
Cinder & Ella ist so ein Buch, das man im Moment einfach überall sieht – so kommt es mir zumindest vor. Auf Instagram wurde es mir gefühlt dauernd unter die Nase gehalten und weil ich Hypes nur sehr schwer widerstehen kann und von der Autorin bereits vor Jahren etwas gelesen habe, das ich mochte und der Preis des englischen eBooks geradezu zum Kaufen eingeladen hat, konnte ich einfach nicht anders als es mit diesem Buch zu versuchen. Aber das sind doch auch ein Haufen guter Gründe oder nicht?
Seit dem Unfall, bei dem ihre Mutter umkam, trägt Ella nicht nur seelische Spuren davon, sondern auch äußerlich hat sie immer noch mit den Folgen zu kämpfen. Ein Grund mehr, warum sie nicht bei ihrem Vater, der sich nie für sie interessiert hat, und seiner perfekten Familie einziehen möchte – besonders ihre Stiefschwestern machen ihr nämlich das Leben unnötig schwer. Die einzige Freude die sie hat ist ihr bester Freund Cinder. Das Problem? Die beiden haben sich durch Ellas Blog kennengelernt und schreiben zwar seit Jahren miteinander, haben sich aber noch nie im echten Leben getroffen. Denn was Ella nicht weiß: Cinder ist niemand anderes als Brian Oliver, ein beliebter Schauspieler und Teenie Schwarm, der reihenweise Herzen bricht.
Klingt das nach der klischeehaftesten Cinderella Nacherzählung aller Zeiten? Well, yes.
War es das auch? Aber sowas von.
Wenn ich ehrlich bin, dann hat dieses Buch mich enorm an Geekerella von Ashley Poston erinnert – allerdings hat Geekerella mir etwas besser gefallen, es war einfach das charmantere Retelling, wie ich fand, auch, wenn viele Element sehr, sehr ähnlich waren. Aber darum soll es jetzt ja nicht gehen, sondern um Cinder & Ella:
Wie eben schon angedeutet hat mir das Buch eher mittelmäßig gefallen, was mir mal wieder zeigt, dass ich mich eher auf altbekannte Autoren verlassen und von übermäßig gehypten Büchern die Finger lassen sollte. Wie so häufig bei (für mich) mittelmäßigen Büchern ist es nicht so, dass das Buch per se schlecht ist, aber es hat mich eben auch nicht vom Hocker gerissen. Das schafft aus dem Romance Genre (besonders im Jugendbuchbereich) aber ohnehin mittlerweile kaum ein Buch mehr, wenn ich ehrlich bin. Gefühlt hat man eines gelesen und kennt alle anderen auch und Cinder & Ella ist da leider keine Ausnahme.
Zwar spricht Kelly Oram ein paar spannende Sachen an und zu denen komme ich gleich auch, aber insgesamt war mir das Buch dennoch zu vorhersehbar und zu dramatisch, zu übertrieben und unrealistisch. Cinder/Brian und Ella lernen sich online kennen, was ich grundsätzlich ganz spannend fand, aber dafür, dass sie bis zum Zeitpunkt von Ellas Unfall lediglich geschrieben haben und nie telefoniert oder sonst etwas war mir ihre Beziehung etwas zu intensiv dafür. Ich will nicht leugnen, dass man im Internet wunderbare Freunde kennenlernen kann, aber solange das rein auf dieser Ebene bleibt konnte ich einfach nicht nachvollziehen, dass die beiden sich dermaßen wichtig gewesen sind. Beide bezeichnen den jeweils anderen als wichtigste Person in ihrem Leben, was ich etwas extrem fand ehrlich gesagt für jemanden, den man halt nur durch’s Internet kennt, dessen Stimme man nicht kennt, von dem man nicht weiß, wie er aussieht und ob er überhaupt echt ist. Ich meine, könnte ja sonst wer hinter stecken, oder? Man muss natürlich im Hinterkopf behalten, dass Ella zu den Freunden, die sie vor dem Unfall hatte, keinen Kontakt mehr hat (zu Cinder/Brian zunächst allerdings auch nicht) und Cinder/Brian in einer Welt lebt in der es vielmehr darum geht, wie er nach Außenhin dasteht und um gute Publicity; richtige Freunde hat er also auch weniger. Aber trotzdem. Für meinen Geschmack war Cinders und Ellas Beziehung etwas too much.
Nichtsdestotrotz gab es wie gesagt auch ein paar Aspekte die mir wie gesagt gefallen haben: Das waren zum einen die Familiendynamik der Colemans – also Ellas Vater samt Stiefmutter und -schwestern – und Ellas Behinderung.
