
Schauspieler sind von Natur aus aufbrausend – alchemistische Geschöpfe, zusammengesetzt aus dem leicht entflammbaren Elementen Gefühl, Ego und Eifersucht. Wenn man sie erhitzte, kam manchmal Gold dabei heraus. Manchmal aber auch eine Katastrophe. (S. 75)
Nun waren wir nur noch zu dritt. James, Richard und ich. Schießpulver, Feuer, Zündschnur. […] Und dann ließ er mich alleine auf der Bühne stehen. Ich verharrte absolut reglos. Meinem Gefühl nach auch sinnlos. Eine Zündschnur ohne Feuer und nichts, was sie in Brand setzen konnte. (S. 136)
Das Verhältnis zwischen den einzelnen Charakteren, die Dynamik zwischen ihnen, die sich langsam verschiebt, ist wahnsinnig spannend zu beobachten und hat mir nur wieder einmal vor Augen geführt, wie gut Romane sein können, wenn sie hauptsächlich von den Charakteren voran getrieben werden. Auch wenn das ganze aus Olivers Sicht geschildert wird, so hat man doch das Gefühl, dass jeder der Nebencharaktere seinen Moment im Scheinwerferlicht bekommt. Am Anfang konnte ich mir die Namen partout nicht merken, aber je weiter ich gelesen habe, um so sicherer wurde ich mir, dass ich diese Namen noch lange in Erinnerung behalten würde, denn mich hat jeder einzelne Charakter auf ganz unterschiedliche Arten beeindrucken können, denn es hatte wirklich jeder eine Rolle zu spielen.
Besonders die Beziehung zwischen Oliver und James war interessant, wobei ich mich schon während ich das tippe korrigieren möchte, denn eigentlich fand ich die Beziehung zwischen jedem der einzelnen Charaktere wahnsinnig spannend. Aber gerade bei Oliver und James, beste Freunde, hatte ich immer wieder leichte Schwingungen von mehr gespürt, ohne, dass die Autorin wirklich darauf eingegangen ist, wodurch sie die Spannung durchweg gehalten hat. Das Geschehen wird aus Olivers Sicht erzählt und trotz, dass man das Gefühl hat, die Charaktere zu kennen, merkt man auch immer wieder, dass man keinem von ihnen in den Kopf gucken kann.
war definitiv, wie die Autorin Shakespeare in die Geschichte eingebunden hat, ohne, dass ich mit einem Fragezeichen im Gesicht vor dem Buch saß. Das einzige, was ich von Shakespeare bisher gelesen habe ist »Romeo und Julia«, weil wir das in der Schule im Englischunterricht durchgenommen haben, aber das war’s dann auch. Die Charaktere spielen ausschließlich in Stücken von Shakespeare und zitieren auch außerhalb dieser Stücke sehr oft Passagen. All das hat die Autorin jedoch so wunderbar in die Geschichte eingeflochten, dass man sich auch als Laie sehr gut dazwischen zurechtfinden konnte und vor allem weckt es in mir den Wunsch ein paar in dem Buch erwähnte Werke zu lesen, denn ich mag mir gar nicht vorstellen wie die Geschichte sich liest, wenn man sich selbst mit dem auseinander gesetzt hat, was die Charaktere in diesem Buch tun. Vermutlich würde vieles noch viel nachvollziehbarer werden, aber wie gesagt, ich habe mich auch ohne fundiertes Shakespeare-Wissen gut zurecht gefunden.
Ebenfalls toll fand ich, dass das Buch passend dazu, dass es von Theaterstücken handelt, selbst in Akte und Szenen unterteilt war, was der Geschichte noch einmal einen besonderen Touch gegeben hat. Ich mag es ohnehin gerne, wenn Kapitel kürzer sind, von daher war diese Aufteilung in Szenen, die häufig nicht allzu lang waren, was natürlich aber variiert hat, genau mein Ding.
Da ich jetzt genug geschwärmt habe noch einmal in aller Kürze: »Das verborgene Spiel« ist ein Buch, das einen viel größeren Hype verdient hat und ist eine Empfehlung, die von Herzen kommt.