaise, die Emily gleich zu Beginn kennenlernt, absolute Sympathieträger für mich. Dann gibt es noch Valentin, ein Geisterjunge der Emily das Leben schwer macht und auch hier waren mir seine Motive am Ende des Buches nicht so wirklich klar, da wenig erklärt wurde und er letztendlich auch nur ein paar Auftritte hat. Der Cast an Nebenfiguren war vielleicht etwas groß dafür, dass anscheinend kein Platz war diese Figuren weiter auszuführen. Aber okay, man kann halt nicht alles haben.
Schließlich waren es aber nicht nur die Figuren und die Handlung, die sich irgendwann auch ein wenig repetetiv anfühlte, die mir das Lesen schwer gemacht haben, sondern auch der Schreibstil der Autorin. Es gab einige Stellen, da mochte ich ihren Schreibstil wirklich gerne, da empfand ich die Metaphern und Vergleiche, die genutzt werden als passend, aber auch diese haben sich irgendwann nur noch wiederholt und wurden so etwas ermüdend zu lesen. Dunkelheit, Funke, Flamme und ähnliche Begriffe wurden einfach viel zu häufig als Symbole verwendet, sodass sie letztendlich einfach ihre Wirkung verloren haben, wenn diese Wörter wieder auftauchten.

»Emily Bones« war einfach nicht mein Buch. Ich fand die Welt an sich toll, aber wurde mit Emily und ihrer Art einfach nicht warm. Leider. Ich hatte gehofft, dass dieses Buch das perfekte Buch für den Oktober ist, aber insgesamt habe ich mich gerade durch das letzte Drittel eher durchgequält und war froh, als ich es beendet habe. Ein Gefühl, mit dem man ein Buch eigentlich nicht beenden sollte. Was nicht heißt, dass »Emily Bones« per se ein schlechtes Buch ist, es war nur eben kein Buch für mich.

Autor/in: Gesa Schwartz
Seiten: 448
Verlag: Planet!
Sprache: Deutsch
Reihe: –
Wertung: 2,5 Sterne
*Vielen Dank an Netgalley und den Planet! Verlag für das Rezensionsexemplar!