Ich fange mal mit letzterem an. Ella hat durch den Unfall, bei dem ihre Mutter gestorben ist, schlimme Verbrennungen erlitten und war lange Zeit im Krankenhaus. Ihr Kopf ist zwar verschont geblieben, aber gefühlt so ziemlich der Rest ihres Körpers ist mit Narben überseht und sie kann nur humpelnd und langsam und mithilfe eines Gehstockes laufen. All das sorgt dafür, dass auf Ella erstmal reagiert wird als wäre sie Frankensteins Monster. In der Schule wird sie aufs übelste gemobbt, was vor allem von einer ihrer Stiefschwestern angezettelt wird und argh. Man weiß ja, dass Cinderellas Stiefschwestern nicht gerade die Personifikation von freundlich sind, aber trotzdem. Menschen können so gemein sein und Ella tat mir unglaublich leid – auch, wenn sie gut mit den Reaktionen auf sie umgegangen ist. Besonders in der Schule lässt sie sich davon nicht unterkriegen und zieht ihr Ding durch, schaltet so gut es geht auf Durchzug, denn egal was gesagt wird, Ella hat es schon gehört und sie ist ohnehin an einem Tiefpunkt in ihrem Leben angekommen. Aufgrund der vielen Verbrennungen bekommt Ella Physiotherapie, ist aber auch in psychologischer Behandlung. Ich kann nicht einschätzen wie gut oder realistisch diese Aspekte von der Autorin dargestellt wurden, aber mir kamen sie auch ehrlich gesagt ein wenig zu kurz.
Die Familiendynamik auf der anderen Seite hat auch viel mit Ellas Unfall und der Reaktion ihrer Familie darauf zu tun. So hat man gerade zu Beginn häufig das Gefühl ihre Stiefmutter und -schwestern schämen sich für sie und wollen, dass sie sich bedeckt, wenn sie zum Beispiel ein Kleid anziehen möchte, in dem man ihre Narben sieht. Weiterhin ist die Beziehung zu ihrem Vater mehr als angespannt, da dieser sie und ihre Mutter als Ella noch ein Kind war für seine neue Familie verlassen hat und sich seitdem absolut Null um Ella gekümmert hat – quasi lebt sie also mit Fremden zusammen, die ihr außerdem das Gefühl geben, dass sie dort nicht erwünscht ist. Ich fand es allerdings gegen Ende spannend zu sehen, wie die Colemans sich aufgerafft haben, angefangen habe über Probleme zu sprechen und offener miteinander zu werden. Es wurde nicht alles aus dem Weg geräumt und klar gemacht, dass immer noch ein langer Weg vor ihnen liegt, was aber nur natürlich und eindeutig die realistischere Lösung ist, als wenn sich mit einem Mal alle lieb hätten. Wohin sich dieser Teil der Geschichte entwickelt hat, hat mir ehrlich gesagt fast mit am besten gefallen.
Dass ich kein riesiger Fan von Ellas und Cinders Beziehung bin habe ich ja schon gesagt. Sie war mir einfach zu kitschig, zu übertrieben, zu sehr Klischee. Besonders mit Cinder/Brian wurde ich nicht so recht warm. Zwar waren die Nachrichten und Gespräche zwischen Cinder und Ella ganz unterhaltsam, aber… ich weiß auch nicht. Ich kann es nicht genau benennen, aber ich fand Cinder/Brian einfach nicht sonderlich charmant oder sympathisch, sondern eher arrogant und großkotzig. Zwar hat Ella auch eine große Klappe und bietet ihm durchaus die Stirn, aber deswegen mochte ich ihn nicht mehr.
Was mir aber wirklich gut an den beiden gefallen hat, war ihre Leidenschaft für eine fiktive Buchreihe. Ella wurde nach einem Charakter in dieser Reihe benannt und Cinder/Brian spielt in der Verfilmung die Hauptrolle – passender geht es ja nicht, oder? Jedenfalls verfallen die beiden immer wieder in Diskussionen über die Charaktere und deren Schicksale und das war einfach so spaßig zu lesen, weil man sich dadurch einfach wunderbar in Ella wiederfinden konnte. Wie oben erwähnt hat Ella einen Blog und liest leidenschaftlich gerne und das war logischerweise eine Parallele, die Ella unglaublich sympathisch gemacht hat.
