
Eigentlich läuft es für Leah gar nicht so übel. Zumindest wenn man davon absieht, dass der Schulabschluss kurz bevor steht, alle ihre Freunde deshalb durchzudrehen scheinen und oh, und nicht zu vergessen, dass Leah es einfach nicht schafft ihren Freunden zu sagen, dass sie bisexuell ist – nicht einmal ihr schwuler bester Freund Simon weiß davon. Und als Leah merkt, dass sie in all dem Chaos um sich herum, sich vielleicht doch ausgerechnet jetzt verliebt und das ausgerechnet in jemanden, den sie nicht haben kann, ist das Drama vorprogrammiert.
Mir war gar nicht klar wie sehr ich mich auf dieses Buch gefreut habe, bis ich Leah on the Offbeat in den Händen gehalten habe. Wie gefühlt die ganze Welt fand ich Albertallis Simon vs the Homo Sapiens agenda großartig. Dennoch, war ich zunächst etwas skeptisch, denn ich fand Leah in Simons Geschichte gar nicht einmal sonderlich interessant oder sonderlich sympathisch als Charakter – etwas, das ich nach dem Lesen dieses Buches definitiv anders sehe!
Angefangen habe ich Leahs Geschichte als Hörbuch, habe aber bereits am nächsten Tag das Buch in der Buchhandlung entdeckt und konnte es dann einfach nicht nicht kaufen, weshalb ich anschließend weiter gelesen und nicht gehört habe – wobei ich das Hörbuch trotzdem empfehlen kann, ich hatte richtig Spaß damit! Leah on the Offbeat ist nur einfach so ein Buch für mich, in das ich Klebezettel stecke und Zitate markiere und das geht bei einem Hörbuch nun einmal nicht, weshalb ich froh bin, dass ich das Buch im Regal stehen habe.
I swear, people can’t wrap their minds around the concept of a fat girl who doesn’t diet. Is it that hard to believe I actually like my body? (p. 14.)
Was body positivity und Selbstliebe angeht ist Leah absolut meine Heldin. Ich fand sie großartig, wirklich. Das oben ist eines der Zitate, das bei mir hängen geblieben ist, weil es einfach so wahr ist. Hier folgt ein weiteres, bei dem ich kurz mit dem Lesen gestoppt und drüber nachgedacht habe, wieder, weil es einfach so wahr ist:
It’s like it doesn’t even matter if I like my body, because there’s always someone there to remind me I shouldn’t. You’re not fat. You look amazing. Because fat is the opposite of amazing. Got it. Thanks, Jenna’s friend! (p. 123)
(Kurzer Kontext zu dem Zitat: Das “You’re not fat. You look amazing.” hört Leah aus einer Umkleidekabine neben sich.)
Leah ist dick, ja, aber das ändert nichts daran, dass sie mit sich selbst zufrieden ist und dass sie so ist wie sie ist und das ist nun einmal eine sehr unterhaltsame Protagonistin, in die man sich super hineinversetzen kann. Leah kann sehr bissig sein, aber auf keine unangenehme Art, sie sagt ihre Meinung und steht dafür ein, selbst, wenn sie sich deshalb mit Freundinnen verkracht. Weiterhin schadet es nicht, dass die Autorin auf zahlreiche Popkultur Dinge eingeht, wie zum Beispiel Harry Potter oder auch Hamilton.
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Mein qualitativ leider nicht ganz so hochwertiger, weil mit Selbstauslöser gemachter und dementsprechend komplizierter Versuch das Cover nachzustellen. |
Besonders schön fand ich auch Leahs Beziehung zu ihrer Mutter. Die beiden sind zum einen ein witziges Duo, aber es steckte noch mehr dahinter. Obwohl nicht immer alles rund läuft bei den beiden, merkt man, dass sie sich eigentlich lieb haben und das über den kleinen Streitereien oder Gemeinheiten steht, die einem nun einmal ab und an rausrutschen.
Ein weiteres Highlight waren die Nebencharaktere, die man zum Teil schon aus Simon vs the Homo Sapiens agenda kennt und dort lieben gelernt hat, allen voran natürlich Simon, aber auch Bram und Abby. Lediglich Nick mochte ich nicht so gerne, muss ich sagen, aber das ist auch eher nebensächlich und hat dem Buch für mich keinen Abbruch getan. Aber auch neu eingeführte Charaktere wie Garrett waren super sympathisch und all diese Charaktere wiederzusehen und die neuen kennenzulernen war einfach nur richtig schön und hat total Spaß gemacht, weil es sich ein bisschen wie nach Hause kommen angefühlt hat.
Wie im Klappentext erwähnt stehen die Hauptpersonen kurz vor ihrem Schulabschluss, womit einige Ängste und Ungewissheiten verbunden sind, die man, wie ich finde, sehr gut nachvollziehen konnte. Einerseits die Frage, wohin es einen selbst verschlägt, aber auch, dass man nicht weiß, wie sich Freundschaften und Beziehungen entwickeln, ob sie halten oder man sich auseinanderlebt. Ich denke immer, dass das bei mir noch gar nicht so lange her ist, aber dann fällt mir immer ein, dass ich schon im vierten Semester bin und die Schulzeit also doch schon länger her ist als es sich anfühlt. Nichtsdestotrotz sorgt dieser Aspekt in einer Geschichte immer dafür, dass ich die Charaktere besonders gut verstehe und mit ihnen mitfiebere.
Leah on the Offbeat ist einfach ein Buch, das zum einen ein paar wichtige Themen anspricht, aber wieder einmal hat die Autorin diese auf eine so witzige und herzerwärmende Weise verpackt, dass das Lesen einfach nur Spaß macht und man gar nicht möchte, dass das Buch vorbei ist. Von mir aus hätte es auch ruhig noch ein wenig länger sein können.
Ich habe persönlich noch nicht viel über bisexuelle Charaktere gelesen, kann mich zumindest im Augenblick an kein Buch erinnern, weshalb dieser Einblick in Leahs Leben umso spannender war, beziehungsweise in Abbys, die erst einen kleinen Selbstfindungsprozess durchlaufen muss.
Autor/in: Becky Albertalli Seiten: 368 Verlag: Blazer + Bray Sprache: Englisch Reihe: Creekwood #2 Wertung: 4 Sterne