Gut, ein sehr dramatischer Titel, der mein Problem nicht hundertprozentig beschreibt, aber es ist ja irgendwie auch ein sehr dramatisches Thema. Zumindest für mich.
Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sage, aber mittlerweile gehen Happy Ends mir etwas auf die Nerven.
Zugegeben, wir müssen hier einmal differenzieren:
Ich habe nichts gegen Happy Ends an sich. Ich mag es, wenn die Charaktere, mit denen ich hunderte von Seiten durchgestanden habe, glücklich werden. Das lässt mich mit einem guten Gefühl zurück. Gerade bei Contemporary-Büchern würde es mich vermutlich ärgern, wenn die Charaktere am Ende nicht zusammen finden und ihr wohlverdientes Happy End bekommen.
Im Fantasy Bereich sehe ich das allerdings ein bisschen anders. Nicht, dass ich mich darüber beschweren würde, wenn es meinen Lieblingscharakteren am Ende gut geht, aber ich saß nun bereits mehrmals in relativ kurzer Zeit vor einem Buch und dachte: Irgendwie habe ich gehofft, dass jemand stirbt. Oder… naja, zumindest etwas mehr leidet.
(Ich weiß, dass klingt böse. Ich weiß.)
Ihr seht schon, das funktioniert bei Contemporary Geschichten selbstverständlich weniger, denn welche Gefahren stehen die Charaktere da schon durch? Außer Herzschmerz und nicht vor Langeweile im Alltag einzugehen. Aber bei Fantasy ist es etwas vollkommen anderes, die Protagonisten meistern etliche Gefahren, balancieren zum Teil auf dem Grad zwischen leichtsinnig und mutig und am Ende geht doch alles gut aus. Niemand stirbt, es wird immer ein Ausweg gefunden.
Und ich finde es einfach so schade, denn ich fiebere mit und leide mit und das tue ich gerne, aber das funktioniert einfach nicht so gut, wenn man von vornherein das Gefühl hat, die Charaktere wären alle sicher, denn es stirbt ja sowieso niemand. Es gibt Bücher, besonders bei Reihen, da rechne ich fest damit, dass ein geliebter Charakter stirbt, dass etwas Schreckliches passiert, das mich mitreißt. Denn auch wenn man unter dem Tod eines Hauptcharakters oder wichtigen Nebencharakters leidet, so schafft der Autor damit genau das, was ich von einem Buch will: Dass es mich so mitreißt, dass ich sogar um fiktive Charaktere weinen kann.
Wenn allerdings das ganze Buch die Charaktere lauter Gefahren meistern und einander aus lauter ausweglosen Situationen retten, dann kommt mir das einfach nicht sonderlich realistisch vor und ich würde mir wünschen, dass mehr Autoren das Risiko eingehen würde ihre Charaktere wirklich leiden zu lassen. Jemanden zu opfern, jemanden ein Opfer bringen zu lassen und ihn nicht im nächsten Kapitel zu retten.
Um ein paar Beispiele zu nennen führe ich zum einen Sarah J. Maas’ Reihen an, wer da also nicht auf dem neusten Stand ist sollte diesen Absatz vielleicht überspringen. Ich bin kein riesiger Fan der Autorin, zumindest nicht mehr und gerade ihre letzten Werke haben mich etwas enttäuscht. Ich denke es ging bestimmt nicht nur mir so, wenn ich sage, dass ich fest damit gerechnet habe, dass in Empire of Storms jemand sterben würde. Gut, dass Ende war dennoch fies, das hat das ganze wieder etwas wett gemacht, aber in A Court of Wings and Ruin ist genau dasselbe passiert. Es war das Finale dieser Trilogie (zumindest war es ursprünglich als solches gedacht) und es war am Ende hochdramatisch. Obwohl… naja, so dramatisch jetzt auch wieder nicht, aber ich konnte um dem Tod eines bestimmten Charakters nicht einmal trauern, denn was hat die Autorin gemacht? Ihn zurück geholt und einen zweiten noch gleich mit. Das hat mir das ganze Ende kaputt gemacht. Es wäre traurig gewesen, wenn dieser Charakter tatsächlich gestorben wäre, ja, aber ich hätte sehr gut damit Leben können. Mit diesem erzwungenen Happy End? Eher nicht.