Die Gefühle zwischen den beiden kamen für mich allerdings dennoch einfach nicht rüber. Zum einen, weil ihre Beziehung wie oben erläutert zu intensiv für mich war und zum anderen hat der Schreibstil einfach keinerlei Emotionen bei mir hervorgerufen. Zumindest nicht in den Szenen in denen es um Cinder und Ella ging und warum sie einander so viel bedeuten. Vieles wurde einfach vorausgesetzt, es haben sich keine Gefühle entwickelt oder verändert und besonders das erste richtige Aufeinandertreffen von den beiden lief mir viel zu glatt ab. Natürlich gab es dramatische Probleme, aber nicht in der Art, wie ich sie mir erhofft hatte. Beziehungsweise wurden diese dann ganz leicht und unkompliziert aus dem Weg geräumt, was von vornherein klar war. Ich weiß nicht, Cinders und Ellas Beziehung hat mir einfach überhaupt nichts gegeben. Sie war süß, keine Frage, nett zu lesen, aber mehr auch nicht. Leider.
Ich habe ja auch bereits erwähnt, dass ich mich an einigen Klischees gestört habe. Das lässt sich bei einem Retelling natürlich nicht vollkommen vermeiden, aber man kann mit Klischees spielen und sie ein wenig drehen und wenden und das hat die Autorin hier leider nicht getan. Angefangen damit, dass jeder in diesem Buch wunderschön ist. Ja, Schönheit liegt im Auge des Betrachters, aber ab ungefähr Mitte des Buches fängt Ella an Freunde zu finden und mit einem Mal findet jeder sie super cool, super hübsch und so weiter. Mal ganz davon abgesehen, dass Ella selbst so ziemlich jeden einzelnen Menschen in ihrer neuen Stadt als unglaublich attraktiv beschreibt, angefangen bei ihrem Physiotherapeuten, über ihre Stiefmutter und -schwestern und natürlich Cinder und so ziemlich jeder andere, der in der Stadt lebt. Ein weiteres Klischee, das mir sauer aufgestoßen ist, war Cinders/Brians Fake-Freundin, deren Namen ich ehrlich gesagt schon wieder vergessen habe. Kayleigh oder so? Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht verwechsele ich das auch schon wieder mit einem anderen Buch, denn eine Kayleigh gibt es ja irgendwie in jedem Romance Buch. Jedenfalls waren die beiden nur aus PR-Zwecken zusammen und natürlich ist sie das reinste Model-Püppchen, das nur hinterhältig ist und eigentlich keine andere Rolle hat als Cinder/Brian das Leben schwer zu machen, indem sie ihn nötigt nach Außenhin eine Beziehung mit ihr zu führen. Sie war ein wandelndes Klischee, ein Nebencharakter, der keinerlei Alleinstellungsmerkmal aufweisen konnte sondern einfach nur dazu gedacht war nervig zu sein und ich habe so die Schnauze voll von solchen Nebencharakteren.
Muss man Cinder & Ella lesen? Ich finde nicht. War es ganz nett für zwischendurch? Ja, durchaus.
Aber man muss sich halt auch im Klaren darüber sein, dass die Autorin das Rad nicht neu erfunden hat und wenn man mich fragt, dann gibt es eindeutig gelungenere Cinderella Retellings. Wie gesagt gefiel mir beispielsweise Geekerella besser, das sich sehr ähnlicher Elemente bedient, für mich aber eine kleine Spur realistischer war.
Autor/in: Kelly Oram Seiten: 322 Verlag: Bluefields Sprache: Englisch Reihe: 1 von 2 Wertung: 2,5 Sterne
Ich bin ehrlich, ich hab die Rezension nicht zu Ende gelesen, weil ich das Gefühl bekommen habe, dass viel zu viel aus der Story erzählt wird :/ vielleicht war das nur mein Eindruck, aber es wirkte schon sehr detailliert und hatte das Gefühl es wird einem da schon viel vorweg genommen… ich möchte das Buch nämlich auch noch gerne lesen, auch wenn ich selbst unsicher bin 🙂
Liebste Grüße
Jenny
Liebe Jenny,
du hast Recht, die Rezension ist vielleicht etwas spoilerhaft, das werde ich demnächst mal ändern. Mittlerweile weiß ich, wie ich Spoiler zum Aufklappen einbauen kann, das wusste ich im November (leider) noch nicht 😀 Danke auf jeden Fall für den Hinweis, die Rezension wird nochmal überarbeitet! 🙂
Liebe Grüße,
Katharina
Dieses Buch ist mein absolutes Lieblingsbuch und ich habe es schon ein paar mal gelesen und werde es wahrscheinlich auch noch sehr viel lesen.
Liebe Grüsse Lulu