
Ich hatte mich riesig auf »The Paper and Hearts Society« gefreut, was vor allem daran lag, dass ich den YouTube Kanal der Autorin letztens für mich entdeckt habe und ihre Videos über Klassiker sehr gerne gucke und diese mich motiviert haben selbst mehr Klassiker zu lesen. Als ich gesehen habe, dass Lucy Powrie auch selbst schreibt stand natürlich fest, dass ich das Buch lesen muss.

Tabby Brown hat es nicht leicht nach ihrem Umzug. Neue Freunde zu finden fällt ihr alles andere als leicht, vor allem, weil sie das Gefühl hat nirgendwo so richtig dazuzugehören. Statt auf Partys zu gehen verbringt sie ihre Abende lieber eingekuschelt auf der Couch mit einem guten Buch. Aber ihr Leben legt eine Wendung hin, als sie der Paper & Hearts Society beitritt, einem Buchclub, in dem sie endlich Freunde findet, die mit ihr auf einer Wellenlänge sind.

So sehr ich mich aber auch auf das Buch gefreut habe und so cool ich den Aufhänger der Geschichte fand – ich meine, wer würde denn nicht gerne mit Freunden einen Buchclub gründen, oder? – , habe ich im Vorfeld bereits meine Erwartungen etwas heruntergeschraubt (nachdem ich die Leseprobe gelesen habe), da ich befürchtet habe, dass dieses Buch zu jung für mich sein könnte – was gut war, denn letztendlich ist genau das eingetreten.
Die Autorin hat in einem ihrer Videos gesagt, dass TP&HS das Buch ist, dass sie selbst mit sechzehn Jahren gebraucht hätte und das merkt man dem Buch an. Ich will mich gar nicht darüber beschweren, dass das Buch sich anfühlt, als wäre es für ein junges Publikum geschrieben, denn das ist es schließlich, aber mich konnte es dadurch weniger mitreißen.
Protagonistin Tabby ist gerade mal fünfzehn Jahre alt und wenn ich ehrlich bin, dann konnte ich einfach nicht viel mit ihr anfangen. Ich denke das liegt daran, dass Tabby wie gesagt noch recht jung ist, aber auch daran, dass der Schreibstil sehr oberflächlich ist. Die Geschichte wird aus der Sie-Perspektive erzählt und dadurch fehlte mir einfach die Verbindung zu Tabby. Ich hatte nicht das Gefühl in ihrem Kopf zu stecken, sondern habe sie gefühlt nur auf Distanz kennengelernt.
Was ich allerdings toll fand, war, dass die Autorin auch die Schattenseiten von Social Media darstellt und den Druck, der dadurch auf einen ausgeübt werden kann. Außerdem wird Cyber Mobbing thematisiert, was ich ebenfalls spannend fand – und Tabby tat mir unglaublich leid. Sie leidet ohnehin unter ihrer Social Anxiety – etwas, das wie ich finde sehr gut dargestellt wurde, ich konnte mich in der Hinsicht teilweise ein wenig in Tabby wiederfinden – und dass ihre ehemalige Mitschülerin/angebliche Freundin ihr derart das Leben schwer macht… das war schon irgendwie hart zu lesen. Umso schöner war es aber, dass Tabby die Paper & Hearts Society kennenlernt, bestehend aus Olivia, Henry, Ed und Cassie.
Leider ging es mir mit den Nebencharakteren allerdings ähnlich wie mit Tabby. Sie sind sehr oberflächlich und eindimensional geblieben. Es ist nicht so, dass ich die Nebencharaktere nicht mag, aber… ich kann auch nicht sagen, dass ich sie sonderlich gerne habe.
Olivia ist der größte Buchnerd aller Zeiten und lebt dies vollkommen aus – auf eine exzessive, sehr übertriebene und (für mich) nervige Art.
Cassie ist ein Großteil des Buches unnahbar und etwas gemein zu Tabby, was später geklärt wird, ich aber irgendwie trotzdem unnötig fand, weil dieses Drama einfach nicht hätte sein müssen.
Henry bleibt, obwohl er das Love Interest ist, der… nicht unbedingt langweiligste Charakter, aber der, über den man am wenigsten weiß. Praktisch gar nichts. Geschweige denn, dass man wüsste warum Tabby sich ausgerechnet in ihn verliebt. Ich habe die Chemie zwischen den beiden jedenfalls nicht mitbekommen und dass sie etwas füreinander empfinden kam eher so aus dem Nichts.
Am liebsten aus der Gruppe war mir glaube ich Ed, obwohl ich nicht mal mehr sagen kann wieso. Es ist ein paar Tage her, dass ich das Buch beendet habe und ehrlich, die Charaktere waren so austauschbar, ich kann mich kaum noch an sie erinnern, was ich recht schade finde.
Was die Handlung angeht, habe ich mir unter dem Buchclub irgendwie etwas anderes vorgestellt, aber okay. Immerhin der Road Trip, den die fünf unternehmen, war richtig cool, da konnte man glatt neidisch werden. Es ging einmal mehr oder weniger quer durch England. Die fünf besuchen die Orte an denen Jane Austen, William Shakespeare und die Brontë Schwestern gelebt habe und wenn das nicht coole Ausflugsziele sind, dann weiß ich auch nicht.
Abgesehen davon war die Handlung leider sehr, sehr vorhersehbar. Was ich bei Contemporary grundsätzlich nicht schlimm finde, aber wenn der Hauptcharakter am Anfang etwas Dummes tut und man einfach weiß, dass sie das einholen wird und sie nicht damit rechnet, dann… ist das irgendwie doof. Denn das war dann tatsächlich auch der Hauptkonflikt, den man schon Meilen vorher hat kommen sehen. Und ich fand es ehrlich gesagt nicht einmal sonderlich elegant gelöst. Ich weiß auch nicht, irgendwie habe ich mir von der Handlung mehr erhofft. Das Buch fühlte sich so kurz und oberflächlich an – und ich fühle mich als wäre ich eine Schallplatte, die das Wort oberflächlich wiederholt -, dass ich es einfach in einem Zug durchgelesen habe, weil ich wusste, dass ich es sonst nicht wieder zur Hand nehmen würde.

Kann man lesen, muss man nicht. Meinem jüngeren Ich hätte das Buch sicherlich ein wenig besser gefallen, aber so war mir das Buch einfach zu jung und – ich schwöre, das letze Mal, dass ich das sage -, oberflächlich. Über einen Mangel an Handlung kann ich gut hinwegsehen, wenn wenigstens die Charaktere stimmen, aber die waren mir hier zu flach und eindimensional. Ich weiß kaum was die einzelnen Charaktere ausmacht und empfand sie als ziemlich austauschbar.
Aber nochmal: Ich bin auch nicht wirklich Zielgruppe. Das wusste ich, als ich das Buch angefangen habe und so schade ich es auch finde, dass meine Befürchtungen sich bewahrheitet haben – »The Paper & Hearts Society« ist sicher kein schlechtes Buch. Es sprüht nur so vor Liebe zu Büchern (auch, wenn für mich ein paar Popkultur Referenzen zu viel drin waren…) und thematisiert ein paar wichtige Sachen und gerade Tabbys Social Anxiety fand ich gut dargestellt und war einer der größten Pluspunkte an dem Buch für mich.

Autor/in: Lucy Powrie
Seiten: 400 (sagt mein eBook, es kam mir aber sehr viel weniger vor)
Verlag: Hodder Children’s Books
Sprache: Englisch
Reihe: The Paper & Hearts Society #1
Wertung: 2,5 Sterne