Ähnlich ging es mir mit Kristen Ciccarellis The Last Namsara. Noch einmal, wer das Buch nicht gelesen hat darf diesen Absatz gerne überspringen.
Ich habe das Buch gestern Abend beendet und im letzten Drittel hat mich das Gefühl beschlichen, dass diese Geschichte vielleicht nicht gut ausgehen würde und das fand ich wirklich aufregend. Und es sah kurzzeitig auch so aus. Aber dann, in den letzten Kapiteln, musste die Protagonistin unbedingt gerettet werden. Ich hätte es so viel dramatischer und spannender und irgendwie auch passender gefunden, wenn sie tatsächlich hingerichtet worden wäre.
Wie gut es mir gefällt, wenn einmal nicht alles glatt und wie geplant ausgeht und dass ich damit auch sehr gut Leben und dennoch mit einem guten Gefühl aus dem Buch hinaus gehen kann, hat mir Constellation – Gegen alle Sterne von Claudia Gray gezeigt. Noch einmal eine Spoilerwarnung an dieser Stelle.
Für Noemi und Abel lief es letztendlich nicht so schlimm, wie ich erwartet habe, aber auch nicht optimal. Sie haben kein Happy End im herkömmlichen, üblichen Sinne bekommen, aber ein Ende, das mir reicht um den nächsten Band nicht lesen zu wollen. Ich wusste nicht einmal, dass es einen zweiten geben wird, als ich das Buch gelesen habe, weshalb ich mit der Geschichte in soweit gut abschließen konnte, denn ich finde das Ende gut. Die Autorin hat Charaktere geschaffen, die beiden ihren eigenen Weg gehen und nicht zusammen bleiben, weil das eben am schönsten für den Leser ist und das hat mir wahnsinnig gut gefallen.
Mir persönlich nehmen Happy Ends – nicht immer, aber immer öfter und wie gesagt auch nur bei besonders actionreichen Geschichten – fast schon die Freude an einem gelesenen Buch. Der Anfang und Mittelteil kann noch so gut sein, wenn ich am Ende doch nur da sitze und mir denke: Toll…
Ich möchte mit den Charakteren mitfiebern und Angst um sie haben, ob sie es schaffen und nicht von Anfang an davon ausgehen, dass Charakter xy ja sowieso überlebt, weil es ist nun einmal der Protagonist oder das Love Interest ist.
Ohh, ich kann das so gut nachempfinden. Bei Sarah J. Maas ist das definitiv einer der großen Punkte, die mich an ihr gestört haben – wenn bei ihr jemand getötet wird, dann sind das Nebencharaktere (ich denke nur an Crown of Midnight …), was einfach so … billig ist? Und ich gebe dir recht, das Ende von Constellation fand ich auch sehr treffend.Ein etwas unkonventionelleres Ende hatte meiner Meinung nach Daughter of the Burning City von Amanda Foody, aber der absolute Risiko-Meister ist meiner Meinung nach Sylvain Neuvel 😀 Seine Giants-Trilogie ist noch nicht abgeschlossen, aber in den bisher erschienenen Büchern bangst und trauerst du um SEHR VIELE Charaktere. Autsch. 😀
Sarah J. Maas ist mittlerweile echt so eine Sache für sich. Einerseits hänge ich an den Büchern, ACOMAF ist eines meiner Lieblingsbücher, aber alles was sie seitdem rausgebracht hat enttäuscht mich irgendwie nur und damit ruiniert sie mir die Bände die ich mag total. Und damit ist Daughter of the Burning City auf meiner Wunschliste weiter nach oben gerutscht! Ich hatte das Buch mal als Hörbuch angefangen, mochte die Sprecherin nur gar nicht, weswegen ich es zurückgegeben hatte. Mittlerweile habe ich aber schon wieder so viel Gutes gehört, dass ich es glaube ich doch bald lesen muss. Ich habe Sleeping Giants und Waking Gods im Sommer gelesen und fand sie SO. GUT! Die beiden Bücher gehören auf jeden Fall zu meinen Jahreshighlights, ich habe so mitgefiebert und freue mich total auf den letzten Band. Und habe Angst davor. Aber ich freue mich drauf 😀